Softwarepiraterie nimmt zu

20 Hotspots für Software-Piraterie, Missbrauch und nicht-lizenzierte Nutzung von Softwareprodukten.

Ein aktueller Report von Revenera zeigt, dass China, Russland, die USA und Indien weiter an der Spitze der Länder mit nicht lizenzierten Anwendungen liegen. Deutschland, das es noch im Vorjahr 2022 auf Platz fünf schaffte, rutschte auf der unrühmlichen Liste nach unten (Platz 13). Neu in den Top Ten finden sich hingegen Iran, Vietnam und Taiwan. Die Länderliste basiert auf aggregierten Software Compliance-Daten von Revenera. Hier die komplette Liste (Stand November 2023):

 

 

Aktuelle Wirtschaftslage verschärft das Problem

Tatsächlich stehen mehr und mehr Software-Anbieter vor einer wachsende Herausforderung in Bezug auf Raubkopien. Stellte das illegale Kopieren, Verkaufen, Teilen und Weitergeben von Produkten im Vorjahr gerade einmal für 17 Prozent der Software-Hersteller ein „ernstzunehmendes Problem“ dar, so kämpfen mittlerweile 40Prozent verstärkt gegen Verstöße des IP-Schutzes.

Ein ähnlichen Aufwärtstrend lässt sich zudem in Zusammenhang mit Missbrauch von Software beobachten. Gemeint ist damit die absichtliche Manipulation bzw. Konfiguration von integrierten Lizenzierungstechnologien, um Restriktionen bei der Nutzung von Anwendungen zu umgehen.

„Die Tatsache, dass diese beiden Formen von bewussten Compliance-Verstößen im vergangenen Jahr so stark zugenommen haben, ist angesichts der momentan schwierigen Wirtschaftslage und den steigenden Preise am IT-Markt nicht ganz überraschend“, so Nicole Segerer, SVP and General Manager von Revenera. „Unternehmen stehen unter einem enormen Kostendruck. Die illegalen Marktplätze im Darknet befinden sich spätestens seit COVID-19 auf Expansionskurs und nicht alle Länder verfügen über ausreichende Schutz- bzw. IP-Gesetze, die juristische Schritte effektiv machen. Softwareanbieter brauchen hier neue Lösungsansätze, um Verstöße zu erkennen und Umsatzeinbußen zu verhindern.“

Übernutzung mehr als nur „Kavaliersdelikt“

Laut Umfrage sind Software-Piraterie und Missbrauch und die nicht-lizenzierte Nutzung von Softwareprodukten in 8 bzw. 10 Prozent der Unternehmen für fast ein Drittel der Umsatzeinbußen verantwortlich. Genaue Zahlen zu dem durch Softwarepiraterie verursachten Schaden wurden zum letzten Mal 2018 von der Business Software Alliance (BSA) erhoben. Der Branchenverband ging damals von insgesamt 46,3 Milliarden US-Dollar weltweit aus.

Neben illegalen Vertriebswegen und bewussten Lizenzmissbrauch steht mehr als ein Viertel der Software-Anbieter vor einem weiteren Problem: der Übernutzung, also der Nutzung der Software über die vertraglichen Lizenzbestimmungen hinaus. Ein klassisches Beispiel ist die gemeinsame Nutzung einer Lizenz durch mehrere Anwender, obwohl lediglich eine Single-User-Lizenz vorliegt. In manchen Fällen stellen solche Compliance-Verstöße den Versuch dar, vermeintliche unfaire Preise auf Anwenderseite zu umgehen. Oft steckt jedoch keine böse Absicht dahinter.

„In gewisser Weise ist Overuse auch auf fehlende datengetriebene Ansätze und automatisierte Lösungen zur Analyse der Nutzungsdaten zurückzuführen“, erklärt Segerer. „Anbieter verlassen sich in Sachen Compliance noch immer stark auf informelle Berichte Dritter wie dem Sales-Team, führen Audits durch oder vertrauen Whistleblowern. Compliance-spezifische Telemetriedaten werden hingegen von nur 34 Prozent der Hersteller erfasst.“ 15 Prozent der Anbietern ist gänzlich unklar, wie viel finanzieller Schaden dem eigenen Unternehmen durch Softwarepiraterie, Missbrauch und Übernutzung tatsächlich entsteht. Jeder fünfte Befragte ist sich nicht einmal sicher, welche Form von Piraterie überhaupt vorliegt.

Monetarisierung ändert sich

Um die Einnahmeverluste zu stoppen, planen daher mehr als ein Drittel der Anbieter, ihre Monetarisierung zu ändern. Das Interesse an Software-Abos, bei denen Anwender monatlich oder jährlich für die Nutzung von Software bezahlen, wächst. Das liegt zum einen daran, dass sie den Kaufpräferenzen der Kunden entsprechen. Zum anderen bieten die Abos Kunden mehr Flexibilität und ein auf beiden Seiten als fair empfundenes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Im Trend liegen zudem Token- bzw. Floating-Lizenzen, die eine nutzungsbasierte Abrechnung erlauben. Dabei ist über einen zentralen Server ein bestimmtes Kontigent an Lizenzen verfügbar, die von Nutzern abgerufen und nach getaner Arbeit wieder an den Server und damit dem nächsten Benutzer zurückgegeben werden können. Diese „elastische“ Lizenzierung bietet neben hoher Flexibilität für den Kunden auch eine bessere Kontrolle für den Anbieter.

Allerdings geht es bei der Umstellung auf neue Monetarisierungsmodelle nicht nur darum, die Einhaltung von Compliance-Richtlinien besser zu überwachen und Enforcement-Strategien schärfer durchzusetzen. Der umfassende Einblick in die Nutzung von Softwareprodukten soll Compliance- und Produkt-Managern zunächst einmal bei der Planung und Priorisierung der nächsten Schritte helfen. Dazu kann es auch gehören, Software-Piraten in zahlende Kunden zu verwandeln und Verstöße als Gesprächsaufhänger für das Up- und Cross-Selling zu nutzen, wie Segerer erklärt.

„Im Kampf gegen Softwarepiraterie stehen Anbietern unterschiedliche Optionen offen. In Ländern mit starken IP-Gesetzen lohnt sich der Blick in die Compliance- und Nutzungsdaten, um Vertriebs- und Marketinginitiativen neu auszurichten. Aber auch vor Gericht helfen die Daten, Verfahren abzukürzen und Fälle eindeutiger Softwarepiraterie zu belegen. Aggregierte Daten unserer Compliance Intelligence-Kunden zeigen, dass Anbieter auf diesem Weg Lizenzeinnahmen in Höhe von 16,2 Milliarden US-Dollar zurückholen könnten. Ein effizientes Berechtigungsmanagement sowie ein umfassendes Compliance-Programm sind dafür allerdings Grundvoraussetzung.“

 

 

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