Bundesregierung plant zweite Abwehreinrichtung gegen Cyberkriminalität

Sie soll wie das US-Vorbild NCFTA als Schnittstelle zwischen Privatunternehmen und Strafverfolgungsbehörden agieren. Laut BKA-Präsident Jörg Ziercke verhandelt man derzeit mit möglichen Partnern. Dazu zählen Banken und Provider.

BKA-Präsident Jörg Ziercke (Bild: BKA)
BKA-Präsident Jörg Ziercke (Bild: BKA)

Die Bundesregierung will neben dem geplanten nationalen Cyber-Abwehrzentrum offenbar eine zweite zentrale Institution zur Bekämpfung von Cyberangriffen einrichten. Diese soll sich vor allem um internationale Attacken auf Unternehmen und Banken kümmern, während sich das Cyber-Abwehrzentrum auf den Schutz der Bundesregierung konzentriert. Das sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, in einem Interview mit dem NDR. Ihm zufolge laufen derzeit Gespräche mit möglichen Partnern.

Ziel sei eine „Institutionalisierte Public-Private Partnerschaft“ (IPPP) nach dem Vorbild einer US-Einrichtung in Pittsburgh. Teilnehmen sollten „Banken und Sparkassen ebenso wie das BKA und darüber hinaus vielleicht Versicherungsgesellschaften, aber auch die Internet-Provider und die Forschung“, sagte Ziercke.

Zu den Klienten der 2002 gegründeten National Cyber-Forensics and Training Alliance (NCFTA) in Pittsburgh gehören nach NDR-Informationen seit Jahren auch deutsche Banken und Konzerne. Das BKA tausche sich regelmäßig mit der amerikanischen Bundespolizei FBI aus, die das Zentrum mit betreibt.

„An uns wendet sich beispielsweise der Pharma-Hersteller, dessen Produkte ausspioniert wurden“, erklärt NCFTA-Chef, Ron Plesco. „Wir sagen ihm, dass das nicht allein sein Problem ist, sondern eines der gesamten Branche. Wir finden heraus, wer dahintersteckt, und geben die Erkenntnisse weiter, um Zivil- und Strafverfahren zu ermöglichen.“ Die internationale Wirtschaftsspionage nehme stetig zu. Hacker forschten immer häufiger gezielt Firmenchefs, Vorstände, Chefberater oder Aufsichtsräte aus, über deren E-Mail-Postfächer sie dann in die Netzwerke der Firmen vordrängen.

Die Gründung des nationalen Cyber-Abwehrzentrums hatte die Bundesregierung Ende Februar beschlossen. Es ist Teil der „Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland“ und soll seine Arbeit am 1. April aufnehmen.

Die Federführung liegt beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) sowie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sind ebenfalls direkt beteiligt. Auch das BKA, die Bundespolizei (BPOL), das Zollkriminalamt (ZKA), der Bundesnachrichtendienst (BND) und die Bundeswehr sowie die jeweils zuständigen Ministerien werden im Cyber-Abwehrzentrum zusammenarbeiten.

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