Vorbis-Entwickler Xiph arbeitet an neuen Audiocodecs

CELT steht kurz vor der Fertigstellung. Er weist besonders kurze Reaktionszeiten auf und könnte Internettelefonie verbessern. Als Nachfolger von Vorbis in dessen Nische gilt aber ein "Hybridcodec für Töne und Rauschen" namens Ghost.

Logo von Xiph.org

Xiph.org steht davor, mit CELT einen „Audiocodec der nächsten Generation“ fertigzustellen. Außerdem geht die Arbeit am 2007 vorübergehend eingestellten Codec Ghost jetzt weiter, wie es in einem Blogbeitrag heißt. Von der Xiph Foundation stammt auch Vorbis, der von Google in WebM genutzte Audiocodec.

Alle drei genannten Techniken dienen dazu, digitale Audiodaten zu komprimieren, sodass sie weniger Speicherplatz nutzen und sich leichter streamen lassen. Solche Codecs müssen einen vernünftigen Kompromiss aus Kompressionsrate und Qualität finden. Dazu verwenden die Programmierer zumeist mathematische Tricks und verzichten auf alle Daten, die das menschliche Ohr ohnehin nicht wahrnehmen kann.

Vorbis gilt seit Jahren zumindest in Fan-Kreisen als die bessere Alternative zu MP3. Im Gegensatz zu MP3 und AAC fallen dafür auch keine Gebühren an. Mit Googles WebM ist es erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Als möglicher Nachfolger zumindest in bestimmten Bereichen gilt „Constrained Energy Lapped Transform“, kurz CELT.

Monty Montgomery, der vor CELT schon an Vorbis gearbeitet hat, schreibt: „Stand Dezember 2010 ist der Bitstream von CELT schon fast eingefroren [und damit unveränderlich]. Er liegt der Arbeitsgruppe der IETF für Codecs als Eingangscodec vor.“ Der Bitstream soll diesen Monat seine finale Form erhalten.

CELT zu dekodieren soll weniger Leistung benötigen als Vorbis. Außerdem will Xiph die Verzögerung minimieren, die zwischen Eingang der Daten und Start des Dekodiervorgangs entsteht. Bei Vorbis vergeht hier eine Zehntelsekunde, bei CELT hat man diese Zeit auf ein Zwanzigstel gekürzt, also 5 Millisekunden. Das hört sich unwesentlich an, ist aber wichtig, um Gesprächspausen und gleichzeitiges Losreden in Netzen mit hoher Latenz zu vermeiden.

Ghost setzt wie Vorbis auf eine längere Latenzzeit – 100 Millisekunden. Montgomery schreibt: „Als erstes und wichtigstes: Ghost ist bisher Vaporware. Im Augenblick gibt es lediglich eine Sammlung von Ideen und einige Forschung im frühen Stadium. Am Ende soll ein Codec stehen, der Vorbis in seiner aktuellen Nische verbessern und ersetzen kann.“ Der dreijährige Aufschub scheint für Xiph keine große Rolle zu spielen. Vorbis sei für eine 20-jährige Laufzeit entwickelt worden, die es jetzt zur Hälfte hinter sich habe.

Eine für Ghost geplante Verbesserung ist es, eine größere Bandbreite nützlicher Bitraten anzubieten, was heißt, dass Audio bei besonders niedriger oder besonders hoher Bandbreite besser klingen würde. Außerdem will man das „Prä-Echo“ eliminieren – das Phänomen, dass Kompressionsartefakte vor dem eigentlichen Ton eintreffen.

Und schließlich soll Ghost Montgomery zufolge der erste Codec werden, der Sinustöne (reine Töne) separat von „tonlosen“ Signalen abspeichert. Damit werde es ein „hybrider Codec für Töne und Rauschen“ und lasse das „Problem überlappender Transformationstechnik“ hinter sich, unter dem die Konzeption von Audiocodecs 20 Jahre lang gelitten habe, einschließlich MP3, Vorbis und CELT.

Xiph wird hauptsächlich durch den Linuxdistributor Red Hat finanziert.

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