Microsoft geht gegen „neue Art der Softwarepiraterie“ vor

Es hat 50.000 Produktschlüssel gesperrt. Sie wurden als angebliche Lizenzen zur Aktivierung von Windows und Office illegal im Internet vertrieben. Tatsächlich gehörten sie jedoch meist zu zeitlich befristeten Lizenzen für Testversionen oder OEM-Lizenzen.

Microsoft hat 50.000 Produktschlüssel gesperrt, um sich nach eigenen Angaben gegen „eine neue Art von Softwarepiraterie“ zu wehren. Die 25-stelligen Zeichenketten seien im Internet als angebliche Lizenzen für die Aktivierung von Windows oder Office verkauft worden, gehörten jedoch tatsächlich meist zu zeitlich befristeten Lizenzen für Test- und Entwicklerversionen, zu Volumenlizenzen für Bildungseinrichtungen oder zu OEM-Lizenzen.

Microsoft-Schild vor Gebäude 99 des Redmond-Campus (Bild: Microsoft)

Für betrügerische Händler sei diese Art des Vertriebs offensichtlich besonders lukrativ, heißt es in einer Mitteilung von Microsoft. „Sie müssen keine gefälschten Datenträger herstellen und importieren lassen und schließen so das Risiko einer Grenzbeschlagnahmung durch den Zoll aus“, erklärt Oliver Gronau, Director Software Compliance and AntiPiracy bei Microsoft Deutschland. „Auch im Fall einer Durchsuchung werden keine gefälschten Datenträger, sondern schlimmstenfalls Listen mit Product Keys gefunden.“

Wie üblich warnt Microsoft in diesem Zusammenhang vor den Risiken bei der Verwendung gefälschter Produktschlüssel. Manipulierte Lizenzen seien nicht für Updates berechtigt, weshalb Rechner und Daten der Anwender oftmals schon nach kurzer Zeit nicht mehr wirksam vor Angriffen geschützt seien. Zudem weist der Hersteller darauf hin, dass schon manipulierte Windows-Versionen entdeckt wurden, die Schadsoftware enthielten.

„Wir warnen Anwender vor auffallend günstigen Angeboten“, so Gronau. „Wenn ein Händler eine Lizenz von Microsoft Office Professional für weniger als beispielsweise 80 Euro anbietet, sollte jeder Interessent aufhorchen. Denn diese wird von Microsoft nur im Rahmen von Volumenlizenzverträgen und speziellen Sonderprogrammen für Händler und Entwickler vertrieben und hat einen Marktwert von circa 500 Euro.“ Einzelne Händler versuchten solch einen niedrigen Preis damit zu erklären, dass es sich um „gebrauchte“ Lizenzen handle. Sie könnten aber meist weder Details zur Herkunft nennen, noch mitteilen, ob die Keys zu zeitlich unbefristeten Lizenzen gehören und in welcher Form die angeblich gebrauchte Software beim Ersterwerber gelöscht wurde. Gronau: „Grundsätzlich ist besondere Vorsicht geboten, wenn ein Händler nur einzelne Product Keys verkauft, ohne zu erklären, woher diese stammen.“

Nach eigener Aussage hat Microsoft in jüngster Zeit mehrere einstweilige Verfügungen gegen Anbieter manipulierter Lizenzen erwirkt und zahlreiche Angebote auf Handelsplattformen beenden lassen. Es ging dabei unter anderem gegen die illegale Praxis vor, Echtheitszertifikate von Geräten oder Datenträgern abzurubbeln und auf anderweitig beschaffte Datenträger oder möglicherweise sogar selbst gebrannte aufzukleben, bevor diese dann weiterverkauft werden. Dies hat jedoch nichts mit den Geschäftspraktiken von Gebrauchtsoftwarehändlern wie Usedsoft oder Preo Software gemein. Denn in Firmen genutzte Lizenzen aufzukaufen und diese dann an andere Firmen weiterzuveräußern oder Lizenzverkäufer und Lizenzkaufwillige zu vermitteln, ist eine völlig andere Sache.

Manchmal lehnt sich Microsoft in seinem Bemühen, den illegalen Markt einzudämmen, zu weit aus dem Fenster, wie es zuletzt im Mai dieses Jahres erfahren hat. Nach einer Abmahnung von Usedsoft musste es ein Youtube-Video löschen, in dem es falsche Behauptungen zum Thema Gebrauchtsoftware aufgestellt hatte.

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Themenseiten: Microsoft, Software, Urheberrecht

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