RFID: Was heute schon geht – und was nicht funktioniert

Mit dem Stuttgarter Automobilzulieferer Behr untersuchte IPRI, ob sich die Einfach-Verwendung von RFID-Tags im Warenausgang wirtschaftlich einführen lässt. Behr liefert Fahrzeugklimatisierung und Motorkühlung an Pkw- und Nutzfahrzeughersteller. Die Schwaben beschäftigen weltweit rund 20.000 Mitarbeiter an 17 Entwicklungsstandorten in 28 Produktionswerken sowie 12 Beteiligungsgesellschaften und erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2007 rund 3,4 Milliarden Euro Umsatz.

Durchgeführt wurde der RFID-Test im Werk Neustadt, in dem täglich rund 5500 Klimaanlagen montiert und 60.000 Kunststoffteile gefertigt werden. Auch hier werden bereits Barcodes zur Identifikation eingesetzt. Das manuelle Scannen am Ende der Produktion und vor der Verladung am Warenausgang ist jedoch sehr zeitaufwändig. Mögliche Vorteile von RFID wären kürzere Scanzeiten, bessere Rückverfolgbarkeit und eine reduzierte Fehlerquote beim Versand.

Technische Probleme gäbe es bei der Lösung keine, die in speziellen Transportbehältern jeweils zu mehreren eingepackten Klimaanlagen ließen sich beim Durchfahren einer Scan-Einrichtung zu 100 Prozent korrekt erfassen. Die Zeit zur Beantwortung von Kundenrückfragen reduzierte sich dadurch um eine Stunde, die Prüfzeit um fünf Stunden pro Woche.

Dennoch verzichtet Behr auf den RFID-Einsatz, da die Kosten letztendlich die erzielbaren Einsparungen übersteigen würden. Der Grund: Die geeigneten, einmal verwendbaren RFID-Tags kosten derzeit in den von Behr benötigten Mengen (circa 1,375 Millionen pro Jahr) immer noch rund 9 Cent pro Stück. Unterm Strich wäre dadurch die RFID-Lösung jährlich rund 50.000 Euro teurer als die derzeitige Barcode-Lösung. Auch hier lautet das Fazit also: Die wirtschaftliche Ablösung eines funktionierenden Barcode-basierenden Prozesses schafft RFID nicht.

Bestätigt werden diese Ergebnisse durch eine vergleichbare Evaluierung des FIR bei der Dalli Group, einem Markenhersteller von Handelsmarken (Körperpflegeprodukte sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel). Dort wurde im Warenausgang ebenfalls darüber nachgedacht, manuelle Tätigkeiten und die Fehlerquote durch RFID zu minimieren.

Die Produkte werden mit zahlreichen unterschiedlichen Verpackungsversionen in über 30 Länder versandt. Falsch versandte Ware müsste teuer zurückgeholt werden. Untersucht wurde, ob sich RFID bereits in der Produktion zur Separierung der Länderversionen eignet.

Aber auch hier zeigte eine genaue Analyse, dass das anfänglich vermutete Potenzial mit einer RFID-Lösung nicht erreichbar ist. In diesem Fall trug jedoch während der Planungsphase die allgemeine Verbesserung von Arbeitsabläufen bereits so weit zur Fehlerreduzierung bei, dass das kleine verbleibende Fehlerrisiko die notwendigen Investitionen nicht mehr rechtfertigte.

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