Apple arbeitet an eigener iPhone-GPU

Es lizenziert bislang die Chipdesigns des britischen Grafikspezialisten Imagination Technologies. In spätestens zwei Jahren will Apple auf ein eigenes Grafikdesign umsteigen. Imagination bezweifelt, dass Apple das gelingen kann, ohne Patente zu verletzen und vertrauliche Informationen zu nutzen.

Apple arbeitet an eigenen Grafikprozesssoren, die in seinen künftigen iPhones und anderen Geräten zum Einsatz kommen könnten. Das meldet der britische Chipentwickler Imagination Technologies, dessen GPU-Designs der iPhone-Hersteller bislang lizenziert. Die Regularien der Londoner Börse zwangen Imagination offenbar zu dieser Mitteilung – und noch am selben Tag fiel sein Aktienkurs um über 60 Prozent.

Die-Aufnahme des SoC A8X mit von Apple angepasster PowerVR-GPU (Bild: Chipworks)Die-Aufnahme des SoC A8X mit von Apple angepasster PowerVR-GPU (Bild: Chipworks)

Apple hat demnach seine Absicht erklärt, in einem Zeitraum zwischen 15 Monaten und zwei Jahren auf die Nutzung der Imagination-Chipdesigns in seinen neuen Produkten zu verzichten und dann auch keine Lizenzzahlungen entsprechend der bisherigen Vereinbarung mehr zu leisten. Für das 1985 gegründete Unternehmen würde das bedeuten, dass es rund die Hälfte seiner bisherigen Einnahmen verliert. Im letzten Fiskaljahr, das am 30. April 2016 endete, erhielt es von Apple 60 Millionen britische Pfund – und sein gesamter Umsatz betrug 120 Millionen Pfund. Der Chipdesigner weist außerdem explizit darauf hin, dass für ihn nur minimale direkte Kosten für die Lizenzeinnahmen entstehen, die Apple laufend entrichtet.

Schon in den letzten Jahren fiel Chipexperten auf, dass Apple zwar das Design des integrierten Grafikprozessors von Imagination übernahm, ihn aber offenbar selbst weiterentwickelte. Apple erwirbt Lizenzen für die PowerVR-GPU-Kerne ähnlich wie für Prozessoren der ARM-Architektur und ist berechtigt, das Imagination-Design entsprechend den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Das sorgte etwa bei dem im iPad Air 2 erstmals verbauten System-on-a-Chip (SoC) A8X für eine unerwartet hohe Grafikleistung der von Apple angepassten GPU. Beim A9X des iPad Pro integrierte der iPhone-Hersteller überraschend einen ebenfalls weiterentwickelten Grafikprozessor mit 12 Kernen, obwohl Imagination offiziell nur Varianten mit 8 oder 16 Kernen anbot.

Apple hält selbst 8 Prozent der Anteile von Imagination und ist damit zugleich einer seiner größten Investoren. Im letzten Jahr verhandelte der iPhone-Hersteller sogar über einen Kauf von Imagination, gab dann jedoch kein Gebot für das Unternehmen ab. Nach der gescheiterten Übernahme wilderte Apple stattdessen bei Imagination und warb führende Mitarbeiter ab. Unter anderem wechselte auch der frühere Imagination-COO Jon Metcalfe als Senior Director zu Apple London. Zuvor hatte Apple schon den Vizepräsidenten für die Hardwareentwicklung bei Imagination abgeworben.

Imagination geht jedoch davon aus, dass es Apple kaum gelingen wird, eine völlig neue GPU-Architektur zu schaffen, ohne gegen seine geistigen Eigentumsrechte zu verstoßen: „Apple hat keine Belege für seine Behauptung beigebracht, dass es die Technologie von Imagination nicht mehr benötigen wird, ohne die Patente von Imagination, sein geistiges Eigentum und vertrauliche Informationen zu verletzen. Imagination hat diese Nachweise verlangt, aber Apple hat es abgelehnt, sie vorzulegen.“

Der britische Chipdesigner scheint einerseits kompromissbereit zu sein und verhandelt jetzt mit Apple über ein geändertes Abkommen über die Lizenzzahlungen. Sollte Apple aber das Abkommen tatsächlich abrupt beenden wollen, kündigen sich bereits anhaltende Patentstreitigkeiten an: „Imagination behält sich alle Rechte vor hinsichtlich Apples unautorisierter Nutzung der vertraulichen Informationen und geistigen Eigentumsrechte von Imagination.“

[mit Material von Katie Collins, CNET.com]

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