US-Uni mahnt Website für Vorlesungsskripte ab

Dort können Studierende ihre Notizen, aber auch Arbeitsmaterialien und Prüfungen einstellen und verkaufen. NoteUtopia behält 40 Prozent des Preises als Vermittlerprämie. Sein Gründer ist ob der Drohung "frustriert".

NoteUtopia-Gründer Ryan Stevens (Bild: privat)
NoteUtopia-Gründer Ryan Stevens (Bild: privat)

Die California State University (CSU) hat die Website NoteUtopia abgemahnt. Dort können Studenten Universitätsdokumente aller Art handeln: Vorlesungsaufzeichnungen, Aufsätze, Prüfungen oder auch Arbeitsblätter. Die Universität fordert die vor zwei Monaten gestartete Site mit einem Hinweis auf kalifornische Gesetze auf, dies sofort zu unterlassen.

In Sektion 66450 (PDF) des California Education Code ist „Verkauf oder anderweitige Verteilung oder Veröffentlichung von Aufzeichnungen zu kommerziellen Zwecken“ verboten. Kritiker wenden allerdings ein, dies widerspreche dem im First Amendment zur US-Verfassung niedergelegten Recht auf freie Meinungsäußerung.

Auf NoteUtopia sind Studenten von etwa 100 Colleges und Universitäten vertreten. Neben Kauf und Verkauf von universitären Schriftstücken aller Art gibt es dort Möglichkeiten der Zusammenarbeit und direkten Kontakt zu Lehrenden, die ebenfalls einen Account haben.

Die CSU hat ihre Studenten in einer E-Mail ebenfalls auf das Veröffentlichungsverbot hingewiesen, was einige zum Nachdenken gebracht zu haben scheint. So schreibt eine Studentin namens Melissa M. in einer Mail an NoteUtopia, die ZDNet vorliegt: „Ich möchte meinen Account mit sofortiger Wirkung schließen. Mir war nicht bewusst, dass die Mitgliedschaft in Communitys wie Ihrer gegen die Statuten meiner Universität verstößt.“ Ein anderer Student schreibt: „Heißt das, dass Sie Ihre Site schließen müssen? Das wäre traurig, es war eine gute Idee und wäre vielen Studenten eine große Hilfe gewesen.“ Ein dritter: „Bitte unternehmen Sie das Nötige, um Ihren Dienst legal zu machen.“

Die Universität untersagt NoteUtopia in ihrem Mahnschreiben auch, auf dem Campus für den Dienst zu werben. Weiter soll die Site online einen prominenten Hinweis anbringen, dass der Verkauf von Mitschriften gegen das Gesetz verstößt. Bisher gibt es nur einen kleinen Hinweis in den Nutzungsbedingungen. NoteUtopia behält 40 Prozent jedes über seine Plattform laufenden Geschäfts als Gebühr ein.

Der Gründer von NoteUtopia, Ryan Stevens, weist darauf hin, dass die Universität nirgends schreibe, seine Site sei an sich illegal. Nur für Verkaufsangebote wolle die Uni ihre Studenten ausschließen. Seiner Meinung nach hätten die Verantwortlichen durchaus erwähnen können, dass ein Upload ins Netz legal ist, wenn der Student dafür keine Gebühr verlangt. „Wir sind vor allem frustriert, dass diese Drohmail unsere Firma in ein schlechtes Licht rückt.“

Juraprofessor Lois Schwartz aus San Francisco steuert zu der Debatte eine andere Perspektive bei: „Die Prüfungen, Vorlesungen und Materialien eines Lehrenden sind sein Eigentum, die Notizen das der Studenten. Hier tritt ein Interessenkonflikt auf. Es gibt mehrere Ansprüche auf das vorliegende Material.“ Sie weist zudem darauf hin, dass Studenten ihre Skripte nicht nur bei NoteUtopia veröffentlichen, sondern häufig auch – kostenlos – in Sozialen Netzen wie Facebook.

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