Office, Mail und Multimedia: Betriebssysteme für Handhelds

Auch wenn die Lage eine Zeit lang unsicher schien, hat der Blackberry-Hersteller Research in Motion dieses Jahr seinen langen Disput mit NTP hinter sich gelassen und vor kurzem neue Versionen seiner Enterprise-Server-Software und – wichtiger noch – des Software-Developement-Kits (SDK) ausgeliefert. Und wenn es etwas gibt, was man aus dem Rechtsstreit lernen konnte, dann war es, dass sehr viele Menschen über diese Geräte Verbindung halten.

Benutzerfreundlichkeit
Der Liebling der Geschäftswelt (und vieler Regierungsstellen) würde sich kaum eines so universellen Zuspruchs erfreuen, wenn die Bedienung kompliziert wäre. Auch wenn eine Bedienung, die nur über ein Click-Wheel erfolgt ungewohnt und langsam anmutet, finden die Nutzer ausnahmslos, dass sie leicht zu erlernen ist und gut von der Hand geht. Das Fehlen von Griffel und Touchscreen – die bei anderen Handhelds fast selbstverständlich sind – macht manche Vorgänge langsamer (etwa das Anklicken eines Links auf einer Webseite), aber die beliebte integrierte Tastatur beschleunigt andere, etwa das Verfassen von E-Mails. Letztendlich mag die Bedienung des Blackberry nicht die effizienteste sein, gewiss aber ist sie am einfachsten in der Anwendung.

Hauptanwendungen
Blackberry OS ist besser bei der Kontaktdaten-Verwaltung als in der Kalenderpflege. Die Adressbuchanwendung bietet allen üblichen Komfort und zusätzlich die Möglichkeit zum Einrichten von Anrufergruppen sowie eine unübertroffene Integration in das Telefon- und das Messaging-Programm. Wenn man jemandem eine E-Mail schicken will, muss man zum Beispiel nur den Namen der betreffenden Person markieren, auf das Click-Wheel drücken und dann die Auswahl „E-Mail an Fritz Müller“ bestätigen. Weder muss die Seite der Person geöffnet werden, noch ist es nötig, sich durch Menüs hindurchzuarbeiten.

Der Kalender der Blackberry-Geräte ist im Vergleich dazu ein wenig schwerfällig, was vielleicht an der etwas seltsamen Art und Weise liegt, wie man sich zwischen den verschiedenen Tagen und Ansichten bewegt. Die Wochenansicht ist besonders umständlich: Hier muss man schon kräftig am Rad drehen, um von einem Tag zum nächsten zu gelangen. Die Kalenderanwendung an sich ist ausreichend leistungsfähig, leidet jedoch unter der Click-Wheel-Bedienung.

RIM bietet selbstverständlich auch eine Notizfunktion und eine Agenda, darüber hinaus auch eine Weckfunktion, einen Taschenrechner, einen Fotobetrachter sowie einen Passwort-Manager – alles praktische, aber eher rudimentäre Funktionen.

Desktop-Kompatibilität
Wie ein traditioneller Handheld kann auch der Blackberry mit dem PC abgeglichen werden, wobei Daten mit Outlook oder Lotus Notes ausgetauscht werden. Ermöglicht wird dies durch das im Softwarepaket enthaltene Dienstprogramm Intellisync. Natürlich bietet der Blackberry eine zuverlässige drahtlose Datensynchronisierung, bei der neue Termine, Kontaktdaten, Notizen und Aufgaben im Push-Verfahren wie E-Mails von der Firma auf den Handheld (und umgekehrt) übertragen werden können. Dies gewährt dem Blackberry einen Vorteil gegenüber Handhelds, die auf traditionellere Synchronisierungsverfahren zurückgreifen.

Office-Kompatibilität
Auch wenn das Blackberry OS die „großen Drei“ unter den Office-Anwendungen unterstützt (Word, Excel und Powerpoint), kann man die Dateien doch nur betrachten. Man kann keine neuen Dateien anlegen oder die alten in irgendeiner Form bearbeiten, was angesichts des Vorhandenseins einer voll funktionstüchtigen Tastatur überraschend ist. Auch PDF-Dateien kann das Betriebssystem öffnen, allerdings werden die meisten Grafiken und Formatierungen nicht übernommen, so dass nur wenig mehr als Text bleibt.

E-Mail
Wieso das Gerät den Spitznamen „Crackberry“ trägt? In einem Wort: E-Mail. Hierfür wurden die Geräte entwickelt, es ist also nicht wirklich überraschend, dass sie auf diesen Gebiet herausragend sind. Interessanterweise ist es nicht die E-Mail-Anwendung selbst, welche die Attraktivität der Blackberry-Handhelds ausmacht (obwohl sie bewundernswert schlank und effektiv ist), sondern vielmehr die E-Mail-Übertragung im Push-Verfahren. Neue Nachrichten müssen nicht per Hand abgerufen werden, sondern erscheinen wie von Zauberhand von selbst auf dem Gerät. Obwohl Palm und Microsoft nun ähnliche Systeme für ihre Smartphones entwickelt haben, bleibt Blackberry der unangefochtene Champion im Bereich E-Mail.

Multimedia
Da sich RIM des Rufs des Blackberry als ernsthaftes Arbeitsgerät voll bewusst ist, hat man den Geräten nur begrenzte Multimediafähigkeiten mitgegeben. Auch wenn die neusten Modelle MP3-Dateien als Klingeltöne verwenden können, gibt es keinen wirklichen Media-Player – geschweige denn ausreichend Speicher, um mehr als ein paar Musikstücke unterzubringen. Dasselbe gibt für Videos. Und das Fehlen eines Steckplatzes für Speicherkarten bedeutet, dass man selbst unter Verwendung von Drittanbieter-Software auf sehr kurze Clips beschränkt wäre. Immerhin enthält das Betriebssystem einen Fotobetrachter, wobei man mit Drittanbieterprogrammen weit mehr Möglichkeiten hat. RIM hat kürzlich angekündigt, dass zukünftige Geräte auch Multimediafunktionen wie Musik, Videos und Fotografie unterstützen werden.

Anwendungen von Drittanbietern
Softwareentwickler haben den Blackberrys nicht dieselbe Aufmerksamkeit gewidmet wie die Anwender. Nur ein paar Hundert Anwendungen von Drittanbietern sind aufzutreiben – eine verschwindend geringe Zahl, verglichen mit den Tausenden, die es für Palm, Symbian und Windows Mobile gibt. Die Grundlagen sind da – ein Passwort-Manager, ein Sudoku-Spiel, der beliebte Repligo-Dokumentenbetrachter und mehr – darüber hinaus verspricht RIM, dass nach der Veröffentlichung des neuen SDK viele neue Programme dazukommen werden. Im Moment ist die Softwareauswahl jedoch etwas dürftig.

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