SOA setzt sich in Deutschland auf leisen Sohlen durch

Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt. Der Zielerreichungsgrad von SOA-Projekten – so ein weiteres Ergebnis der Studie – ist mit einem Indexwert von 2,89 nicht wirklich berauschend. Die Studie zeigt, wo es derzeit bei SOA hakt und weshalb niemand mehr darüber spricht: So einfach sich das Konzept auf dem Papier darstellt, umso schwieriger scheint die Umsetzung zu sein.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch frühere Untersuchungen schon. Die Burton Group hat etwa ermittelt, dass 50 Prozent der gestarteten SOA-Projekte komplett scheitern. Weitere 30 Prozent werden zwar nicht als gescheitert, aber auch nicht als erfolgreich betrachtet. Interessant an dieser Studie ist aber nicht in erster Linie die Rate der Misserfolge, sondern die in Gesprächen mit SOA-Umstellern ermittelten Erfolgsfaktoren:

  • Das Projekt geht einher mit einer Unternehmens- und IT-Reorganisation, meistens kommt im Zuge dessen auch ein neuer CIO an Bord.
  • Unterstützung des Projektes durch Vorstand, Geschäftsführung oder Aufsichtsrat.
  • Einsatz agiler oder iterativer Entwicklungsmethoden.
  • Die Projekte sind eng an Geschäftsziele geknüpft und werden an deren Erreichen bewertet.
  • Es gibt definierte Finanzierungs- und Wartungsmodelle, die den Bedürfnisse des Anbieters und Kunden gerecht werden.
  • Eine einfache Architektur erleichtert es, auf qualitative Daten zuzugreifen und sie zu managen.
  • Es gibt eine Kultur des Vertrauens zwischen den IT- und Business-Verantwortlichen.

Das damals gesagte gilt auch heute noch, insbesondere für Anwender, die sich extrem umstellen müssen. In der Online-Ausgabe des Handelsblatts räumt Uwe Dumslaff, Technologie-Vorstand bei Capgemini, als einer der wenigen solche Schwierigkeiten ein. „Da haben wir gewaltig was angestiftet, ohne manchmal in letzter Konsequenz zu bedenken, ob wir vielleicht Organisationen überfordern“, wird Dumslaff zitiert.

Dennoch ist er überzeugt, dass SOA lebt: „Die dahinter stehenden Paradigmen setzen sich mehr und mehr durch.“ Es gehe jetzt darum, auf dieser Grundlage die IT und das Geschäft der Unternehmen auf zukünftige Service-Delivery-Modelle – unter anderem Software-as-a-Service sowie Cloud Services – vorzubereiten. Neben Effizienzeffekten ist das Ziel, das Geschäftspotenzial der 2.0-Technologien zu heben. „Serviceorientierte Architekturprinzipien für Business Technology sind dafür ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor.“

Flexibilität ist kein Spaß

Und die Unternehmen sind bereits auf einem guten Weg. „Heute basieren praktische alle Schnittstellen auf SOA-Prinzipien“, sagt auch Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Applications, beim Analystenhaus IDC. „Das gilt für die Schnittstellen, die die Hersteller intern für ihre eigenen Produkte nutzen genauso wie für externe.“ Flexible Umsetzungen von Business Process Management kämen praktisch ohne SOA nicht aus.

Es gibt also keine Alternative zu SOA? „Nein“, sagt Scheer. „Wenn die Entscheider darüber nachdenken, wie ihre Softwarearchitektur in den nächsten Jahren aussehen soll, dann gehört Flexibilität selbstverständlich dazu, da die Innovationsgeschwindigkeit immer mehr zunimmt.“ Es müssten daher Tools vorhanden sein, die diese Flexibilität bieten, um Prozesse überhaupt realisieren zu können.

Auch nach Scheers Meinung sind die Unternehmen auf einem guten Weg. „Die IT-Abteilungen gehen mehr und mehr dazu über, eigene Dienstleistungen als eigenständige Produkte anzubieten“, beobachtet Scheer. Das beste Beispiel sei der neue E-Brief der Post. Um das Projekt zu realisieren, reiche es nicht aus, einfach nur SAP einzuführen. „Die Unternehmen brauchen dafür Software, die Innovationen umsetzen kann. Deswegen braucht der Markt neue Integrationstools. Den Integration ist kein Spaß, sondern eine Notwendigkeit.“

Theoretische Ansätze zur IT-Planung gibt es viel. Praktische und praxiserprobte sind dagegen Mangelware. Die Beraterin Inge Hanschke hat mit dem „IT-Bebauungsmanagement“ einen entwickelt und in einem schon viel beachteten Buch vorgestellt.

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