No End in Sight: Ein IT-Veteran rechnet mit dem Präsidenten ab

ZDNet: Wonach bemessen Sie den Erfolg Ihres Dokumentarfilms?

Ferguson: Ich denke, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Als Erstes wünsche ich mir, dass der Film die Denkweise der Amerikaner über diesen Krieg und die Frage der weiteren Irakpolitik beeinflusst. Ich hoffe, dass der Film in dieser Hinsicht auch in politischen Kreisen Wirkung zeigt und nicht nur in der amerikanischen Öffentlichkeit. Er enthält Material, das bislang kaum bekannt war, nicht einmal Personen, die die Entwicklungen verfolgt haben.

Vor ungefähr zehn Tagen wurde der Film in Washington D.C. vor zwei Dutzend Senatoren gezeigt. Ich war dabei und war doch recht verwundert, wie viele der Senatoren von im Film gezeigten Dingen überrascht und geschockt waren… Das ist nicht das letzte Mal, dass die USA in einen Krieg ziehen. Ich hoffe aber, dass die Amerikaner beim nächsten Mal über den Einsatz ihrer Truppen besser nachdenken.

Wer diesen Film gesehen hat, begreift, dass Krieg kein Videospiel ist, und dass ohne sorgfältige Planung und Abwägung aller Schritte schreckliche Dinge geschehen.

Ich finde, es gibt bereits erste Anzeichen für die Wirkung des Films. Erst gestern Abend habe ich erfahren, dass Sid Blumenthal gerade einen Artikel auf die Salon-Website gestellt hat, in dem er sagt, dass das Weiße Haus sich allmählich Sorgen mache, dass der Film weit reichende Auswirkungen haben könnte und dass der Auftritt von Richard Armitage (früherer Vize-Außenminister der USA) in dem Film weitere hochrangige Regierungsbeamte dazu bewegen könnte, ihr Schweigen zu brechen.

ZDNet: War es für Sie schwierig, Ihren akademischen und politischen Hintergrund mit Ihren Aufgaben beim Drehen eines Films für die breite Öffentlichkeit in Einklang zu bringen?

Ferguson: Es gab Phasen, in denen ich eine gewisse Spannung zwischen meinem Polit-Ego, also der Person, die eine 454 Seiten lange Doktorarbeit geschrieben hat, und meinen Versuchen als Macher eines 102 Minuten langen Films spürte. Alles in allem würde ich aber sagen, dass mein Hintergrund in diesem Fall sehr nützlich war… Schließlich habe ich mich früher lange Zeit mit derartigen Fragen beschäftigt.

Sehr hilfreich war auch mein Talent, die Menschen dazu zu bringen, mit mir zu sprechen. So konnte ich in ihnen gegenüber glaubwürdig erscheinen.

ZDNet: Sie haben bewusst versucht, parteipolitische Aspekte aus dem Film herauszuhalten, richtig?

Ferguson: Ja, allerdings. So bezieht der Film beispielsweise nicht Position zu der Frage, ob es eine gute Idee war, Saddam Hussein durch eine militärische Aktion abzusetzen. Ich persönlich finde, dass man sich objektiv betrachtet über diese Frage streiten kann. Auf der einen Seite stellte sich heraus, dass Saddam keine Massenvernichtungswaffen besaß. Auf der anderen Seite kann man natürlich sagen, dass er sich ohne ein Eingreifen solche Waffen hätte besorgen können. Und Saddam war zweifellos ein völkermordender, gnadenloser und entsetzlicher Diktator, der bereits versucht hatte, Atomwaffen zu entwickeln. Sein Regime wurde nur durch Wirtschaftssanktionen unter Kontrolle gehalten, die für das irakische Volk einen enormen Schaden verursachten.

Ich wollte, dass der Film sich exakt an die tatsächlich vorgefallenen Ereignisse hielt. Es ging nicht darum, was man hätte tun sollen, wer Recht hatte und wer nicht, sondern darum, was wirklich geschehen ist. Übrigens sind die meisten Personen, die im Film auftreten, Republikaner.

Themenseiten: IT-Business, Strategien

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu No End in Sight: Ein IT-Veteran rechnet mit dem Präsidenten ab

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *