Anwältin der Musikindustrie wird EU-Urheberrechtsbeauftragte

Maria Martin-Prat tritt ihren Posten Mitte April an. Sie wird für Themen wie ACTA oder die IPRED2-Richtlinien verantwortlich sein. Sie war zuvor Direktorin beim internationalen Musikverband IFPI.

Die EU hat eine Musikindustrie-Antwältin zur neuen Urheberrechtsbeauftragten benannt. Maria Marin-Prat wird ihren Posten Mitte April antreten, wie Ars Technica berichtet. Abkommen wie ACTA oder die IPRED2-Richtlinie fallen dann in ihren Aufgabenbereich.

Martin-Prat hatte schon früher für die EU gearbeitet und war zwischenzeitlich jahrelang verantwortlich für Rechtsfragen beim Weltverband der Musikindustrie IFPI gewesen. 2004 wurde sie zur Leiterin der Rechtsabteilung des Verbands befördert.

Im Zuge ihrer Arbeit für IFPI wurde Martin-Prat als Hardlinerin bekannt. Bei einer Diskussion (PDF) erklärte sie, die Musikbranche kämpfe an drei Fronten: Sie muss demnach bestehendes Recht durchsetzen, ein neues Geschäftsmodell entwickeln und für ein starkes Urheberrecht plädieren. Die Branche versuche nicht, das Urheberrecht auszuweiten, sondern beschränke sich darauf, bestehende Regelungen umzusetzen. Es gebe keinen Grund, Privatkopien von Musikstücken oder CDs zu erstellen; dieser Bereich sollte ihrer Ansicht nach weitreichender reglementiert werden.

Schon im Vorfeld von Martin-Prats Amtsantritt haben zwei Europa-Abgeordnete Bedenken geäußert. Die niederländische liberale Abgeordnete Marietje Schaake und der schwedische Vertreter der Piratenpartei Christian Egström sehen einen möglichen Konflikt darin, dass die Kommission anscheinend „kein Problem darin sieht, hochrangige Vertreter privater Interessensgemeinschaften zu verpflichten, insbesondere für Themen, die direkt mit ihren vorherigen Arbeitgebern in Zusammenhang stehen“. Ein derartiges Vorgehen unterwandere das Vertrauen der Bevölkerung, dass das Europäische Parlament in der Lage sei, Urheberrechtsthemen auf faire und ausgwogene Art zu behandeln.

Derzeit ist Martin-Prat bei der Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen (DG Markt), einer Verwaltungseinheit der EU-Kommission, beschäftigt. Sie verantwortet als Referatsleiterin die Abteilung Freier Dienstleistungsverkehr und Niederlassungsfreiheit.

Themenseiten: Business, European Union, Kopierschutz, Tauschbörse, Urheberrecht

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2 Kommentare zu Anwältin der Musikindustrie wird EU-Urheberrechtsbeauftragte

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  • Am 7. April 2011 um 5:37 von Heinz Madern

    Das darf doch nicht wahr sein!
    Warum nicht gleich einen Direktor der Musikindustrie auf diesen Posten setzen.
    Langsam frage ich mich, wo so etwas noch hinführt.
    Rauchern verbietet man das Rauchen per Gesetz und jetzt dauert es nicht mehr lange bis das man sein teuer erworbenes Eigentum nicht mehr kopieren darf, um es vor Beschädigung zu Schützen. Warum nicht gleich ein Verfallsdatum auf die CD’s drucken.
    Jahrzehntelang hat sich diese Industrie eine goldene Nase mit überteuerten Preisen für ihre Produkte verdient und jetzt wird nur noch gejammert.
    Seit Jahrzenten bin ich DJ und habe für die Musikindustrie Reklame ohne Bezahlung gemacht. (Normalerweise bekommt man doch Geld wenn man jede Nacht Produkte präsentiert – Oder?)
    Ich jedenfalls muss die Produkte für die ich Werbung mache, auch noch bezahlen.

  • Am 7. April 2011 um 8:16 von Der Steffen

    Wehret den Anfängen!
    Wenn jetzt befangene und evtl. abhängige durch Lobbyarbeit bis in diese Ebenen vordringen, dann ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann die ersten Richter von der jeweiligen Lobby gekauft werden können um die Rechtssysteme der EU-Staaten nach deren Interessen anzupassen. Wehret den Anfängen!
    Was läuft hier falsch?

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