Microsoft contra EU – Schnee von gestern?

Marktbeobachter meinen, dass das Verfahren reichlich belanglos ausgehen könnte

Die Wettbewerbsuntersuchung gegen Microsoft durch die europäische Union geht in die letzte Runde. Marktbeobachter meinen, dass selbst bei Auflagen für Microsoft das Verfahren gemessen an der heutigen Martklage reichlich belanglos ausgehen könnte.

Verständnis äussert jedoch Mike McGuire von G2, einer Tochter der Martkforscher von Gartner: „Praktisch gesehen, ist es für die Regulatoren und Gesetzgeber sehr schwer, einem so schnelllebigen Markt wie dem von Microsoft und der Technologiebranche allgemein zu folgen.“
Während sich die Kartellwächter in den USA vor allem auf die Integration des Browsers als Kern des Internet-Marktes konzentrierten, störte sich die EU an einer anderen Software in Windows. Der Mediaplayer sei an das Betriebssystem „gefesselt“, war in dem dem seit 2000 schwelenden Verfahren immer wieder zu hören. Das behindere andere Software-Anbieter, und würde den Markt der digitalen Medien allgemein monopolisieren, so die Vorwürfe der EU.

Inzwischen stürzen sich jedoch die klassischen IT-Anbieter allesamt auf das „Digital Home“, und längst abgeschlagene Mitbewerber holen auf. So konnte Apple mit iTunes 75 Prozent aller in den USA legal heruntergeladenen Musikstücke für sich verbuchen. Und Hewlett-Packard hat sich prompt entschieden, iTunes als Medien-Zentrale auf seinen Rechnern ab Werk zu installieren. Das Windows-Media-Format gewinnt jedoch bei anderen Online-Shops an Boden, und auch in zukünftige DVD-Standards für HDTV könnte es Einzug halten. So waren beispielsweise auf dem Intel Developer Forum vor zwei Wochen beeindruckende Demos von „Windows Media Video High Definition“ (WMV-HD) zu sehen. Auch die meisten portablen MP3-Player können heute Windows Media Audio (WMA) dekodieren.

Die EU will die Untersuchungen in den nächsten Monaten abschliessen. Aus Brüssel ist zu hören, dass man nun vielleicht nicht mehr zwei Versionen von Windows (eine ohne Media-Player) fordern könnte. Stattdessen sollen PC-Herstellern grössere Freiheiten bei der Vorinstallation anderer Mediensoftware eingeräumt werden – was HP sich aber bereits erlaubt. Daher, und wegen der Verbreitung von Windows Media bei den Content-Anbietern, meinen viele, die Schlach sei bereits geschlagen.
Mike McGuire fasst zusammen: „Microsoft mag vielleicht auf Zeit gespielt haben. Auf jeden Fall haben sie die Saat gründlich in den Markt eingepflanzt.“

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