Zuckerberg: WhatsApp wird über eine Milliarde Menschen erreichen

Gegenüber Investoren rechtfertigt der Facebook-CEO den hohen Kaufpreis für den Messaging-Dienst. Er stellt die schneller als bei Facebook wachsende Nutzerzahl und die starke Verbreitung in aufstrebenden Märkten heraus. Das Social Network baut mit WhatsApp seine Strategie aus, die es mit eigenen Mobilanwendungen wie Messenger, Instagram und Paper begann.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg hat in einer Investorenkonferenz den hohen Kaufpreis für den Messaging-Dienst WhatsApp begründet, der auch für Technologiefirmen neue Maßstäbe setzt. Die schneller als bei Facebook wachsende Zahl aktiver Nutzer sowie die starke Präsenz in aufstrebenden Märkten soll demnach die vereinbarte Übernahme für insgesamt 19 Milliarden Dollar rechtfertigen.

„WhatsApp ist ein Produkt von extrem guter Qualität, für das ein unglaublich starkes Engagement und schnelles Wachstum spricht“, sagte Zuckerberg. „Es findet in den USA nicht so viel Beachtung, wie es verdient, weil die Community in Europa, Indien und Lateinamerika zu wachsen begann. WhatsApp ist aber ein sehr wichtiges und wertvolles weltweites Kommunikationsnetzwerk. Es ist die einzige weit genutzte App, die wir jemals gesehen haben, die mehr Engagement und einen höheren Anteil täglicher Nutzung erreicht als Facebook selbst.“

WhatsApp-CEO Jan Koum auf der Konferenz Dive into Mobile (Bild: Maggie Reardon/CNET).WhatsApp-CEO Jan Koum auf der Konferenz Dive into Mobile
(Bild: Maggie Reardon/CNET).

 

Zuckerberg sieht den Messaging-Dienst mit seinen monatlich 450 Millionen aktiven Nutzern bereits auf dem Weg, „innerhalb weniger Jahre über eine Milliarde Menschen weltweit“ zu erreichen. Das Unternehmen soll eigenständig bleiben und an seinem werbefreien Geschäftsmodell festhalten. Für die Nutzer werde sich rein gar nichts ändern, versicherte auch nachdrücklich WhatsApp-CEO Jan Koum in einem Blogeintrag.

„Es gäbe keine Partnerschaft zwischen unseren beiden Firmen, wenn wir Kompromisse hätten eingehen müssen bei den wichtigsten Grundsätzen, die immer unser Unternehmen, unsere Vision und unser Produkt definieren werden“, schrieb Koum. Die Übernahme werde WhatsApp weiteres Wachstum ermöglichen, während er und sein Mitgründer Brian Acton sich auf die Schaffung eines Kommunikationsdienstes konzentrieren könnten, der „so schnell, erschwinglich und persönlich wie nur möglich ist“.

Koum kam als Teenager aus der Ukraine in die USA. Er besuchte einige Jahre die San Jose State University und arbeitete dann neun Jahre lang bei Yahoo in Systemsicherheit und Infrastrukturentwicklung. Dort traf er seinen späteren Partner Acton – sie verließen 2007 Yahoo und gründeten 2009 WhatsApp. Die gleichnamige Messaging-App läuft auf allen wichtigen Mobilbetriebssystemen und etablierte sich als kostengünstige Alternative zu SMS-Nachrichten. Trotz des schnellen Erfolgs blieb Koum ungewöhnlich zurückhaltend für einen Silicon-Valley-CEO und betonte auch immer wieder seine ausgeprägte Abneigung gegen Werbung.

Facebook übernimmt WhatsAppDer Kauf von WhatsApp durch Facebook für 19 Milliarden Dollar ist die teuerste Übernahme der vergangenen Jahre im Tech-Sektor (Grafik: Statista)

 

In der Investorenkonferenz zur Übernahme berichtete Zuckerberg von Gesprächen mit Koum über zwei Jahre hinweg, bei denen es um gedanklichen Austausch gegangen sei. Doch erst am vorletzten Sonntag habe Facebook eine Partnerschaft vorgeschlagen – und schon in der letzten Woche sei eine Einigung über den Preis erzielt worden. Ende 2012 wurde jedoch schon über Verhandlungen zwischen Facebook und WhatsApp berichtet.

WhatsApp ist im ersten Jahr kostenlos und berechnet erst danach eine Jahresgebühr von 0,99 Dollar. Das Unternehmen wollte bislang nicht enthüllen, wie viele seiner 450 Millionen Nutzer bereits als zahlende Kunden nach dem ersten Jahr gewonnen wurden. Zur Rechtfertigung des exorbitanten Kaufpreises konnte Mark Zuckerberg die zu erwartenden Einnahmen eines unverändert werbefreien Dienstes daher nicht ernsthaft anführen. Er griff vielmehr immer wieder auf ähnliche Formulierungen wie bei dem kürzlich skizzierten Zehnjahresplan zurück. Facebook will demnach zunehmend weniger auf seine monolithische App bauen und stattdessen auf eine Reihe mobiler Anwendungen wie Messenger, Instagram und Paper setzen. Das Social Network hofft, auf diese Weise noch mehr Menschen weltweit zu erreichen, das Engagement der Nutzer zu vertiefen und zugleich Wettbewerber abzuwehren.

[mit Material von Jennifer Van Grove, News.com]

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