T-Mobile kämpft gegen sinkende Umsätze in Europa

Unternehmen will gegen Konkurrenz Boden gutmachen

Das Mobilfunkunternehmen T-Mobile will mit der Übernahme des österreichischen Konkurrenten Telering seine Position in Osteuropa stärken. Branchenkreise bestätigten gestern die Pläne der Telekom-Tochter. Österreich ist für das Unternehmen von großer Bedeutung. „Da viele Unternehmen Österreich als Basis für Geschäfte in Osteuropa nutzen, ist ein solides Engagement dort für T-Mobile sinnvoll“, sagt Roman Friedrich von der Beratung Booz Allen Hamilton.

Mit der Übernahme könnte T-Mobile auch den Umsatz seines Auslandsgeschäfts in Europa ankurbeln. Denn im Vergleich zu Wettbewerbern sind die Umsätze des Konzerns in der Region schlecht. „Abgesehen von den nordischen Netzbetreibern, vor allem in Schweden und Finnland, stechen die Resultate von T-Mobile verglichen mit dem Rest der Branche in Europa als auffallend schwach heraus“, urteilt James Golob von der Investmentbank Goldman Sachs. In dem strategisch bedeutenden Markt Großbritannien etwa sackte der Umsatz von T-Mobile im ersten Quartal um zehn Prozent ab, während der Gesamtmarkt um 5,5 Prozent zulegte.

In ihrer Auslandsstrategie hat sich T-Mobile in Europa auf den Osten konzentriert, wo das Unternehmen in zahlreichen Ländern mit der eigenen Marke vertreten ist. Die Mobilfunkmärkte im Osten sind weniger stark gesättigt als in Westeuropa, weshalb noch wesentlich höhere Wachstumsraten zu erzielen sind. Der Kauf von Telering könnte da helfen. Einen Kaufpreis von 1,3 Mrd. Euro halten Analysten für angemessen, weil er in dem Rahmen liegt, den andere Anbieter auch bezahlt hätten. Durch die kürzlich eingeführte Mobilfunkmasten-Steuer in Niederösterreich, die das Ergebnis der Netzbetreiber stark belastet, wurden andere Interessenten allerdings zurückgeschreckt (siehe „Handymastensteuer drückt den Preis“). Allerdings stehen die Beschäftigten von Telering einer Übernahme durch die Deutschen offenbar skeptisch gegenüber. Der Betriebsrat hat den Mutterkonzern Western Wireless aufgefordert, die Gespräche mit T-Mobile abzubrechen. Falls dies nicht bis Dienstag Mittag geschehen sei, drohte er mit Streik.

In Westeuropa ist T-Mobile in wichtigen Kernmärkten wie Italien, Frankreich oder Spanien überhaupt nicht vertreten. Hier wollen die Bonner über eine Allianz einen flächendeckenden Dienst anbieten. In der „Free Move Alliance“ haben sich im Sommer 2003 neben T-Mobile die Mobilfunknetzbetreiber Orange, Telefónica Móviles und Telecom Italia Mobile zusammengeschlossen. Ziel ist, ertragsstarken Firmenkunden einen einheitlichen Mobilfunkdienst anzubieten, der unkomplizierte Roaming-Tarife enthält. Roaming-Gebühren sind man die Kosten, die Mobilfunkbetreiber sich gegenseitig für die Nutzung ihrer Netze in Rechnung stellen. Experten bezweifeln, dass eine solche Allianz gegen Anbieter wie Vodafone bestehen kann, die in den meisten Ländern mit eigenen Netzen vertreten ist.

Ein Grund für das eher schwache Umsatzwachstum in Europa ist das Sparprogramm „Save for Growth“, das sich T-Mobile im vergangenen Jahr verordnet hat. Dazu gehören unter anderem höhere Preise für Handys, die das Unternehmen Kunden mit Guthabenkarten anbietet. „T-Mobile nahm dabei den Verlust von Marktanteilen bewusst in Kauf“, heißt es dazu im Geschäftsbericht. Durch die Übernahme des spanischen Netzbetreibers Amena hat France Télécom T-Mobile als zweitgrößten europäischen Mobilfunkbetreiber hinter Vodafone abgelöst.

Herausragend ist das Engagement der Telekom-Tochter in den USA. Der Konzern ist die einzige europäische Mobilfunkfirma, die in Nordamerika ein eigenes Netz besitzt. T-Mobile USA verzeichnet das größte Wachstum im gesamten Konzern und steuert 18 Prozent zum Umsatz der Deutschen Telekom bei. Allerdings muss die Telekom bald mehrere Milliarden Dollar in den Kauf von UMTS-Lizenzen stecken, der in den USA ansteht. Einige Experten meinen, diese Investition lohne sich für T-Mobile USA nicht, weil sie mit zehn Prozent Marktanteil nur der viertgrößte Anbieter sind.

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