Ex-Autonomy-CEO Mike Lynch weist HPs Betrugsvorwürfe zurück

Mit Lynch hat vorab niemand über die Vorwürfe gesprochen. "HP kündigt die schlechtesten Ergebnisse seit 70 Jahren an. Das ist ein Ablenkungsmanöver. Es würde mich wundern, wenn es auch nur eine Untersuchung gäbe."

Der frühere CEO von Autonomy Mike Lynch bestreitet die von Hewlett-Packard erhobenen Vorwürfe einer irreführenden Buchhaltung mit möglicher Betrugsabsicht. Der britischen Times sagte er: „Das ist komplett falsch, und ich weise es zurück.“

Er warf HP vor, ihn „überfallen“ zu haben. Niemand habe ihn vorab kontaktiert oder um Aufklärung gebeten. Auch sei der Zeitpunkt merkwürdig: „Seit einem Jahr führen sie das Unternehmen mit dieser Buchhaltung, und jetzt schreiben sie 8,8 Milliarden Dollar dafür ab? Das ist doch der sprichwörtliche Elefant im Wohnzimmer, den man schwer übersehen kann.“

Lynch hat daraus seine eigenen Schlüsse gezogen: „HP kündigt die schlechtesten Ergebnisse seit 70 Jahren an. Das ist ein Ablenkungsmanöver. Es würde mich wundern, wenn es auch nur eine Untersuchung gäbe.“

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Der Kauf von Autonomy hatte HP im Herbst 2011 letztlich 11,2 Milliarden Dollar gekostet. Es wollte damit seine Position im Bereich Enterprise-Software stärken. Autonomy war ein Spezialist für die Verwaltung unstrukturierter Daten. Die Übernahme hatte noch Léo Apotheker eingefädelt, der bei Abschluss nicht mehr an Bord war. Der Preis – der höchste, der je für ein britisches Unternehmen gezahlt wurde – galt schon damals bei vielen Beobachtern als zu hoch.

Gestern schrieb der Konzern 8,8 Milliarden der Investition ab. Er teilte mit: „Der Großteil dieser Wertminderung steht in Zusammenhang mit ernsthaften Verstößen gegen Buchhaltungsprinzipien, versäumten Offenlegungen und schlicht falschen Darstellungen bei Autonomy Corporation plc, die vor HPs Übernahme von Autonomy liegen, und mit ihren Auswirkungen auf die erwartete langfristige finanzielle Entwicklung von Autonomy.“ HP habe dies der US-Börsenaufsicht SEC sowie dem britischen Serious Fraud Office gemeldet. Außerdem plant es Schadenersatzklagen vor Zivilgerichten.

Insbesondere hat Autonomy HP zufolge einige seiner Umsätze falsch ausgewiesen. So verkaufte es Software im Paket mit Hardware zu Verlustpreisen und wies sie später als Umsatz mit dem Programm „Idol“ aus. Außerdem wurden mit Wiederverkäufern abgeschlossene Lizenzverträge als von Endanwendern kommende Umsätze ausgewiesen.

Lynch selbst verdiente an der Übernahme geschätzte 500 Millionen Pfund. Er hat das neue HP Autonomy vergangenen Mai verlassen. Anschließend soll jemand im Unternehmen auf die Missstände hingewiesen haben. Lynch weist allerdings darauf hin, dass HP die Bücher schon vorab von den Unternehmensberatern KPMG, Barclays und Perella Weinberg habe prüfen lassen.

[mit Material von Steve McCaskill, TechWeekEurope.co.uk]

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Themenseiten: Autonomy, Hewlett-Packard, Quartalszahlen, Übernahmen

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