SIM-Kartenkäufe in China verlangsamen sich durch Ausweispflicht

Die neue Regelung trifft Besitzer von Kiosken und Zeitungsläden. Ihnen wurde der Verkauf von Prepaid-Karten zeitweise untersagt. Nach einer "Schulung" über die neue Ausweispflicht könnten sie die SIM-Karten wieder verkaufen.

China

Im September ist in China die Ausweispflicht für Käufer von SIM-Karten in Kraft getreten. Die Regelung gilt auch für Ausländer. Nach Ansicht des Analysten Bryan Wang von Springboard Research könnte die neue Regelung den Verkauf der SIM-Karten kurzfristig behindern. Langfristig erwartet er aber Vorteile für die Provider.

In einer E-Mail an ZDNet nannte Wang den Grund für den erwarteten Rückgang der Verkäufe: Zeitungskioske und -läden dürften Prepaid-Telefonkarten im Moment nicht mehr verkaufen. Das verringere den Absatz von SIM-Karten. In einem Bericht des Nachrichtenportals People’s Daily Online heißt es, dass die Maßnahme, den Verkauf von Prepaid-Karten durch Kioskbesitzer zu verbieten, nur „temporär“ sei. Nachdem man die Geschäftsleute über die korrekte Registrierung von Kunden geschult habe, dürften sie die Prepaid-Karten wieder anbieten.

In Peking hat die Verwaltungsbehörde angeordnet, dass die Kioske SIM-Karten von China Mobile und China Telecom nicht mehr verkaufen dürfen. Wie Marbridge Consulting berichtet, sind SIM-Karten von China Unicom noch im Angebot. Die Kioskbesitzer seien aber dafür verantwortlich, „beglaubigte Fotokopien der Kundenausweise zu sammeln und sie beim System für mobile Realnamen zu registrieren“.

Der Springboard-Analyst erwartet nicht, dass viele Besitzer von Prepaid-Karten sich nachträglich bei ihren Providern registrieren werden. Das gelte vor allem für Anwender mit mehreren SIM-Karten. Nach Wangs Einschätzung sind von den 800 Millionen Verträgen wenigstens die Hälfte nicht registriert. Offizielle Medien wie People’s Daily Online sprechen von 320 Millionen Verträge, für die es keinen Identitätsnachweis gibt. Die Regierung hat für die nachträgliche Registrierung eine Frist von drei Jahren bis 2013 gesetzt.

Die Kunden seien besorgt, dass ihre persönlichen Informationen nicht sicher seien. Das sei laut Wang ein Grund, warum sie sich nicht bei ihren Providern registrierten. Man fürchte auch „schärfere Kontrollen der Regierung wie das Abhören von Telefonaten und die Beobachtung von SMS-Versand und Datenverkehr“, was den Registrierungsprozess in die Länge ziehen werde.

Wang sieht in der neuen Politik aber auch Vorteile: „Das gibt den Betreibern eine Gelegenheit, unbenutzte Nummern auszusieben“ oder Probleme mit dem Gebrauch mehrerer SIM-Karten zu lösen. Dadurch bekämen die Betreiber und die Regierung eine genauere Vorstellung davon, wie viele Mobilfunkbenutzer es eigentlich im Lande gibt.

Offiziell ist der Grund für die Ausweispflicht in China der Kampf gegen Spam und Online-Betrug. Laut People’s Daily Online bekommen chinesische Anwender im Schnitt 43,3 Nachrichten am Tag. 12 davon seien Spam. Drei Viertel der befragten Anwender würden 2,17 Yuan im Monat, etwa 25 Cent, für einen wirksamen Spamfilter zahlen.

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