Telegram-Verbot: Google bestätigt Ausfall einiger Dienste

Nutzer in Russland können nach der Sperrung von Millionen von IP-Adressen nur eingeschränkt auf Angebote wie Gmail und die Google-Suche zugreifen. Auch die Push-Benachrichtigungen von Android sind betroffen.

Google hat bestätigt, dass das Verbot der Messaging-App Telegram in Russland massive Folgen für die Verfügbarkeit einiger Dienste des Unternehmens in dem Land hat. Unter anderem sind die Google-Suche, der E-Mail-Dienst Gmail und auch Push-Benachrichtigungen für Android nur eingeschränkt verfügbar, weil Russland für die Umsetzung des Verbots fast 18 Millionen IP-Adressen blockiert, wie TechCrunch berichtet.

Telegram (Bild: Telegram)„Uns liegen Berichte vor, dass einige Benutzer in Russland nicht auf bestimmte Google-Produkte zugreifen können“, teilte demnach ein Google-Sprecher per E-Mail mit, ohne sich zu einzelnen Diensten zu äußern. Amazon, das ebenfalls von der Blockade betroffen ist, stand laut TechCrunch bisher nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.

Mitte April hatte ein russisches Gericht auf Antrag der Regulierungsbehörde Roskomnadsor die Sperrung von Telegram veranlasst. Das gleichnamige Unternehmen hatte sich geweigert, seine privaten Schlüssel an den Geheimdienst FSB zu übergeben. Der unterstellt eine Nutzung der App durch Terroristen und Kriminelle und will mithilfe der Schlüssel die verschlüsselte Kommunikation knacken und Nachrichten von Verdächtigen überwachen.

Telegram-Gründer Pavel Durov bezeichnete die Sperre jedoch als verfassungswidrig, da sie das Recht russischer Bürger auf private Kommunikation verletze. Er versprach den Nutzern, sie bei der weiteren Nutzung des Dienstes zu unterstützen.

Um die Sperre zu umgehen, setzt Telegram dem Bericht von TechCrunch zufolge auf eine Technik, die zuvor bereits von der Messaging-App Zello fast ein Jahr lang erfolgreich benutzt wurde, um einer Einschränkung seiner Dienste zu entgehen. Zello habe die Infrastrukturen von Google und Amazon in Anspruch genommen und laufend die verwendeten IP-Adressen gewechselt. Roskomnadsor sei schließlich dazu übergegangen, komplette Subnetzwerke von IP-Adressen zu sperren, um den Wechsel zu nicht blockierten Adressen zu erschweren. Dadurch seien ebenfalls Adressen von Google und Amazon blockiert worden, was schließlich beide Unternehmen veranlasste, Zello aufzufordern, die Technik nicht mehr anzuwenden.

Bisher zeigen sich Google und auch Amazon aber offenbar solidarisch mit Telegram und erlauben dem Unternehmen weiterhin das Katz-und-Maus-Spiel mit den russischen Behörden. Je nach Umfang der Störungen könnten sich Google und Amazon jedoch irgendwann gezwungen sehen, ihre Unterstützung für Telegram aufzugeben.

Andererseits geht Ilya Andreev, COO und Gründer von Vee Security, das Proxy-Dienste für die Umgehung solcher Sperren anbietet, davon aus, dass Russland nicht dauerhaft Millionen von IP-Adressen blockieren wird. „Russland arbeitet hart daran, in Vorbereitung auf die Fußball Weltmeisterschaft sein Ansehen bei Ausländern zu verbessern. Sie können nicht Touristen ins Land holen, die dann feststellen, dass Google in Russland nicht funktioniert.“

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