Snowden-Effekt: US-Bürger achten stärker auf Privatsphäre

34 Prozent ergreifen sogar aktiv Maßnahmen, um ihre Daten vor der Regierung zu schützen. 17 Prozent ändern ihre Privatsphäre-Einstellungen in Sozialen Netzen und 15 Prozent meiden bestimmte Apps. 13 Prozent verzichten bei ihrer Online-Kommunikation sogar auf bestimmte Begriffe.

Viele US-Bürger achten heute stärker auf ihre Privatsphäre als noch vor den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden über die Abhörprogramme des US-Auslandsgeheimdiensts National Security Agency (NSA). Das ist das Ergebnis einer Studie des Pew Research Center. Demnach haben 34 Prozent der Amerikaner, die von der staatlichen Überwachung in ihrem Land erfahren haben, mindestens eine Maßnahme ergriffen, um ihre Informationen vor den Blicken der Regierung zu schützen.

82 Prozent der US-Bürger halten das Abhören von Terrorverdächtigen für akzeptabel (Bild: Pew Research Center).82 Prozent der US-Bürger halten das Abhören von Terrorverdächtigen für akzeptabel (Bild: Pew Research Center).

31 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten schon viel von den Abhörprogrammen gehört, 56 Prozent zumindest „ein wenig“. Nur 6 Prozent sagten, sie wüssten nichts von den Programmen. Von den 87 Prozent, die von den Methoden der NSA wissen, haben 17 Prozent ihre Privatsphäre-Einstellungen bei Sozialen Medien geändert, 15 Prozent die Nutzung Sozialer Medien eingeschränkt, 15 Prozent bestimmte Apps gemieden und 13 Prozent bestimmte Anwendungen deinstalliert. Weitere 13 Prozent verzichten sogar bei ihrer Online-Kommunikation auf bestimmte Begriffe.

Je jünger Erwachsene sind und je mehr sie über die Praktiken der NSA wissen, desto höher ist laut Pew Research die Wahrscheinlichkeit, dass sie Gegenmaßnahmen ergriffen haben. Bei den Umfrageteilnehmern in der Altersgruppe unter 50 Jahren sind es beispielsweise 40 Prozent, in der Gruppe der über 50-Jährigen sind es hingegen nur 27 Prozent.

Viele Möglichkeiten, sich vor staatlicher Überwachung zu schützen, sind laut der Studie hingegen wenig bekannt oder bleiben ungenutzt. 31 Prozent der Teilnehmer wussten beispielsweise nicht, dass es Verschlüsselungstools wie Pretty Good Privacy (PGP) gibt. 46 Prozent haben eine E-Mail-Verschlüsselung nicht eingeführt oder in Betracht gezogen. Ähnlich verhält es sich auch bei alternativen Suchmaschinen, die den Suchverlauf nicht speichern, oder einem Tracking-Schutz wie Do Not Track oder Privacy Badger. Die Möglichkeit, seine Internetspuren durch Proxy-Server oder Anonymisierungsnetzwerke wie Tor zu verschleiern, sind 33 beziehungsweise 39 Prozent der US-Amerikaner nicht bekannt.

Den Abhörprogrammen an sich stehen US-Bürger gespalten gegenüber. 40 Prozent halten die Überwachung von Amerikanern im Kampf gegen den Terrorismus für akzeptabel – 57 Prozent lehnen dies grundsätzlich ab. Richtet sich die Überwachung gegen Bürger anderer Staaten, sind 57 Prozent mit dem Vorgehen der NSA einverstanden. Interessant ist, dass US-Bürger bei eigenen und ausländischen Politikern keinen Unterschied machen – jeweils 60 Prozent halten das Abhören dieser Personengruppen für zulässig.

Einigkeit besteht auch in Bezug auf Aktionen, die sich konkret gegen Terrorverdächtige richten. Hier sind 82 Prozent der Befragten für eine Überwachung und nur 15 Prozent dagegen.

Die Umfrage wurde im Auftrag des Pew Research Center zwischen dem 26. November 2014 und dem 3. Januar 2015 von der GfK Group durchgeführt. Insgesamt wurden die Fragenbögen von 475 Personen im Alter von mindestens 18 Jahren ausgewertet.

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