„Das Open-Source-Auto ist kein Gag“

Markus Merz will ein Auto ohne Lizenzen entwerfen, und das übers Internet. Die Idee für Oscar - OS steht dabei für Open-Source - hatte er schon im Herbst 1999. ZDNet hat nachgefragt.

ZDNet: Sie führen mit Monocom eine eigene Agentur, deren Aufträge aus der Automobilindistrie kommen, explizit vom BMW-Konzern. Ist das Open-Source-Auto ein PR-Gag für ihre Agentur?

Merz: Ich bin kein Gag-Mensch, was meine Firma betrifft. Eigentlich bin ich auch gar kein Agentur-Mensch. Nein. Wir machen nicht einmal Werbung. Üblicherweise empfehlen uns die Kunden weiter. So werkeln wir schön langsam dahin. Niederbayern halt.

Zudem trenne ich meine Selbständigkeit und Oscar recht strikt. Immerhin geht es nicht nur um mich, sondern auch um einen kleinen Betrieb mit 30 Arbeitsplätzen. Wir haben auch noch nie einen Auftrag wegen Oscar bekommen. Wie viele wir nicht bekommen haben, möchte ich gar nicht wissen.

ZDNet: Haben Ihre Auftraggeber keine Probleme mit ihrer Initiative beziehungsweise mit Ihrem Oscar-Manifest?

Merz: Tatsächlich hat mich meine Tätigkeit für die Industrie durchaus zaudern lassen. Insbesondere nach dem ersten Anlauf habe ich mir das gut überlegt und die Risiken gut abgewogen. Doch bin ich, wie fast alle, nur ein ganz kleines Licht und das bläst keiner aus, nur weil es einmal ein bisschen leuchtet.

In einer Initiative wie OScar sehe ich eine Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen. Das meine ich nicht ausschließlich im technischen Sinne. Vielmehr noch ist eine soziale Bewegung und Innovation gemeint.

ZDNet: Worin besteht aus Ihrer Sicht der Geschäftszweck eines Automobilherstellers?

Merz: Rendite für die Aktionäre generieren.

ZDNet: Nein, im Ernst – immerhin sind Zulieferer heute feste Glieder einer Lieferkette, die nur die Bestandteile fertigen, sondern auch planen und entwickeln. Magna Steyr etwa entwarf den Audi TT, das Saab Cabriolet, einen Maserati und den BMW X3. Laut Prozess-Guru August Scheer besteht die Aufgabe der OEMs wie Ford, Daimler-Chrysler, BMW, VW und alle anderen darin, die Autos zusammenzubauen. Aber Norbert Walter zum Beispiel, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, widerspricht: „Nein, nicht im Zusammenschrauben. Das kann jeder“, drückt sich aber vor einer genaueren Definition.

Merz: Meiner Meinung nach liegt der Zweck darin, Marken aufzubauen, zu pflegen und zu bewahren – quasi in einer emotionalen Aufladung in den Augen der Kunden. „Zusammenschrauben“ wäre da viel zu platt. Es geht um technische Innovation, unabhängig davon ob man sie braucht, und um Markenwerte, zum Beispiel so etwas wie Dynamik. Die Montage der Autos soll dem Qualitätsanspruch der Kundschaft genügen und damit dem Preis und der Kundenerwartung an die Marke.

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