Spanien stellt mobiles Fernsehen via DVB-H ein

Es wurde kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden. Die Frequenzen sollen anderen Diensten zur Verfügung gestellt werden. Auch in anderen europäischen Ländern kämpft der Standard ums Überleben oder ist bereits gescheitert.

Das V9000 von LG war eines der ersten aber auch der wenigen Handys mit DVB-H (Bild: LG).
Das V9000 von LG war eines der ersten, aber auch der wenigen Handys mit DVB-H (Bild: LG).

In Spanien wurden alle DVB-H-Projekte eingestellt. Das hat ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums bestätigt. Die Entscheidung wird damit begründet, dass ein tragfähiges Geschäftsmodell immer noch fehlt und sich Netzbetreiber und Sender weder über die Finanzierung des Netzes noch die Aufteilung eventueller Einnahmen geeinigt haben.

„Spanien will nicht die Fehlschläge wiederholen, die in anderen europäischen Ländern zu beobachten waren“, sagt Bernardo Lorenzo vom Wirtschaftsministerium. „Die Frequenzen werden anderen Diensten zur Verfügung gestellt“. Die Auswirkungen dieser Entscheidung bezeichnet er als „minimal“.

Nahezu europaweit sind sich Mobilfunknetzbetreiber einig, dass 3G beziehungsweise 3G+ inzwischen auch die Anforderungen mobilen Fernsehens erfüllt, für die DVB-H ursprünglich konzipiert wurde. Die sparsame Nutzung von Bandbreite, der wesentliche Vorteil von DVB-H, fällt inzwischen kaum noch ins Gewicht.

In Frankreich hält Omer Telecom, Vermarkter der Mobilfunkmarken Virgin Mobile, Tele2 Mobile, Breizh Mobile und Casino Mobile, noch an DVB-H fest. Ein darauf basierender Dienst soll in der zweiten Jahreshälfte 2011 starten und etwa 50 Prozent der französischen Bevölkerung erreichen. Zum Start wird Virgin Mobile den Service seinen Kunden für mehrere Monate exklusiv anbieten können.

Das von Swisscom betriebene DVB-H-Angebot in der Schweiz wurde Ende März dieses Jahres eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Dienst nur noch einige Hundert Nutzer. Die Schuld am Scheitern gab ein Firmensprecher auch der geringen Anzahl an Handys, die DVB-H überhaupt empfangen können. Inzwischen setzt Swisscom mit Swisscom TV Air auf mobiles Fernsehen via 3G.

In Österreich gibt es zwar noch ein DVB-H-Angebot, aber dessen Zukunft ist laut einer Ende 2009 veröffentlichten Studie der Regulierungsbehörde zweifelhaft. Eine Entscheidung steht spätestens Ende des Jahres an. Für diesen Zeitpunkt hat der Infrastrukturbetreiber Media Broadcast die Verträge mit den Mobilfunkbetreibern Orange, Hutchison 3G und Mobilkom Austria gekündigt.

In Deutschland führt die Technologie ebenfalls nur noch ein Schattendasein. Das im Sommer 2008 als erster regionaler Handy-TV-Sender angekündigte Programm von Hannover TV befindet sich laut Website immer noch in Vorbereitung. Bereits zuvor hatten ARD und ZDF aus Kostengründen auf einen gemeinsamen Handy-TV-Kanal verzichtet und Vodafone sich vom mobilen Fernsehen verabschiedet. Das Konsortium Mobile 3.0, hinter dem die Verlagsgruppen Burda und Holtzbrinck stehen, hatte von den Landesmedienanstalten zwar die Lizenzen für DVB-H zugesprochen bekommen, diese aber bald wieder zurückgegeben.

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