Siemens-Betriebsrat erwägt Arbeitszeitverkürzung

Die Kurzarbeit von bislang 20.000 Beschäftigten hat "enorm geholfen". Nach Ablauf der zwei Jahre könnten aber weitere Schwierigkeiten auf den Konzern zukommen. Personalabbau schließt die Arbeitnehmervertretung aus.

Angesichts der schweren Wirtschaftskrise ist der Siemens-Betriebsrat zu Verhandlungen über Arbeitszeitkürzungen bereit. Betriebsratschef Lothar Adler sagte in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt„: „Irgendwann werden wir vor einem Problem stehen, wenn der Abschwung anhält. Wir werden uns zu Beginn des neuen Geschäftsjahres mit der Konzernführung zusammensetzen und diskutieren, welche Maßnahmen bei einer anhaltenden Krise noch notwendig sein könnten. Wir müssen über eine Verkürzung der Arbeitszeit oder mehr Altersteilzeit sprechen.“

Auch in Berlin wollten die Betriebsräte ihre Vorschläge vortragen. „Wir wollen in der Politik eine Diskussion über eine Absenkung des Rentenalters anstoßen.“

Nach den Worten des Betriebsratschefs macht die Wirtschaftskrise dem deutschen Industrieflaggschiff weiter zu schaffen. Der rapide Abschwung habe sich verlangsamt, man sei aber noch nicht ganz unten angekommen.

Siemens hat bislang rund 20.000 der 135.000 Beschäftigten in Deutschland in Kurzarbeit geschickt. Die Verlängerung der Kurzarbeit auf 24 Monate habe dem Unternehmen „enorm geholfen“, sagte Adler, der auch im Aufsichtsrat sitzt. Er sehe aber nach Ablauf der zwei Jahre Schwierigkeiten auf Siemens zukommen.

Spekulationen über einen weiteren Personalabbau hatte er jedoch bereits am Wochenende zurückgewiesen. „Es gibt derzeit nicht den geringsten Hinweis“, so Adler gegenüber „Euro am Sonntag„. Siemens will nach der bisherigen Planung 17.000 Arbeitsplätze abbauen. Weitere 19.000 sind nach Medienberichten derzeit in Kurzarbeit.

JP-Morgan-Analyst Andreas Willi rechnet damit, dass im kommenden Geschäftsjahr rund 10.000 weitere der zuletzt 416.000 Stellen wegfallen werden, weil Siemens keine Arbeit mehr für sie habe. Der Konzern werde erst nach der Bundestagstagswahl im September seine neuen Abbaupläne verkünden.

Tatsächlich erklärte Siemens-Chef Peter Löscher der britischen Tageszeitung „The Times“ in einem Interview: „Wir sprechen hier über die schwerste Wirtschaftskrise der letzten 50 Jahre, was sowohl die Geschwindigkeit der Abwärtsbewegung als auch ihr globales Ausmaß angeht. In unserer Firma gibt es über alle Geschäftsbereiche hinweg keine verlässlichen Indikatoren, dass wir die Talsohle der Krise erreicht haben.“ Wegen Auftragsrückgängen im Bereich Energietechnik hatte der Konzern zuletzt Ende April seine Ziele gestutzt.

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