Bericht: Britischer Geheimdienst GCHQ spähte deutsche Unternehmen aus

Ziel der Aktion waren Anbieter satellitengestützter Kommunikationsdienste. Dem Geheimdienst ging es offenbar um die Kunden der drei Firmen sowie um ihre Technologien. Zusätzlich enthalten die jetzt bekannt gewordenen Unterlagen Belege über Abhörmaßnahmen gegen Bundeskanzlerin Merkel.

Der britische Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ) hat offenbar deutsche Unternehmen ausspioniert. Wie Der Spiegel berichtet, ging es darum, „umfangreiches Wissen über zentrale Satelliten-IP-Diensteanbieter in Deutschland aufzubauen“. Betroffen waren die drei Provider Stellar, Cetel und IABG.

Government Communications Headquarters (GCHQ)

Das in Hürth bei Köln ansässige Unternehmen Stellar betreibt beispielsweise Bodenstationen und mietet Satelliten-Kapazitäten, um entfernte Regionen wie Ölbohrstationen oder Niederlassungen internationaler Konzerne und Organisationen mit Telefon- und Internetdiensten zu versorgen. Laut den „geheimen und undatierten“ Unterlagen, die dem Spiegel nach eigenen Angaben vorliegen, wollte der britische Geheimdienst den in „Deutschland vorbeifließenden Internetverkehr auskundschaften“.

Allerdings ging es GCHQ nicht nur um die Überwachung des Datenverkehrs, sondern auch um wichtige Kunden der deutschen Firmen, ihre Lieferanten sowie künftige technische Trends in ihrer Branche. Zudem habe der Geheimdienst auch gezielt einzelne Mitarbeiter der Firmen überwacht – vor allem deren Ingenieure, heißt es weiter in dem Bericht.

Die Unterlagen aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden beschreiben angeblich auch die Möglichkeiten der NSA zur „automatisierten, maschinellen Verarbeitung von gesammelten Informationen“. Dazu gehört ein „Nymrod“ genanntes System, das Namen erkennen kann. Es habe rund 300 Einträge mit dem Namen „Merkel“ geliefert, schreibt der Spiegel. Demnach hat das US-Geheimgericht Foreign Intelligence Surveillance Court (FISC) am 7. März 2013 der NSA erlaubt, Ziele in Deutschland zu überwachen.

Unklar ist, ob die bei den deutschen Firmen abgeschöpften Informationen auch für Industriespionage verwendet wurden. Den Vorwurf, die NSA verhelfe US-Unternehmen zu wirtschaftlichen Vorteilen, hat die US-Regierung bisher stets zurückgewiesen. Zudem hatte Präsident Obama in einer Rede am 17. Januar 2014 beteuert, die USA werde die Kommunikation befreundeter Regierungen und Staatschefs nicht mehr abhören. Mit einem Erlass untersagte er zudem den Einsatz der NSA-Programme, um US-Firmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

Ende vergangener Woche hatte Obama einen Reformplan vorgelegt, der die massenhafte und langfristige Speicherung von US-Telefondaten durch die NSA beenden könnte. Der Auslandsgeheimdienst soll in Zukunft nicht mehr selbst anlasslos Verbindungsdaten sammeln und bis zu fünf Jahre lang speichern dürfen, wie es bislang Abschnitt 215 des Patriot Act erlaubt. Stattdessen sollen nur die Telefongesellschaften Telefondaten speichern – und nicht länger als 18 Monate, wie schon bisher gesetzlich vorgesehen. Außer in einer Notfallsituation würde die National Security Agency eine richterliche Genehmigung im Einzelfall benötigen, wenn sie auf diese Daten zugreifen will.

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Themenseiten: Datenschutz, GCHQ, National Security Agency, Privacy, Secure-IT, Überwachung

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

3 Kommentare zu Bericht: Britischer Geheimdienst GCHQ spähte deutsche Unternehmen aus

Kommentar hinzufügen
  • Am 1. April 2014 um 10:10 von gerd klamt

    ja was ist da neu daran

  • Am 31. März 2014 um 14:01 von punisher

    Wurde der BND von den anderen Geheimdiensten auch erwischt oder warum hält Deutschland einfach nur klein bei?
    Das kann doch nicht sein, das wir hier jedes land in Europa ausnehmen müssen, wo noch Ausbeutung möglich ist um Investoren deutscher Firmen mit Geld zu versorgen und nebenher werden wir einfach von all unseren „Freunden“ ausspioniert werden. Diese miesen Politiker hier kriegen es nicht gebacken das Volk zu schützen. Die Frage ist nur inwiefern Sie dafür entlohnt werden…

  • Am 31. März 2014 um 12:03 von Judas Ischias

    Wer bestimmt was eine Notfallsituation ist? Der gerade diensthabende Spion, sein Chef, der Leiter der NSA oder sogar Obama?
    Und dass die US-Regierung die Vorwürfe zurückgewiesen hat, dass die, nicht nur bei deutschen Firmen, abgeschöpften Infos, den US-Firmen wirtschaftliche Vorteile gebracht haben, ist doch normal. Wer wird denn zugeben nebenbei noch Wirtschaftsspionage zu betreiben?
    Auf jeden Fall ist so ein hässlicher Verdacht nicht von der Hand zu weisen!
    Oder wurden nur die erbeuteten Daten von den deutschen Firmen nicht zur Wirtschaftsspionage verwendet, weil die USA so gut mit Deutschland befreundet sind?;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *