RFID: Was heute schon geht – und was nicht funktioniert

Einen in der Öffentlichkeit bisher wesentlich weniger diskutierten, deswegen aber nicht uninteressanteren Einsatzzweck für RFID erprobte Hansgrohe. Bei dem Armaturenhersteller und Badausstatter erfolgt die Produktionssteuerung durch Kanban-Karten: Ist eine Teilebox in der Endmontage leer, wurde die zugehörige Karte bisher in eine Art Briefkasten geworfen, den ein Mitarbeiter täglich einmal geleert und zum Produktionswerk gebracht hat.

Im Projekt wurden zwar die Kanban-Karten beibehalten, aber mit RFID-Tags bestückt. Wegen der Menge der zu speichernden Informationen und dem Einsatzszenario wurden UHF-Tags (868 MHz) ausgewählt. Bei der internen Verwendung stört nicht, dass diese Tag-Klasse nicht weltweit einheitlich standardisiert ist. Die Tags kosten in der von Hansgrohe benötigten Menge (rund 4000) etwa 15 Cent pro Stück. Als Middleware verwendet der Hersteller die Auto ID Infrastructure von SAP.

Die Einsparungen entstehen einerseits durch das automatisierte Einlesen der Karten. Die bisher damit beschäftigte Person kann anderweitig eingesetzt werden. Andererseits befindet sich Hansgrohe aber auch in der glücklichen Situation, das der Hersteller einen Auftragsstau hat: Auf jedes zusätzlich produzierte Teil wartet schon ein Abnehmer, schnellere Produktion bedeutet daher auch mehr Umsatz und Gewinn. Indem die Karteninformation nun bereits beim Einwurf in den Briefkasten vom RFID-Tag ausgelesen wird, erhält die Produktion die notwendigen Informationen früher: Die Steuerung der Produktion wurde effektiver.

Dieser Aspekt gab letztlich den Ausschlag dafür, dass sich der RFID-Einsatz bei Hansgrohe trotz der vergleichsweise hohen Anschaffungskosten über drei Jahre gerechnet lohnt. Als zweiten Erfolgsfaktor machen die Verantwortlichen den Einsatz in einem geschlossenen Kreislauf aus: Dadurch müssen die RFID-Chips nur einmal angeschafft werden, und im genutzten Szenario ist zudem relativ wenig Hardware zum Einlesen notwendig. Die Fehlerquote ist vernachlässigbar: Seit dem Start im März traten lediglich an vier Tags Defekte auf – an einem davon, weil eine Gitterbox darauf abgestellt wurde.

Auch hier bestätigen die Aachener Untersuchungen die Ergebnisse der Stuttgarter Kollegen: Der Einsatz in einem geschlossenen Kreislauf – entweder firmenintern oder in einem Partnernetzwerk – würde nach ihren Berechnungen auch bei zwei ihrer Pilotpartner wesentlich zum RFID-Erfolg beitragen. Der Lebensmittelhersteller Zentis möchte die Technologie zur Verwaltung von etwa 15.000 großen Metallbehältern nutzen, die sowohl im Unternehmen als auch bei Partnern unterwegs sind. Das Universitätsklinikum Aachen will mit RFID die Verwaltung der Betten effizienter gestalten – also ebenfalls einen internen Prozess.

Themenseiten: IT-Business, Mittelstand, RFID, Strategien, Technologien

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu RFID: Was heute schon geht – und was nicht funktioniert

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *