In der IT-Falle: Autobauer kämpfen mit Rückrufaktionen

Etwas anders stellt sich die Situation bei Porsche in Stuttgart dar. Alle vier Rückrufaktionen der vergangenen drei Jahre waren auf mechanische Defekte zurückzuführen. Bei der vorerst letzten Aktion mussten an rund 40.000 Porsche Cayenne die Gurtschlösser auf der Rücksitzbank überprüft werden. Im elektronischen Bereich zeigt der Stuttgarter Sportwagen eine vergleichsweise geringe Anfälligkeit. „Mit 36 vernetzten Steuerfunktionen im Auto befinden wir uns in etwa auf einer Ebene mit den anderen Herstellern. Doch wir haben Prozesse und Organisationen im Unternehmen aufgesetzt, die zu weniger Fehlern in der Elektrik/Elektronik führen“, erklärt Uwe Michael, Leiter Elektrik/Elektronik bei der Porsche AG. So sitzt sein Team beispielsweise jede Woche zusammen, um frühzeitig über Software-Änderungen im Auto zu entscheiden. „In einer späten Entwicklungsphase allerdings lassen wir diese oft gar nicht mehr zu“, so Michael. Und der Porsche-Manager schiebt nach: „Außerdem bauen wir in unsere Autos keine Funktionen ein, die aberwitzig sind. Porsche-Kunden wollen ihr Auto beherrschen und nicht von ihm beherrscht werden.“

Zu dieser Erkenntnis ist auch Daimler Chrysler in Stuttgart gelangt. In einer bisher beispiellosen Aktion hat der Autoriese kürzlich 600 Funktionen aus dem Fahrzeug verbannt, „die niemand nutzt und niemandem nützen“, wie es Stephan Wolfsried, Leiter Elektrik/Elektronik, Fahrwerk bei der Daimler Chrysler AG, formuliert. Zu diesen Funktionen gehören unter anderem das automatische Schließen von Fenstern und Schiebedach bei längerer Betätigung des Umluftschalters oder die „Anti-Wummer-Stellung“ des Schiebedaches zur automatischen Vermeidung unerwünschter Windgeräusche. Auch über Funktionen wie das elektronische Bremssystem SBC denkt der Stuttgarter Konzern anscheinend nach. Gerade dieses hatte in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu weltweiten Rückrufaktionen geführt. Die (vorerst) letzte erfolgte im Mai dieses Jahres.

In der Branche findet der radikale Schritt der Schwaben keinen Widerhall. „Den Kopf in den Sand zu stecken und einfach die entsprechenden Funktionen aus dem Auto zu entfernen, kann nicht das Ziel sein“, konstatiert BMW-Sprecher Bruch. „Vielmehr muss es darum gehen, die Systeme zuverlässiger zu machen.“ Moderatere Töne schlägt dagegen Mercer-Berater Rosenich an. „Um die Qualität wieder in den Griff zu bekommen ist solch eine Maßnahme sicherlich sinnvoll. Langfristig allerdings muss die Komplexität dieser Technik beherrscht werden.“

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5 Kommentare zu In der IT-Falle: Autobauer kämpfen mit Rückrufaktionen

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  • Am 6. Oktober 2004 um 23:47 von Realist

    Total plemplem
    Wollen die Kunden nun ein Auto oder einen rollenden Elektronikschrottcontainer?

    Für ein Fahrzeug, in dem der durchschnittliche Fahrer 1-2h/Tag verbringt wird mehr Aufwand betrieben, als im Eigenheim, in dem er wesentlich mehr Zeit verbringt. Diesen Unsinn bezahle ich nicht nur bei Anschaffung, sondern büsse ich mit evtl. Pannen, höheren Wartungskosten, Preisverfall usw.

    Ich persönliche Wünsche mir ein Auto, nur ein Auto. Dies soll preisgünstig, zuverlässig!!!, reparaturfreundlich (wenns mal sein muss), und spritzig zu fahren sein; mehr nicht. Leider werden heutzutage keine "echten" Autos mehr gebaut.

    • Am 10. Oktober 2004 um 3:21 von cstu

      AW: Total plemplem
      Kaufen Sie einen Mazda MX-5. Ich tat es aus Komfortmüdigkeit und bereute es keine Sekunde. Back to the roots!

  • Am 7. Oktober 2004 um 9:44 von Horst Lüning

    Schlusslichter der Pannenstatistik
    Ich fahre einen BMW750i. Gebraucht mit 3 Jahren gekauft. Was alles kaputt war, kann man auf zwei A4 Seiten schreiben. Glücklicherweise hatte ich eine Gebrauchtwagengarantie.

    Zieht man neben der schlechten Positionierung dieser Fahrzeugklasse (auch anderer Hersteller) in der Pannenstatistik die Tatsache heran, dass alle Premium-Marken einen eigenen Pannenservice betreiben, dann hat man es mit den unzuverlässigsten Autos der Welt zu tun.

    Wie kann es sein, dass ein kleiner Toyota, gebaut im ‚angeblich qualitätsschwachen‘ Frankreich jedes deutsche Oberklasse Auto in der Pannenhäufigkeit um fast eine Größenordnung schlägt?

    Das sollte uns zu denken geben. Mein nächstes Auto (natürlich gebraucht) werde ich nach der Pannenstatistik aussuchen. Autohersteller, die die Preise in 7 Jahren mehr als verdoppeln werde ich genauso wenig in Zukunft unterstützen wie Werkstätten, die allein mit Garantie-Reparaturen auf 25% Ihres Umsatzes kommen.

    Der Branche stehen noch große Probleme ins Haus. Der Golf V ist erst der Anfang.

  • Am 8. Oktober 2004 um 9:40 von Dirk Reiber

    Rückrufaktionen wegen Serienfehler
    1.)Die Statements der Automobilhersteller gegenüber der Presse sind nicht wahr!
    Nur bereits in der "Öffentlichkeit" bekannte Mängel und Sicherheitsmängel werden meiner Meinung nach als Rückrufaktion realisiert.
    Ich selber habe Erfahrung mit einem Serienfehler (Getriebe BMW Motorrad R1100RS).
    Alle Händler leugneten diesen Serienfehler auch BMW München, obwohl es einen Reparatursatz speziell für diesen Serienfehler gibt.
    2.)Anstatt riesige Summen für Rückrufaktionen zu verschwenden, sollten die Autobauer mehr Geld in Entwicklung und Qualitätskontrolle investieren.
    Der rasante Modellwechsel kann nur zu Problemen führen. "Deutsche Markenware" wird systematisch zu unausgereiften Wegwerfprodukten abgewertet. Der Imageverlust für alle deutschen Produkte ist enorm.
    Auch die Verlagerungen der Fertigungsstätten ins Ausland verusacht massive Qualitätsprobleme. Darüber könnte man ein Buch schreiben!!

  • Am 8. Oktober 2004 um 19:20 von Bart Rudolf

    Qualität
    Ich habe mir 2002 einen gebrauchten BMW 318i E46(Bj.5/98) gekauft, mit 60000 Km.
    Ein halbes jahr später (mit 65000km) wurden vom TÜV die ausgeschlagenen Hiterachslager und Pendelstüzen bemängelt.
    Es folgten vordere Querlenker, Kühler undicht, Kühlerausgleichsbehälter gerissen(schlagartiger Kühlwasserverlust),Differentiallager defekt(extreme Lastwechselreaktionen),klemmendes Gaspedal,Lüftersteuerung der Klimaautomatik arbeitet unkontroliert(Lüfter dreht langsam,schnell nach belieben).
    Auf alle Reparaturen wurde keinerlei Gewährleistung übernommen.
    Alle Anfragen von mir wurden mit der Begründung das es auf so ein altes Auto
    keine Gewährleistung gibt abgewiesen.
    Soviel zur Premiumklasse von BMW, wobei man nach diversen Gebrautwagenbewertungen diese Fehler als Serienfehler feststellen muss.
    Ich habe vorher einen Golf 3 Gt gefahren
    bis 220000 km (12 Jahre) bei dem ausser
    Bremsen und Auspuff keine Mängel auftraten.
    Bin von BMW wirklich enttäuscht.

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