Microsoft sucht den Paradigmenwechsel

Erinnert sich noch jemand an das Motto „embrace and extend“ (aneignen und erweitern)? Es bezog sich auf die Programmierung, nicht auf Netzwerke oder Hardware. Und wie war das mit dem berühmten „Monkey-Boy“-Tanz, den einst Steve Ballmer aufführte? Er rief dabei „Entwickler, Entwickler, Entwickler!“ und nicht etwa „Netzwerktechniker und Systemadministratoren“. Man muss das Ganze aus der richtigen Perspektive sehen. Es dreht sich alles um die Programmierer. Letztlich richtet sich die gesamte IT-Branche nach den Entwicklern, und diese dienen dann schließlich (und hoffentlich) dem letztendlichen Benutzer.

Es ist ganz einfach: Nur die Programmierer versuchen, die Wünsche der Benutzer konkret umzusetzen. Alles andere ist schlicht unterstützendes Beiwerk. Ein PC ohne Software ist nutzlos. Ein Netzwerk ohne Datenverkehr ist ebenso nutzlos. Doch die Entwickler können Software für jede beliebige Plattform schreiben, die über jedes beliebige Netzwerk kommunizieren kann. Die Netzwerke selbst sind da zweitrangig. Es ist die Weiterentwicklung der Software, die den Einsatz neuer Hardware und neuer Netzwerke ermöglicht, und nicht die Verfügbarkeit von Systemen für neue Software. Dem Benutzer ist es egal, ob eine Power-PC- oder eine x86-CPU verwendet wird. Entscheidend ist für ihn nur, dass die von ihm benötigten Anwendungen ausführbar sind. Gleiches gilt für Netzwerk-Technologien.

Microsoft setzt daher vor allem auf Entwicklungstools und nicht auf die Betriebssysteme oder die Hardware. Wie sieht die Betriebssystemstrategie von Microsoft aus? Die einzige Vorgabe des Unternehmens lautet: „Die Benutzer werden bei Windows bleiben.“ Was die Hardware anbelangt, verkauft das Unternehmen weiterhin Mäuse und Tastaturen und arbeitet bereitwillig mit jedem Hardware-Anbieter zusammen, sofern dies profitabel erscheint. Und die Entwicklung? Microsoft hat so viele Leute eingestellt, dass sich das Unternehmen mittlerweile sogar für eine Ausweitung der Visa-Vergabe an hochqualifizierte Personen in den USA einsetzt.

Es genügt ein Blick auf die Forschungs-Website von Microsoft, um zu erkennen, woran das Unternehmen arbeitet. Das hat nicht sehr viel mit herkömmlichem Desktop-Computing und auch nicht mit traditionellem Client-Server-Computing zu tun. Hauptsächlich geht es eben um mobiles Computing, Multithreading und funktionale Programmiersprachen. Microsoft setzt darauf, dass die Entwickler sich von Web-Anwendungen sowie den üblichen Client-Server-Strukturen abwenden und stattdessen vermehrt auf Rich Internet Applications (RIAs) setzen. Das Paradigma lautet dann: Mehr parallele Verarbeitung auf dem Server, traditionelle Desktop-Anwendungen (möglicherweise mit paralleler Verarbeitung) auf Client-Seite, doch das Ganze in einem Formfaktor für mobiles Computing. Das bedeutet nicht, dass Microsoft den Desktop-Bereich aufgeben will. Es scheint vielmehr, dass das Unternehmen seine Marktführung in diesem Bereich mittlerweile als gesichert ansieht.

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