„Das schönste Linux der Welt“: Deepin 20

Deepin steht seit wenigen Tagen in Version 2.0 zum Download zur Verfügung. Das für viele "schönste Linux der Welt" basiert auf Debian 10.5 und unterstützt die Linux-Kernel 5.4 und 5.7.

Das Deepin-Team aus Wuhan hat eine neue Version seiner Debian-basierten Linux-Distribution veröffentlicht. Deepin 20 enthält die aktualisierte Deepin-Desktop-Umgebung (DDE) und basiert auf Debian 10.5 (Codename „Buster“). Mit der Unterstützung der Linux-Kernel 5.4 (LTS) und 5.7 (Stable) wird der Hardware-Support gegenüber der Vorgängerversion 15.11 deutlich verbessert. Davon profitieren vor allem Nutzer von Ryzen-basierten PCs, die Deepin 2.0, anders als den Vorgänger, problemlos installieren können. Deepin zählt in China zu den beliebtesten Linux-Distributionen.

Deepin 2.0: Kontrollzentrum (Screenshot: ZDNet.de)Deepin 20: Dank neuer Kernel unterstützt die neue Deepin-Version auch moderne Hardware wie das Acer-Notebook Swift 3 SF314-42 mit AMD Ryzen 4700U samt integrierter Grafik (Screenshot: ZDNet.de)

Deepin 20: Design

Die neue Deepin-Desktop-Umgebung (DDE) weist deutliche Ähnlichkeiten zu macOS auf, ist allerdings wesentlich flexibler als das berühmte Vorbild. Anwender können sich entscheiden zwischen einem Dock (Designmodus) oder einer Taskleiste (Leistungsmodus). Das Dock lässt sich links, unten, rechts und oben positionieren. Anders als unter macOS klebt es nicht an den Rändern, sondern ist von diesen einige Pixel entfernt.

Deepin 20: Leistungsmodus/Design-Modus (Screenshot: ZDNet.de)

Das Dock selbst enthält nicht nur Programmsymbole, sondern auch Statusanzeigen zu Netzwerkverbindungen, Lautstärke, Akku und Bluetooth. Diese lassen sich über Plug-Ins erweitern. Ganz rechts befinden sich außerdem der Papierkorb, Ausschaltsymbol, Datum und Uhrzeit sowie das Symbol für das Benachrichtigungszentrum.

Deepin 20: Benachrichtigungen (Screenshot: ZDNet.de)

Wie das Dock bietet auch das Startmenü verschiedene Darstellungsoptionen. Standardmäßig ist eine Ansicht eingestellt, die der von Windows 7 ähnelt. Sie unterteilt Programme bei Bedarf auch in Kategorien. Das kann die von macOS nachempfundenen Launchpad-Darstellung ebenfalls, was es von der Implementierung unter macOS unterscheidet. Die klassische Launchpad-Darstellung mit Auflistung sämtlicher Programme beherrscht Deepin 20 aber ebenfalls.

Deepin 20: Konfigurationsmöglichkeiten der Anwendungs-Ansicht (Screenshot: ZDNet.de)

Natürlich darf bei einem neuen Betriebssystem in 2020 der Dark Mode nicht fehlen. Den haben die Deepin-Entwickler ebenfalls gut umgesetzt. Sämtliche direkt zur Distro zählenden Apps wie Dateimanager, Kontrollzentrum oder Bildbetrachter beherrschen die automatische Anpassung von dunklem und heller Designeinstellung. Neuere Anwendungen wie Firefox und Thunderbird, die in Deepin vorinstalliert sind, kommen mit dem Wechsel von Hell- und Dunkel-Modus, der manuell aber auch automatisch erfolgen kann, ebenfalls klar und passen ihre Oberfläche entsprechend an.

Deepin 20: Dark Mode (Screenshot: ZDNet.de)

Deepin 20: App Store, Photoshop, macOS

Deepin 20 enthält auch einen App Store. Darin sind zwar viele Programme enthalten, die aber häufig veraltetet sind. Firefox beispielsweise ist bei Deepin nur in der ESR-Version vorinstalliert. Im App Store befindet sich zwar auch eine reguläre Firefox-Version, aber nicht die aktuelle. Somit bleibt nur die manuelle Installation.

Deepin 20: Windows- und macOS-Programme lassen sich ausführen (Screenshot: ZDNet.de)

Ansonsten bietet der App Store allerdings genügend Auswahl. Dort befindet sich beispielsweise ein Programmpaket namens Play on Linux, das eine Windows-Umgebung auf Basis von Wine zur Verfügung stellt. Dadurch kann man einige ältere Windows-Anwendungen wie Photoshop CS5 nutzen. Abseits vom App Store bietet Deepin die Flexibilität einer jeder anderen Linux-Distro. So ist es beispielsweise auch möglich, macOS in einer virtuellen Umgebung zu installieren und entsprechende Anwendungen zu nutzen.

Deepin: Installation

Die Installation von Deepin 20 erfolgt über einen USB-Stick. Im Auswahlmenü muss man sich zwischen der Standardversion auf Basis des Linux-Kernel 5.4 (LTS) und dem unter „Advanced Options“ zur Verfügung stehenden Kernel 5.7 (Stable) entscheiden.

Deepin 20: Installation (Screenshot: ZDNet.de)

Deepin 20: Recovery-Option

Deepin 20 bietet außerdem eine Recovery-Option, mit der man das System wieder in den Zustand vor dem letzten Update setzen kann. Das funktioniert allerdings nur, wenn man während der Installation den gesamten Speicherplatz auswählt. Installiert man Deepin 20 hingegen auf einer bestimmten Partition, so steht dieses Feature anschließend nicht zur Verfügung.

Deepin 20: Recovery-Partition (Screenshot: ZDNet.de)

Vermutlich liegt das daran, dass die Installationsroutine bei Auswahl des gesamten Speicherplatzes dieses in mehrere Partitionen unterteilt, wovon auch eine für die Recovery-Funktion genutzt wird.

Fazit

Alles in allem zeigt Deepin 20 Linux von seiner schönsten Seite. Keine andere Distro bietet eine so schöne Oberfläche wie das chinesische Linux-Derivat. Auch in technischer Hinsicht weiß Deepin mit der Unterstützung moderner Kernel und dem Recovery-Modus zu gefallen.

Deepin 20: Multitasking (Screenshot: ZDNet.de)

Es gibt allerdings auch Mängel. Obwohl Deutsch als Benutzersprache ausgewählt werden kann, liegt bei vielen Anwendungen nur eine englische Übersetzung vor. Die versprochene bessere Integration des Fingerabdruck-Sensors konnte nicht ausprobiert werden, da auf drei Notebooks der Fingerabdruck-Sensor nicht erkannt wurde.

Themenseiten: Debian, Deepin, Linux

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Neueste Kommentare 

8 Kommentare zu „Das schönste Linux der Welt“: Deepin 20

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  • Am 17. September 2020 um 9:58 von Gast

    Danke für den Artikel. Hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm. Wenn ich mal dazu komme, werde ich mirs anschauen.

  • Am 17. September 2020 um 11:22 von mike

    Moin

    Bei aller Euphorie über das tolle Design –
    Habt Ihr auch mal auf Backdoors zum mächtigen Bruder geschaut ?

    Gerade in der aktuellen, verrückten Situation nicht unwesentlich..

    Beste

  • Am 18. September 2020 um 10:17 von Tom

    Tor Browser läuft nicht…

  • Am 18. September 2020 um 10:52 von bb

    Schöne Distribution, aber noch nicht komplett portiert. Der AppStore wirft nur chinesisch zurück, Chrome lässt sich aus dem Store nicht installieren, alle Bezeichnungen sind auf chinesisch und auch für die Erstellung eines Deepin Kontos muss man dem chinesischen mächtig sein.

  • Am 19. September 2020 um 19:19 von Tom

    Sorry, Tor funktioniert!!

  • Am 19. September 2020 um 21:57 von wilb

    Deepin mag einen schön vorkonfigurierten DE liefern aber alles mit KDE Plasma machbar. Und KDE ist dank seiner Modularität noch weiter konfigurierbar (nicht nur Desktops sondern auch Aktivitäten). Und dann noch die KDE PIM …

  • Am 26. September 2020 um 19:41 von Wolfgang Porcher

    Schönheit ist Ansichtssache, und über den Geschmack lässt sich nicht streiten.
    Ich habe bei mir 12 Linuxderivate installiert als VM und alle eingehend getestet, darunter auch Deepin 19 und Deepin 20. Da sind viele Linux-Versionen die sich bestimmt in Sachen Schönheit mindestens auf Augenhöhe sich befinden.
    Der Unterschied ist allerdings – was die Qualität betrifft und da steht Deepin 20 hintendran. 1 Hand voll an APPS aus dem hochgelobten AppShop liessen sich nicht installieren oder starteten nicht und mupte diese vom Hersteller als DEB FIle mir downloaden. Das Upgrade von der VersioN Deepin 20 Kernel 3X nach 4X misslang da Abbruch während des Upgrades. Tortz Sprache Deutsch mueesen diverse APPS mühsam auf Deutsch gestellt werden, der installierte Firefox lässt sich gar nicht einstellen auf Deutsch und die Version aus dem AppStore startet nicht. Und viele viele Dinge mehr, die derzeit und wie bei der Vorversion im wahrsten Sinne des Wortes an vielen Stellen nur chinesisch verstehen. Da bleibt von der hochgepriesenen Deepin Schönheit nichts mehr ünrig.
    Obwohl der Test mit Deepin weit hintendran erfolgte, hatte es am Längsten gebraucht um Anwnedergerecht mit den APPS und das nur annähernd zur Konkurenz fertig zu stellen- d.h. wie ein Windowsanwender alle Grund und Arbeitsprogramme startklar in Deutsch bereit zu sein.

  • Am 13. Januar 2021 um 17:04 von Thomas Ferl

    Ich arbeite seit 1995 mit Linux und habe in den Jahren nahezu jede denkbare Distribution ausprobiert. Von „Deepin“ habe ich bisher noch nie gehört und „musste“ es daher sofort neugierigerweise auf einem alten Notebook installieren…
    Was sich nach ein paar „Kennenlern-Klicks“ sagen lässt: Ganz großes Kino.
    Schön, schnell, schlank, intuitiv – zumindest das Schönste Linux, dass ich bisher gesehen habe.( Funktional muss es sich erst noch beweisen – andererseits, was soll bei einer Debian-Basis schon schiefgehen ;-)
    Leider kommt es viele Jahre zu spät, denn mit einer solchen Konkurenz hätten die Jungs aus Redmond niemals ihre unverdiente Markt-Dominanz erhalten können. Mir fällt nicht ein einziges Argument ein, warum sich ein privater Nutzer, der nicht an irgend eine spezielle Anwendung gebunden ist, für Windows entscheiden sollte….

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