Spionagevorwürfe: Kaspersky will Programmcode US-Behörden aushändigen

CEO Eugene Kaspersky bestreitet behauptete Verbindungen zu russischen Geheimdiensten. Der Geheimdienstausschuss des US-Senats lässt sich von FBI und Heimatschutzministerium zu den Vorwürfen unterrichten. US-Politiker sehen darin "eine wichtige Frage der nationalen Sicherheit".

Eugene Kaspersky hat erneut Vorwürfe aus der US-Politik zurückgewiesen und angeboten, amerikanischen Behörden den Programmcode seiner Sicherheitsfirma zugänglich zu machen. Der Mitgründer und CEO von Kaspersky Lab hielt eine Keynote-Ansprache während der australischen CeBIT-Messe und nahm am Rande der Veranstaltung zu den anhaltenden Spionagevorwürfen Stellung.

Security (Bild: Shutterstock)

Laut Kaspersky hat niemand Belege für die Behauptung geliefert, dass Russland „Hintertüren“ in den Sicherheitslösungen von Kaspersky Lab nutze, um US-Behörden auszuspähen. Amerikanische Politiker hatten sich früher in diesem Monat sehr besorgt über den Einsatz von Kaspersky-Produkten in Behörden gezeigt – und US-Geheimdienste über mögliche Verbindungen Kasperskys zu russischen Geheimdiensten spekuliert. „Das ist eine wichtige Frage der nationalen Sicherheit“, hieß es in einem Memorandom des Geheimdienstausschusses des US-Senats. In dieser Woche ließ sich der Ausschuss von Beamten des FBI und des Heimatschutzministeriums über aktuelle Erkenntnisse zu Kaspersky Lab unterrichten.

Es wäre jedoch praktisch „Selbstmord“ von Kasperky Lab, erklärte Kaspersky gegenüber der Zeitung The Australian, wenn es irgendeinem Land bei der Einrichtung von Schwachstellen in Sicherheitssoftware helfe, die von US-Regierungsbehörden genutzt wird. „Es würde nicht nur das Unternehmen vernichten, sondern man müsste um sein Leben fürchten und in den Dschungel, zum Amazonas oder nach Siberien gehen.“

„Wenn wir Regierungsaufträge bekommen, dann werden wir in manchen Fällen gebeten, unsere Technologien offenzulegen“, sagte er weiter. „Und das tun wir.“ Die genauen Gründe für die Spionagevorwürfe kenne er nicht: „Ich weiß es es nicht genau, aber manchmal riecht es nach Leuten, denen unser Erfolg nicht gefällt.“

Ausgelöst hatte die aktuellen Vorwürfe offenbar die Verhaftung des hochrangigen Kaspersky-Mitarbeiters Ruslan Stoyanov in Russland. Stoyanov leitete bei Kaspersky die Untersuchung von Hackerangriffen und war zuvor Major einer technischen Spezialeinheit der Moskauer Polizei. Noch merkwürdiger erschien, dass gleichzeitig eine Reihe von Mitarbeitern des russischen Geheimdienstes FSB verhaftet wurden, die in der Abteilung für Cyberspionage tätig waren – und jetzt ihrerseits in Russland der Spionage beschuldigt wurden. Unter den Beschuldigten wiederum befand sich ein FSB-Major namens Dmitry Dokuchaev, der schon im Februar vom US-Justizministerium wegen Spionage angeklagt wurde – also vielleicht ein Doppelspion war. Vermutet wurde nun ein Zusammenwirken des Kaspersky-Managers Stoyanov mit dem FSB-Mann Dokuchaev.

Im Gespräch mit der australischen Zeitung bestritt Kaspersky undurchsichtige Verwicklungen mit russischen Geheimdiensten. Er verneinte grundsätzlich Vorwürfe, dass es bei Kaspersky korrupte Mitarbeiter gebe, die tatsächlich als russische Spione die Software kompromittieren. Kaspersky Lab beschäftige frühere Mitarbeiter von Sicherheitsbehörden aus Russland, Europa, Israel und weiteren Ländern. „Die Menschen kommen, weil sie einen Job wollen, und sie gehören zu den Guten“, sagte er. „Sie arbeiten nicht mehr für die staatliche Abwehr. Ich habe keinen einzigen Fall eines Mitarbeiters, der so etwas macht. Und es ist nicht möglich, Code einzuschleusen, weil unsere Leute aufpassen.“

Der Kaspersky-Chef räumte zugleich ein, dass Cyberkriminalität in Russland verbreitet und einträglich ist. Russland verfüge durch sein Bildungssystem über viele begabte Computerexperten, die häufig durch Outsourcing für westliche Unternehmen tätig seien. Unglücklicherweise entschieden sich einige für den illegalen Weg, was ihnen ein Millionenvermögen einbringen könne.

Russland sieht Kaspersky aber keineswegs als den häufigsten Ausgangspunkt von Cyberkriminalität: „Wir sehen Cyberkriminalität in jedem Land. Die häufigsten Angriffe kommen aus chinesischsprachigen Regionen. Dann gibt es Spanisch, Portugiesisch und Russisch. Aber wenn Sie von besonders professionellen Cyberkriminellen sprechen – die raffiniertesten sprechen Russisch.“

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