64-Bit-Debatte: Viel Lärm um so gut wie nichts

Willkommen zur großen Debatte, in der es darum geht, ob Intels Itanium oder AMDs Opteron besser ist - und mit welcher Technologie die Zukunft des 64-Bit-Computing entschieden wird.

In der Hoffnung, weiteres Interesse an seiner Hybridtechnologie zu erwecken, die 32- und 64-Bit-Produkte kombiniert, lud AMD auf der Comdex Fall 2002 in Las Vegas zu einer Sitzung am Runden Tisch. Als ich da so saß und zuhörte, wie AMD-Führungskräfte, Presseleute und Anwender die Vorzüge der 64-Bit-Technologie diskutierten, hatte ich plötzlich eine Erleuchtung: Die 64-Bit-Debatte ist gar keine Debatte. Wir stellen die falschen Fragen.

Die Anwendungen und Umgebungen, die morgen 64-Bits benötigen werden, sind zum größten Teil genau die Anwendungen und Umgebungen, die schon heute 64-Bit brauchen. Dabei handelt es sich vor allem um Anwendungen, die mit großen Datenmengen arbeiten, also mit der Art von Datensätzen, die riesigen Speicherplatz benötigen und nicht mit nur 32-bit adressiert werden können.

Endanwender wie Sie und ich werden unsere Technologie nicht in eine Richtung weiterentwickeln, in der wir 64-Bit brauchen würden. Im Gegenteil: Die Anzahl derjenigen, die zu schlankeren und dedizierteren Informationsgeräten wechseln, die an einem Netzwerk hängen und von der im Netzwerk vorhandenen Rechenpower leben können, wächst ständig. Tatsächlich entwickelt sich das Netzwerk zum Computer und der Computer wird zu einem Werkzeug, an das man lieber kleinere, transportablere (und vielleicht sogar Einweg-) Geräte anschließt.

Die Einstellung, dass wir 64-Bit zur Unterstützung besserer Benutzeroberflächen bräuchten, scheint mir etwas übertrieben zu sein. Auf der Comdex hatte ich Gelegenheit, mit Führungskräften der Firma Danger zu sprechen und mit dem neuen ‚Hiptop‘ dieser Firma zu spielen, das Mobiltelefon und PDA vereint. Die Apple-ähnliche Oberfläche ist der Beweis dafür, dass es sehr wohl möglich ist, Informationsgeräte mit bahnbrechenden Benutzeroberflächen herzustellen, die keine 64-Bit benötigen und trotzdem in der Lage sind, Unmengen von Daten aus einem Netzwerk zu holen. Ich gebe hingegen zu, dass die 64-Bit-Technologie bei zukünftigen Geräten mit Spracherkennung in Echtzeit und bei Anwendererfahrungen in virtuellen Realitäten und in Spielen ganz praktisch sein könnte.

Bereits jetzt beginnen die größten Technologiehersteller von Netzwerken als einem Gebrauchsgut zu sprechen, ungefähr so wie von der Steckdose in der Wand. Microsoft nennt es ‚Information Utility‘, IBM spricht von ‚On-demand Computing‘ und Sun verwendet den Ausdruck ‚Webtone‘, der dem englischen Wort für Freizeichen (dial tone) entspricht. Schnappen Sie sich ein Telefon und stöpseln Sie es in den Anschluß – schnappen Sie sich ein Informationsgerät und stöpseln Sie es ins Netzwerk.

Die ganze so genannte 64-Bit-Debatte scheint von dem Standpunkt auszugehen, dass es Leute gibt, die nicht genug wissen, um zu wissen, dass wir 64-Bit-Computer brauchen. Wenn irgendjemand damit beginnt, 64-Bit-Computer zu bauen, dann wird vielleicht jemand anderes all die in diesem Gerät steckenden Fähigkeiten optimieren und etwas herstellen, was uns heute ganz fürchterlich fehlt, von dem wir aber noch gar nicht wissen, dass es uns fehlt. Mit anderen Worten: Anstatt die Entwickler zu bitten, aus dem gereichten kleinen Finger (dem 32-bit-Computer) eine ganze Hand zu machen, geben wir ihnen doch gleich die ganze Hand und schauen, was daraus wird.

Die Wahrheit ist, dass nur sehr wenige Leute heute tatsächlich 64-Bit-Computer benötigen. Die Entwickler haben immer noch unglaublich viel Spaß daran, Wert aus Systemen mit viel geringeren Fähigkeiten zu ziehen. Der Hiptop von Danger ist nicht das einzige Beispiel für diesen Trend. Was ist mit dem iPod von Apple? Selbst die Tablet-Computer, die auf Microsofts kürzlich angekündigter Windows X TabletPC Edition basieren, sind ein recht guter Hinweis darauf, dass die Luft aus den 32-bit-Maschinen noch längst nicht raus ist.

Vielleicht drückte es Henry Juszkiewicz, CEO von Gibson Guitars, am besten aus, als er auf AMDs Diskussion am Runden Tisch sagte: „Es ist mir völlig egal, wie viele Bits da drin stecken. Ich muss mich um die [zu lösenden] Probleme kümmern.“

Ich möchte nicht sagen, dass es heute keinen Nutzen für 64-Bit-Computer gäbe. Ist das Netzwerk der Computer, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man im Kern der Utility gewisse 64-Bit-Fähigkeiten benötigt, recht groß – tatsächlich sogar so groß, dass sie bereits eingesetzt werden. In dieser 64-Bit-Diskussion AMD versus Intel geht es nicht darum, ob diese Firmen die Welt mit 64-Bit-Computern ausstatten sollten oder nicht, oder welche Firma dafür besser positioniert ist. Firmen wie IBM und Sun stellen bereits heute 64-Bit-Computer her.

Die Diskussion dreht sich einfach nur darum, ob entweder AMD oder Intel weiterhin das tun kann, was sie vorher auch getan haben. Es geht darum, ob eines dieser Unternehmen in der Lage sein wird, Kunden, die 64-Bit wirklich benötigen, mit 64-Bit-Lösungen zu versorgen und ob diese Lösungen im Vergleich zu den heute erhältlichen Lösungen niedrigere Gesamteigentümerkosten aufweisen werden.

AMD argumentiert, dass seine Hybridsysteme einen Grad an Investitionsschutz bieten, den andere Lösungen einfach nicht liefern können. Aber Leser und Analysten weisen mich ständig darauf hin, dass die Erwerbungskosten nur einen kleinen Teil der sehr viel größeren Gesamteigentümerkosten ausmachen.

Auf jeden Fall ist dies keine Debatte, und die Sache ist nicht annähernd so kompliziert, wie einige Leute sie darstellen wollen. Es geht dabei einfach um einige neue Produkte, die ihren Eintritt in einen bestehenden Markt machen. Wenn Sie einen 64-Bit-Computer brauchen (und diejenigen, die einen brauchen, fühlen sich schon angesprochen), dann gehen Sie einfach los und kaufen Sie einen. Kaufen Sie denjenigen, der für seine Lebenszeit das beste Preis-Leistungsverhältnis liefert und der am besten zu ihren Anforderungen und Bedürfnissen passt. Zuerst sollte man sich aber absolut sicher sein, dass man wirklich einen 64-Bit-Computer braucht. So machen das alle derzeitigen Besitzer von 64-Bit-Computern. Warum sollten Sie es also nicht auch so machen?

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