Project Ara: Google entwickelt modulares Smartphone

Die Entwicklung erfolgt bei der zuvor an Motorola angegliederten Forschungsabteilung ATAP, die nicht mit an Lenovo verkauft wurde. Eine Basisstruktur aus Aluminium nimmt vom Nutzer gewünschte Module auf. Die erste Konferenz für Modulentwickler findet im April statt - und Anfang 2015 soll Ara in den Verkauf kommen.

Google hat weitere Einzelheiten über das Project Ara enthüllt, mit dem es eine offene Hardwareplattform für modulare Smartphones schaffen will. Angelaufen war die Entwicklung schon vor über einem Jahr bei Motorola in dessen Forschungsabteilung ATAP (Advanced Technology and Projects), die nicht mit an Lenovo verkauft wurde. Das jetzt als Google Ara bezeichnete modulare Smartphone ist offenbar kein gewagtes Experiment mehr, vielmehr laufen schon konkrete Pläne für seine Vermarktung im nächsten Jahr an.

Ara baut auf einer Basisstruktur auf, die als Endoskelett oder einfach Endo bezeichnet wird und Module ganz nach Wunsch aufnehmen soll. Der Benutzer könnte sich etwa für ein größeres Display entscheiden, eine Tastatur oder eine zusätzliche Batterie. Auch könnten defekte Module erneuert oder innovative neue Module eingesetzt werden, um eine längere Nutzungsdauer als bei heutigen Smartphones zu ermöglichen. Der Austausch von Modulen soll während des Betriebs möglich sein und keinen Neustart erfordern.

Frühe Designs für Project Ara (Bild: Motorola)

Die Forschungsgruppe ATAP leitet Regina Dugan, zuvor Chefin von DARPA, der Forschungsbehörde der US-Streitkräfte. Auch Ara-Projektleiter Paul Eremenko ist ein früherer DARPA-Mitarbeiter. Die Forschungsabteilung ist bei Google für kühn erscheinende „Mondflug“-Projekte zuständig und soll kommerziell umsetzbare Innovationen vorantreiben. Vor Kurzem vorgestellt wurde Project Tango, das Smartphones zum Ziel hat, die ihre Umgebung in 3D erfassen können – mit einem „für Menschen typischen Verständnis von Raum und Bewegung“.

„Wir gingen der grundlegenden Frage nach, ob wir für Hardware leisten können, was Android und andere Plattformen für Software getan haben“, erkläre Eremenko im Gespräch mit Time die Motivation für das Ara-Projekt. „Was bedeutet, die Eintrittsbarriere so weit abzusenken, dass zehntausende oder hunderttausende Entwickler anstelle von nur fünf oder sechs großen Herstellern im Hardwarebereich eine Rolle spielen können.“

Eine Basisvariante des Geräts soll mit WLAN ausgerüstet und für 50 Dollar herzustellen sein. Die Nutzer könnten sie mit verschiedenen Modulen wie Kamera, Lautsprecher oder einem schnelleren Prozessor aufrüsten. Das aus Aluminium gefertigte Endoskelett kommt in drei verschiedenen Größen und sorgt für die Vernetzung der Module. Die mit Permanentmagneten festgehaltenen Module sind nur vier Millimeter dick und ermöglichen so ein komplettes Mobiltelefon, das mit insgesamt 9,7 Millimeter nicht wesentlich mehr aufträgt als etwa Samsungs Galaxy S5 (8,1 Millimeter) oder das iPhone 5S (7,6 Millimeter).

Bei der Entwicklung arbeitet Googles Forschungsabteilung mit externen Unternehmen sowie Universitäten zusammen. Zu den Projektpartnern gehört unter anderem 3D Systems, das eine neue Generation schneller 3D-Drucker vorbereitet, mit denen sich nach Nutzerwünschen anpassbare Modulgehäuse fertigen lassen.

Selbst der Verkauf der modularen Smartphones durch mobile Kioske ist schon angedacht. Die Markteinführung erfolgt voraussichtlich in einer Region, bevor es in den weltweiten Vertrieb geht. Am 15. und 16. April findet die erste Konferenz für Ara-Entwickler in Mountain View statt, auch eine kostenlose Online-Teilnahme ist vorgesehen. Voraussichtlich schon ab April soll eine Vorversion des Module Developer Kits (MDK) bereitstehen.

[mit Material von Dara Kerr, News.com]

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Neueste Kommentare 

14 Kommentare zu Project Ara: Google entwickelt modulares Smartphone

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  • Am 2. März 2014 um 23:26 von Judas Ischias

    Die Firma aus Braunschweig hieß Synapse One. Berichte stammen alle aus dem Jahr 2010. Hat sich dann wohl sang-und klanglos verabschiedet. Habe die Story nicht weiter verfolgt, da die Größe von 4 Zoll für mich nicht gereicht hat. Wen’s interessiert kann auch nach Synapse One suchen.
    Eine israelische Firma, mit Namen Modu T, hat im Oktober 2010 ein ähnliches Projekt angekündigt, ist im Endeffekt aber auch nichts draus geworden.
    Dann bleibt eben alle Hoffnung an Google hängen.

  • Am 2. März 2014 um 15:29 von Judas Ischias

    Ich bin gerade auf news.phonebloks.com gewesen, da steht irgendwo der Satz: Motorola is therefore our first partner. Da Google Motorola mal gekauft hat, kann man ja wohl schlecht von sich bedienen schreiben!
    Laut einem Bericht von Chip.de, vom 15.9.13, versucht der Designer Dave Hakkens, derzeit über die Webseite thunderclap.it, phonebloks bekannt zu machen, weil die Idee noch in der Anfangsphase ist. Mag sein dass diese Idee um etliches besser ist, als die Idee einer Firma aus Braunschweig. Diese hatte schon vor einigen Jahren angeboten Handys nach eigenen Wünschen zusam-
    men zu bauen. Ob die Idee jemals zur Ausführung gekommen ist, oder ob es die Firma überhaupt noch gibt, ist mir nicht bekannt.
    @Eiföhn,
    vielleicht mangelt es ja bei mir an Phantasie, aber ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass das gezeigte Bild etwas mit Windows Phones zu tun hätte.

    • Am 2. März 2014 um 21:01 von Schlimmer

      Ja, das Konzept kam mir auch irgendwie bekannt vor.

      Da wurde der Ideengeber vom ‚ersten Partner‘ über den Tisch gezogen? Na ja, war ja beim iOS/iPhone und Apple auch nicht anders. Was Samsung mit Hardware treibt, macht Google auf der Software und Services Seite.

      Und da wird dann mal das Konzept eines Partners übernommen. ;-)

    • Am 2. März 2014 um 21:03 von Erstaunlich ...

      … reduziert sich dein Blick doch sonst überwiegend auf das sehen ‚runder Ecken‘.

      Nokia Farben, und ein dem Kacheldesign ähnliches Muster, da muss man schon etwas schlecht sehen, wenn man das nicht zumindest kurz andenkt. ;-)

  • Am 2. März 2014 um 11:05 von Square Zero

    Welches Betriebssystem wird diese (wirklich ausgezeichnete) Idee in sich tragen?
    Android? Schade, das war’s dann für mich auch schon wieder!

    • Am 2. März 2014 um 11:57 von Ganz großes Fragezeichen

      Ja, es ist wirklich schade das Apple dazu nicht fähig ist. Aber dafür erfinden die ja ständig was anderes wieder „NEU“( Es gabe es schon, Apple verwendet es dann auch und schreibt in der Werbung „Wir haben das NEU erfunden“.)

      • Am 2. März 2014 um 14:34 von Square Zero

        Wo steht etwas von Apple? Hörensagen? Milchglaskugel? Pauschalierung, weil ICH Android FÜR MICH als nicht akzeptabel ansehe?
        Fragezeichen über Fragezeichen!

      • Am 2. März 2014 um 15:45 von Judas Ischias

        Da wird Apple aber froh sein dies nicht zu können, sonst müsste man doch grössere Geräte bauen, da es ja so viele Leute gibt die endlich mal ein großes Display benutzen wollen.

  • Am 2. März 2014 um 8:47 von Michael

    Diese Idee ist nicht neu. Wenn man sich die Seite „www.phonebloks.com“ anschaut erkennt man schnell dasselbe System. Hat sich etwa die Riesen Krake Google hier bedient??

    • Am 2. März 2014 um 19:16 von conour

      Hat Google das Start-Up Phonebloks nicht gekauft? Eher eine Weiterführung …

  • Am 2. März 2014 um 7:36 von Eifön

    Aber einfach das Bild von Phonebloks als einen leak von Google zu verkaufen find ich schon peinlich.
    Mal ehrlich .. warum sollte Google Windows Phone Smartphones bauen? :D

    • Am 2. März 2014 um 10:15 von Peter Marwan

      Hallo Eifön,
      Ihr Vorwurf ist völlig aus der Luft gegriffen: Bei dem Bild handelt es sich um ein offizielles Bild, das Google veröffentlicht hat: http://motorola-blog.blogspot.ca/2013/10/goodbye-sticky-hello-ara.html Nirgends wird von einem Leak gsprochen und die Ähnlichkeit mit Windows Phones ist möglicherweise durch die Kachelstruktur und die Farben gegeben – aber aufgrund einer äußerlichen Ähnlichkeit lässt sich noch lange nicht auf das Betriebssystem zu schließen.

      Peter Marwan
      Redaktion ZDNet

  • Am 1. März 2014 um 20:22 von Daniel

    Nie mehr zu wenig Speicherplatz, Ram ….

  • Am 1. März 2014 um 18:25 von Judas Ischias

    Wenn das wirklich klappen sollte, woran ich leider nicht so ganz glauben kann, weil da zu viele Dinge zusammenpassen müssen, dann würde ich tatsächlich mal ein Gerät besitzen was mich glücklich macht und nicht nur zufrieden!

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