Breko: Breitbandziel der Bundesregierung wird nicht erreicht

2018 sollen nur maximal 85 Prozent aller Haushalte 50 MBit pro Sekunde zur Verfügung stehen. Dafür macht der Verband auch die Entscheidungen zum DSL-Vectoring verantwortlich. Bis 2020 soll sich die über das Festnetz übertragene Datenmenge nahezu vervierfachen.

Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) hat seine Breitbandstudie 2016 vorgelegt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Bundesregierung ihr Ziel, bis 2018 alle Haushalte mit einer Bandbreite von 50 Mbit pro Sekunde zu versorgen, nicht erreichen wird. Die jüngsten Entscheidungen zur Einführung des DSL-Vectoring sollen den Breitbandausbau in derzeit noch unterversorgten Gebieten sogar weiter verzögern.

Breko Logo (Bild: Breko)„Die Vectoring-II-Technologie, die nach den Vorgaben Brüssels erst nach Einführung entsprechender Vorleistungsprodukte und grundsätzlich nur vom Ex-Monopolisten in den zu weiten Teilen bereits gut versorgten Nahbereichen eingesetzt werden darf, wird den Ausbau unterm Strich verzögern, anstatt ihn im Wettbewerb zu beschleunigen“, kommentiert Nico Grove, Juniorprofessor für Infrastrukturökonomie an der Bauhaus-Universität Weimar.

Der Studie zufolge soll bei unveränderten Rahmenbedingungen im Jahr 2018 nur bis zu 85 Prozent der deutschen Haushalte ein Breitbandanschluss mit mindestens 50 MBit/s zur Verfügung stehen. Grund dafür sei, dass in den vergangenen Jahren vor allem die Deutsche Telekom in den Überbau bereits vorhandener Netze investiert habe – und nicht in das Breitbandziel der Bundesregierung.

Dem steht die Erwartung des Breko gegenüber, dass Verbraucher schon 2025 durchschnittliche Brandbreiten von 400 MBit/s im Downstream und 200 MBit/s im Upstream nachfragen werden. Aktuell liege die Standard-Downstream-Bandbreite zwischen 10 und 30 MBit/s. Anschlüsse mit mindestens 50 MBit/s seien bundesweit derzeit nur für 69,8 Prozent der Haushalte verfügbar. Führend sei Hamburg mit einem Anteil von 94,4 Prozent. Sachsen-Anhalt bilde mit 41,9 Prozent das Schlusslicht.

Die steigende Nachfrage kann nach Einschätzung des Verbands nur durch den Ausbau von Glasfasernetzen befriedigt werden. Im Gegensatz zur Deutschen Telekom setzen die alternativen Netzbetreiber laut Breko auf Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude oder bis direkt in die Wohnung. Sie seien derzeit für 80 Prozent des Glasfaserausbaus in Deutschland verantwortlich.

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Zwischen 2014 und 2015 habe sich die im Festnetz übertragene Datenmenge von 9,5 Milliarden GByte auf 11,5 Milliarden GByte erhöht, heißt es weiter in der Studie. „Dieses Datenvolumen wird sich Prognosen zufolge von 2016 bis 2020 fast vervierfachen und dann mindestens 55 Milliarden GByte betragen.“

Ein weiterer Grund, der laut Breko für den Ausbau von Glasfasernetzen spricht, ist die mobile Datennutzung. Sie finde zu mehr als 80 Prozent in WLAN-Netzen statt. Eine „hochmoderne Glasfaserinfrastruktur“ werde also nicht nur für eine „leistungsfähige Breitbandversorgung per Mobilfunk“, sondern auch für schnelle WLAN-Hotspots benötigt.

Der Verband fordert nun von der Bundesregierung die Schaffung „investitionsfördernder Rahmenbedingungen.“ Dazu zählt er Vorgaben zum Ausbau mit direkten Glasfaseranschlüssen, eine Neuausrichtung der Bundesnetzagentur auf diese Vorgaben und Maßnahmen gegen einen strategischen Überbau vorhandener Infrastrukturen. „Hier lautet die Devise des Breko: Kooperation und Open Access statt Überbau.“

Themenseiten: BREKO, Breitband, DSL, Internet

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2 Kommentare zu Breko: Breitbandziel der Bundesregierung wird nicht erreicht

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  • Am 14. September 2016 um 7:32 von Attila

    Wie sagte vor einiger Zeit unser aller Kanzlerin, Frau Merkel ?
    „Das Internet ist für uns alle noch Neuland !“
    Da hat die Dame teilweise recht.
    Ein pinkfarbener Platzhirsch bremst die Entwicklung schon seit Jahren aus, um mit überalterten Kupferdrähten die Verbraucher weiterhin abzocken zu können.

  • Am 14. September 2016 um 13:13 von All that remains

    Es wäre schön, wenn die Politiker verstehen würden, dass LTE keine Alternative zu einem richtigen Kabel ist.
    Man stelle sich vor, man muss sich die maximale Bandbreite der Zelle (nehmen wir mal 50MBit/s an) mit allen Teilnehmern im Umkreis der Zelle teilen. Das kann in den Abendstunden ja schon gar nicht gut gehen, wenn alle unterversorgten auf LTE umsteigen würden. Hinzu kommen dann noch die Smartphone Nutzer, die im LTE eingebucht sind.
    Aber das viel größere Problem liegt in dem Chancenungleichgewicht, da LTE Tarife ein SEHR beschränktes Datenvolumen beinhalten, nach dessen Nutzung man SEHR stark gedrosselt wird und im Vergleich zu einem DSL Anschluss über ein Kabel deutlich MEHR kosten.

    Als kleines Beispiel:
    Meine Internetgeschwindigkeit beträgt 384KBit/s. Ein LTE Vertrag mit 10 GB Volumen und 16MBit/s kostet ca 35€. Nach Verbrauch der 10GB fällt die Geschwindigkeit auf meine jetzt schon verfügbaren 384KBit/s. Und die 16MBit/s im Vertrag sind auch nicht garantiert, schließlich muss man sich die Geschwindigkeit mit anderen LTE Nutzern teilen. (Tarife mit mehr als 16Mbit/s und größerem Volumen sind natürlich deutlich teurer, die Drosselungsgeschwindigkeit bleibt gleich, 384KBit/s.)
    Nehmen wir einen DSL/Kabel Vertrag (ist zwar nicht verfügbar, aber ok), dann kostet der Vertrag ab 20€ für Geschwindigkeiten mit mindestens 32MBit/s und ohne oder mit DEUTLICH höherem Volumen (80GB oder höher) und einer Drosselung auf 2Mbit/s.

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