Amazon Web Services nimmt sein erstes deutsches Rechenzentrum in Betrieb

Die neue Infrastruktur bildet die AWS-Region EU (Frankfurt). Es ist die elfte weltweit und neben Irland die zweite innerhalb der EU. AWS hebt vor allem den Datenschutz und die Möglichkeit hervor, personenbezogene Daten innerhalb der Landesgrenzen zu speichern.

Amazon Web Services (AWS) hat heute sein erstes Rechenzentrum auf deutschem Boden in Betrieb genommen. „AWS EU (Frankfurt)“ bildet die elfte technologische Infrastruktur-Region weltweit und die zweite Region innerhalb der Europäischen Union, zusätzlich zu „AWS EU (Ireland)“. Wie bei allen AWS-Regionen sollen sich Kunden darauf verlassen können, dass ihre Inhalte innerhalb der von ihnen gewählten Region verbleiben.

„In Deutschland kommt dem Datenschutz eine große Bedeutung zu. Daher wünschen sich unsere Kunden die Möglichkeit, personenbezogene Daten sicher innerhalb des Landes zu speichern“, teilte das Unternehmen mit. Für viele Anwender ist es jedoch nicht nur ein Wunsch, sondern gesetzliche Vorschrift, dass etwa personenbezogene Daten das Land nicht verlassen dürfen.

Die AWS-Region EU (Frankfurt) ist die elfte weltweit und neben Irland die zweite innerhalb der EU (Bild: AWS).

Neben den Zertifizierungen wie ISO 27001, SOC 1 oder PCI DSS Level 1 bietet AWS Anwendern auch eine Auftragsdatenverarbeitungsvereinbarung an, die von der EU-Datenschutzverordnung gefordert ist. Durch die räumliche Nähe entstehen für den Anwender weitere Vorteile: Anwendungen laufen performanter, weil Latenzzeiten reduziert werden. Daher liegen die Preise für die jüngste AWS-Region auch etwas höher als die anderer Regionen. AWS begründet das zudem durch die räumliche Nähe zu dem Internet-Backbone-Knoten De-CIX bei Frankfurt.

Das Rechenzentrum, das laut AWS CO2-neutral betrieben wird, ist in zwei Sicherheitszonen – so genannte Availability Zones – aufgeteilt. Diese sind über eine dedizierte Leitung miteinander verbunden. Das bedeutet, dass AWS zwei Rechenzentren betreibt, die physisch getrennt sind und auch unabhängige Stromversorgungen haben. Diese Zonen sind nicht von anderen Availability Zones abhängig.

Anwender, die hohen Wert auf Ausfallsicherheit legen, können ihre Anwendungen auch in mehreren Zonen spiegeln. Außerdem besteht die Möglichkeit, Anwendungen über mehrere AWS-Regionen hinweg zu betreiben, ohne dabei die Grenzen der EU zu verlassen. Aus Sicherheitsgründen gibt Amazon den genauen Standort der Rechenzentren nicht bekannt.

Als „kühne Attacke auf den europäischen Infrastruktur-Markt“ sieht der Forrester-Analyst Stefan Ried den jüngsten Schritt von AWS. Allerdings sei dieser auch dringend erforderlich gewesen, um zu einem regional ausgerichteten Angebot zu kommen. „Mit dieser Ankündigung adressiert AWS nicht nur die typischerweise höheren Bedenken europäischer Anwender bei rechtlichen Anforderungen und Sicherheit, sondern das Unternehmen kann damit auch mehr Glaubwürdigkeit mit den eher konservativ ausgerichteten CIOs in Europa erreichen“, so Ried. „Anwender, die sich für neue AWS EU-Region Frankfurt interessieren, sind viel mehr durch Bedenken bei der Datensicherheit motiviert, als durch eine technische Notwendigkeit. Diese neuen Rechenzentren werden es den Anwendern erlauben, auch hochverfügbare Anwendungen auf AWS laufen zu lassen, und sie können dennoch sicher sein, dass die Daten in Deutschland bleiben werden.“

Andy Jassy, Senior Vice President bei Amazon Web Services, erklärte zum Start der elften AWS-Region: „Unser europäisches Geschäft wächst weiterhin rasant. Durch die Eröffnung einer zweiten europäischen Region und ihre Lage in Deutschland ermöglichen wir deutschen Kunden, mehr Arbeitslasten nach AWS zu verlagern, europäischen Kunden, ihre Architekturen über mehrere europäische Regionen hinweg aufzubauen sowie einen besseren Ausgleich unseres substantiellen Wachstums in Europa.“

Eine ähnliche Strategie verfolgt auch Microsoft. Es will mit lokalen Rechenzentren bei den hiesigen Anwendern punkten. Und mit IBM wird ein weiterer großer Player bis Ende des Jahres ebenfalls einen zweiten Standort in Deutschland – ebenfalls in der Region Frankfurt – eröffnen. Noch ganz frisch ist zudem eine Kooperation zwischen Microsoft und IBM, in deren Rahmen die Enterprise-Anwendungen der beiden Anbieter auf Azure und SoftLayer gebracht werden sollen. Cloud-Pionier Salesforce.com hingegen will den deutschen Markt über eine Kooperation mit T-Systems versorgen.

Neben einer Reihe von Technologien von Drittherstellern wie Red Hat, Suse, Canonical, Trend Micro, Infor, SAP oder Siemens, die AWS über den Marketplace anbietet, sind ab sofort folgende Dienste in der AWS-Region EU (Frankfurt) verfügbar: Amazon Elastic Compute Cloud (Amazon EC2), Amazon Elastic Block Store (Amazon EBS), Amazon Simple Storage Service (Amazon S3), Amazon Glacier, Amazon Relational Database Service (Amazon RDS), Amazon Redshift, AWS OpsWorks, Amazon DynamoDB, Amazon Kinesis, AWS CloudHSM, Amazon Elastic MapReduce (Amazon EMR), Amazon Virtual Private Cloud (Amazon VPC), AWS Direct Connect, Amazon CloudSearch, Amazon CloudWatch, AWS Elastic Beanstalk, AWS CloudFormation, AWS CloudTrail, AWS Storage Gateway, AWS Identity and Access Management (IAM), Amazon Simple Queue Service (Amazon SQS), Amazon Simple Notification Service (Amazon SNS), Amazon Simple Workflow (SWF), Auto Scaling, Elastic Load Balancing. Nähere Informationen zu den Diensten und den Preisen finden sich auf der AWS-Website.

[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]

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Neueste Kommentare 

4 Kommentare zu Amazon Web Services nimmt sein erstes deutsches Rechenzentrum in Betrieb

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  • Am 24. Oktober 2014 um 6:28 von Steveat

    Das ist doch Augenwischerei. Die amerikanische Regierung, NSA, hat auch gestzlichen Zugriff auf europäische Rechenzentren, wenn es eine amerikanische Firma betreibt.

  • Am 24. Oktober 2014 um 6:35 von Frank Furter

    Das sind schöne Worte von Amazon. Man sollte sich aber an
    http://www.zdnet.de/88207793/bericht-nsa-sabotierte-deutschland-netzwerke-und-geraete/
    und
    http://www.zdnet.de/88207449/eu-will-safe-harbor-abkommen-mit-den-usa-erneut-pruefen/
    und
    http://www.zdnet.de/88200598/gerichtsurteil-microsoft-muss-europa-gespeicherte-daten-us-behoerden-uebergeben/ (kann auch amazon und andere treffen!)
    und …
    erinnern!
    Keine US-amerikanische Firma ist vor dem „Patriot Act“ sicher!

    • Am 27. Oktober 2014 um 9:57 von Hans im Glück

      Sehr gut!

  • Am 24. Oktober 2014 um 10:58 von IVY

    Amazon war schon oft in den negativen Schlagzeilen, ein typisch amerikanisches Unternehmen, so soll es wohl nach und nach auch bei uns einmal ablaufen.

    Wir werden sowieso abgehört, das steht doch fest, Obama hat es doch verkündet, Ausnahme Angela Merkel, die sich auch einen Dreck um unsere Privatsphäre kümmert. Das Thema ist abgeschlossen.
    Als positives Beispiel ist da MOMOX in Leipzig, da geht man recht gut mit den Mitarbeitern um, beteiligt sich an der Fahrtkosten, da gibt es den Mitarbeiter des Monats, der dann einen Urlaubstag mehr erhält, wenn man 3 x Mitarbeiter des Monats wird, dann darf man, ich glaube, 1 Monat eine Abteilung leiten, vielleicht auch um zu sehen, wen man aus dem eigenen Personal als leitende Mitarbeiter rekrutieren kann.Es gibt Getränke und Obst umsonst. Man erhält noch Festeinstellung usw.. Mein Enkelsohn arbeitet da.
    Warum zeigt man solche guten Beispiele nicht mal im Fernsehen, um den Herren Ausbeutern zu zeigen, wie es auch gehen kann !!!Denn die reden uns die „Alternativlosigkeit“ ihres Tuns ein.
    Manchmal denke ich, das will man gar nicht, weil die Reise wo ganz anders hin gehen soll.

    Ich sage jedenfalls amazon sollte sich in Deutschland anständig benehmen, ansonsten müssen reglementiert werden, denn noch sind wir nicht offiziell in der NWO, die die USA aggressiv vorantreibt, dafür den richtigen Frontmann Obama aufgebaut hat, der von Beratern aus Hochfinanz umringt ist und auch gerne mitspielt. Seine Blenderzeit geht langsam zu Ende, immer mehr Menschen, die ihn am Anfang, wie ich verehrt haben, merken, was da abläuft.

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