Microsoft sucht den Paradigmenwechsel

Derzeit verfolgt Microsoft wieder eine ganz bestimmte Vision. Es sind zwar noch andere Anbieter im Rennen, doch Microsoft ist das einzige Unternehmen, das eine besondere Kombination von Veränderungen verfolgt. Wie sieht diese Vision nun aus? Sie lässt sich in die folgenden Elemente aufsplitten:

Multithreading: Microsoft hinsichtlich der CPU-Leistung davon aus, dass keine wesentlich schnelleren Taktungen pro Kern mehr erreicht werden. Doch die Anzahl der Kerne pro physischer CPU scheinen nach dem Moore’schen Gesetz weiterhin zuzunehmen. Daher setzt Microsoft verstärkt auf Entwicklungstools für Multithreading-Strukturen, teils in C/C++ und teils in .NET. Bei Mobilgeräten mit CPUs aus mehreren Kernen sollen diese Tools, vor allem die .NET-Tools, für einen nahtlosen Übergang zu den entsprechenden Plattformen sorgen. Microsoft hat für dieses Projekt zahlreiche Mitarbeiter eingestellt. Darunter befinden sich auch langjährige Spezialisten für paralleles Computing und Mainframe-Anwendungen, die jetzt in diesem Bereich forschen.

Funktionale Sprachen: F# ist erst der Anfang. LINQ bringt viele bewährte Verfahren der funktionalen Programmierung in VB.NET und C# ein. Ironpython und Ironruby sind Versuche, die Erforschung und Entwicklung dynamischer Sprachen mit stark funktionalen Tendenzen in Produkte umzusetzen. Das verstärkte Aufkommen funktionaler Sprachen und ihrer Verfahren ist eng mit dem Multithreading-Ansatz verknüpft, da funktionale Sprachen sich besonders gut dafür eignen. In naher Zukunft dürfte F# einen starken Aufschwung erleben. Ihre verzögerte Auswertung macht diese Sprache zum idealen Medium für eine automatische parallele Verarbeitung ohne ein Eingreifen des Programmierers. Auch in diesem Bereich hat Microsoft seine Mitarbeiterzahl stark aufgestockt.

Mobiles Computing: Microsoft hat Palm nahezu komplett verdrängt. Die Zukunftsprognosen des Unternehmens beschreiben eine Welt, in der ein erheblicher Anteil der alltäglichen Arbeit auf mobilen Computing-Geräten ausgeführt wird. Angesichts der von Microsoft betriebenen Forschung im Bereich Mensch-Computer-Interaktion (Human Computing Interaction, HCI) scheint es, dass sich der Wissensdurst des Unternehmens vor allem auf neue und bessere Wege konzentriert, mit alternativen Formfaktoren zu interagieren. Es geht also vor allem um mobile Geräte. Aber auch nicht mobile Systeme, etwa der riesige Tischcomputer Microsoft Surface, stehen im Fokus der Entwicklung. Microsoft hat auch hier neue Mitarbeiter eingestellt.

Als Microsofts Hauptaktivitäten gelten gemeinhin Ereignisse wie der abgeblasene Kauf von Yahoo, die Markteinführung von Windows Vista und die Auseinandersetzung MSN gegen Google. Im Grunde sind das aber nur Nebenschauplätze. Die wirkliche Schlacht wird um den Einfluss bei den Entwicklern geschlagen, so wie das immer der Fall war. Schon die x86-Prozessorarchitektur dominierte aufgrund der mit ihr ausführbaren Software – und nicht wegen ihrer eigenen technischen Überlegenheit. Gleiches gilt für das Windows-Betriebssystem auf Client-Seite sowie Windows Server und *NIX im Server-Bereich.

Themenseiten: Anwendungsentwicklung, Software

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Microsoft sucht den Paradigmenwechsel

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *