SAP-Chef Agassi über IT und die Automobilbranche

ZDNet: So wie Peoplesoft noch existiert?

Agassi: Diese Marke gibt es eigentlich nicht mehr [seit Oracle seinen früheren Konkurrenten letztes Jahr aufkaufte]. Ich glaube nicht, dass die Leute, die Peoplesoft entwickelt haben, noch dabei sind, und da stellt sich mir die Frage, ob die Erbsubstanz von Peoplesoft überhaupt noch vorhanden ist. Chrysler ist noch immer sichtbar, und vieles von dem, was Daimler-Chrysler heute ausmacht, rührt aus der Kombination der Lebendigkeit von Chrysler mit der Ingenieurskunst von Chrysler her.

ZDNet: In der Automobilindustrie gibt es ja viele genormte Teile. Ein Auto ist wie das andere, die Gewinnspannen sind gut, die Technologie ist eigentlich ausgereift. Glauben Sie, dass es sich mit der Softwarebranche ähnlich verhält?

Agassi: Toyota hat eine sehr, sehr kleine Veränderung vorgenommen: Hybridfahrzeuge. Man könnte sagen, dass sich die Automobilindustrie nicht sehr verändert hat: Man hat noch immer einen Motor, ein Fahrzeug, und man fährt auch noch immer damit. Aber ein Fahrzeug mit Hybridtechnologie auszustatten bringt große Veränderungen mit sich. Das ist Vorausschau, das ist Innovation. Wenn man die Softwarebranche nimmt, so gibt es dort Bereiche die mit Sicherheit ausgereift sind.

Ich würde heute niemandem empfehlen, sein Glück im Bereich Betriebssysteme zu versuchen. Es gibt auf diesem Feld nicht mehr viele Wachstumsmöglichkeiten. Ich glaube nicht, dass der Markt für Anwendungen bereits ausgereift ist, und ich denke, dass viele Menschen nicht begreifen, welche Möglichkeiten das Anwendungsgeschäft bietet. Dass sie es nicht begreifen, liegt daran, dass irgendjemand behauptet hat, dass man schon am Ende der Entwicklung angekommen sei. Aber wir sind nicht am Ende, wir stehen erst am Anfang.

ZDNet: Worin bestehen diese Möglichkeiten Ihrer Ansicht nach?

Agassi: Ich glaube, dass es hier in vielen Bereichen große Möglichkeiten gibt. Einer ist die Flexibilität und die Vereinfachung des Arbeitens mit den Anwendungen. Ich meine, dass diese Aufgabe noch vor uns liegt. Der Zeitraum, den eine Organisation benötigt, um ein Unternehmensumfeld aufzubauen und dieses Umfeld zu verändern, bietet uns große Möglichkeiten. Wenn man diesen Zeitraum um einen hohen Faktor verkürzt – und er kann stark verkürzt werden -, wird viel Kapital frei, das in Innovationen gesteckt werden kann.

Man kann dies in gewisser Weise an dem Betrag sehen, der für Anwendungen ausgegeben wird, sei es für Oracle oder SAP, verglichen mit dem Betrag, der für Lizenzen und Wartung ausgegeben wird, oder mit den produktbezogenen Ausgaben in diesem Markt. Wenn man diese Gleichung verändern kann, ergeben sich daraus Wachstum und Innovation in riesigen Dimensionen.

Zum Zweiten spricht man mit Blick auf das Geschäft mit Unternehmensanwendungen davon, dass wir bei SAP Prozesse erstellen und Prozesse konsumieren. Wenn man diese Gleichung einmal kurz umstellt und sagt, SAP liefert Prozesse, können diese dann von vielen Menschen genutzt werden, und es baut sich ein Ökosystem darum herum auf. Anwendungen, die zuvor die Plattform nur genutzt haben, werden nun selbst zur Plattform. So wird eine echte Innovationswelle eingeleitet.

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