Google Ventures hat 2015 gezielt weniger „Seed“-Investitionen als in früheren Jahren getätigt. Das sagte der CEO der Alphabet-Tochtergesellschaft, Bill Maris, dem Wall Street Journal. Er halte diesen Teil des Wagniskapitalmarkts für überhitzt: „Wir haben uns von Seed-Investitionen abgewandt. Ich glaube, die Chancen sind dort geringer.“
Die Seed-Phase ist die erste im Rahmen der Neugründung eines Unternehmens, wenn es nicht über einen „Angel“-Investor verfügt. Im Rahmen der Seed-Phase werden üblicherweise vergleichsweise bescheidene 250.000 bis 1 Million Dollar angestrebt.
Dadurch sei die Zahl der Investitionen von Google Ventures besonders im Bereich 100.000 bis 300.000 Dollar gesunken, erklärte Maris. Mit ihnen könne man am wenigsten ausrichten. Die Zahl der Verträge dieser Größenordnung nannte er der Zeitung nicht. Es handle sich um eine „gemeinsame Gruppenentscheidung“, einzelne Mitarbeiter von Google Ventures hätten aber grundsätzlich die Freiheit, auch Seed-Förderungen zu vereinbaren.
Die Zeitung merkt an, die Investmentfirma Andreessen Horowitz habe sich schon vor zwei Jahren aus dem Seed-Bereich zurückgezogen. Zugleich wandle sich die Auffassung, was eigentlich ein Seed sei. Bisweilen würden inzwischen Investitionen von über 5 Millionen Dollar so bezeichnet.
Als Markttrend hält Maris auch fest, dass immer mehr Start-ups Hemmungen haben, sich für einen Börsengang zu entscheiden – „aus für mich schwer verständlichen Gründen. Der IPO-Markt war zumindest für uns 2015 relativ ruhig.“ Er finde das enttäuschend: „Sie würden von der Härte und Disziplin profitieren, die der öffentliche Handel erforderlich macht.“ Maris erwartet aber auch, dass Abschreibungen aufgrund ausbleibender Börsengänge, etwa im Fall von Snapchat, bald für ein Umdenken sorgen könnten.
Höchste Priorität hatten für Google Ventures auch 2015 Medizin- und Biotechnik-Start-ups, in die es 31 Prozent des ausgegebenen Kapitals steckte. Gegenüber einem Anteil von 36 Prozent 2014 bedeutet dies allerdings einen Rückgang. Absolute Zahlen nannte Maris nicht, sagte aber, er wäre „nicht überrascht“, wenn sein Unternehmen in den nächsten fünf Jahren 1 Milliarde Dollar in diesen Sektor investieren würde.
Den größten Sprung machten Start-ups aus dem Heimanwenderbereich in seiner Jahresbilanz. 24 Prozent von Google Ventures‘ Investitionen flossen an sie – gegenüber 8 Prozent im Vorjahr. „Ich glaube nicht, dass das viel zu bedeuten hat“, sagt jedoch Maris. Solche Anteile verschöben sich immer wieder. Es komme dabei einfach nur auf günstige Gelegenheiten an.
Google Ventures ist neben Google Capital eine von zwei Investitionstöchtern von Alphabet. Das erst Anfang 2014 gegründete Capital beschäftigt sich mit bereits etablierten, stark wachsenden Firmen, das 2009 etablierte Google Ventures dagegen mit Start-ups. 2012 machte es erstmals Investitionsschwerpunkte öffentlich.
Zwei Eckzahlen der Bilanz 2015 hat Maris auch in einer kurzen Zusammenfassung genannt. Demnach investierte Google im Gesamtjahr in 39 Start-ups. Und es verwaltet ein Gesamtbudget an 2,4 Milliarden Dollar an ausgegebenen Investitionen.
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