Cloud Computing: zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Ein Grund, warum Cloud Services vergleichsweise günstig sind, ist ihre geringe oder überhaupt nicht vorhandene Anpassung an individuelle Anforderungen. Da die Anbieter im großen Maßstab operieren, können sie günstiger arbeiten. Das könnte sich ändern, wenn die Angebote ausgeklügelter und komplexer werden. Stand heute tun sich Unternehmen aber schwer, maßgeschneiderte oder für vertikale Segmente passende Services zu finden.

Aber auch die interne Organisation vieler IT-Abteilungen erschwert derzeit noch den Schwenk zu Cloud Computing. Für die meisten ist der Weg zu einem servicebasierenden Ansatz noch weit und häufig ist noch viel zu tun, bevor die Infrastruktur wenigstens so weit vereinfacht ist, dass sich einzelne Elemente isolieren und problemlos outsourcen lassen.

Jon Collins vom Beratungsunternehmen Freeform Dynamics erklärt das Problem am Beispiel Storage: Firmen hätten sich jahrelang abgemüht, eine gestaffelte Speicher-Infrastruktur einzuführen, um so die Grundlage für ein geordnetes Information Lifecycle Management zu schaffen. Die größte Schwierigkeit sei für die Firmen gewesen, sich darüber klar zu werden, welche Daten aus der Sicht der Geschäftsprozesse wo abgelegt werden sollen. Bei vielen sei das Problem noch heute nicht befriedigend gelöst.

Das halbfertige Konstrukt in die Cloud auszulagern würde nach Collins Ansicht keinerlei Vorteile bringen. Es würde lediglich „eine Reihe zusätzlicher Abhängigkeiten in der Netzwerkstruktur schaffen, da die Daten nicht länger im selben Rechenzentrum liegen“. Im Gegenteil, so ein Schritt sei selbst für kleinere Unternehmen ein „erhebliches Geschäftsrisiko“, da diese Services „ungeprüft, unfertig und überschätzt sind sowie ohne jede Gewährleistung oder Service Level Agreements“ erbracht würden.

Eine weitere offene Frage ist Sicherheit. Zwar ist es glaubwürdig, wenn die Cloud-Anbietern darauf hinweisen, dass sie mehr Ressourcen dafür einsetzen können, ihre Rechenzentren sicher zu machen, als es eine einzelne IT-Abteilung jemals könnte. Auch dass die Ausfallsicherheit höher ist, da die Daten verteilt und mehrfach gesichert an weit auseinanderliegenden Orten liegen, mag stimmen. Es trifft aber nicht den Kern der Sache.

Für viele Unternehmen und insbesondere auch für Kunden aus dem öffentlichen Sektor ist es problematisch, Daten rund um die Welt zu verteilen – sowohl aus Gründen des Risikomanagements als auch wegen der Einhaltung von Datenschutzrichtlinien. Und trotz aller Sicherheitsvorkehrungen entstehen durch die Cloud auch neue Risiken: Schließlich sind angemessene Kontrollen notwendig, um die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen.

Außerdem gilt es, die Integrität der Mitarbeiter des Cloud-Providers sicherzustellen, und es muss klar sein, was geschieht, wenn der Dienstleister in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Ein angesichts der aktuellen Situation durchaus zu berücksichtigendes Szenario.

Themenseiten: Amazon, Facebook, Google, IBM, IT-Business, Mittelstand, SaaS, Salesforce.com, Technologien

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

1 Kommentar zu Cloud Computing: zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Kommentar hinzufügen
  • Am 23. Februar 2009 um 8:16 von whitepal

    Ein wenig Licht
    Hallo,

    vielen Dank für diesen Artikel. Ein ansprechender Versuch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, durchaus scharfsinnig beobachtet und flott dargestellt. Respekt!

    Nichtsdestoweniger kann ich mit der Definition nicht mitgehen. Den unter Utility Computing angesprochenen Punkt, der nutzungsabhängigen Berechnung sehe ich definitiv als essenziellen Punkt in der Definition, nicht als "vielleicht". Darüberhinaus erschiene mir die "Angebotspalette" nicht hinreichend beschrieben. Immerhin gibt es doch auch Anbieter, die reine Infrastruktur-Ressourcen bereitstellen. Es muss sich doch nicht immer um eine Anwendung handeln?

    Zurzeit werden drei Ebenen von Cloud Computign diskutiert: reine Infrastruktur, Platttform und Software as a Service.

    Ob wir jedoch jemals eine gültige Definition haben werden? Wer kann das shon sagen? Vielleicht sind wir aus dem Zeitalter raus, da wir scharfe Definitionen haben werden – zumal Marketingabteilungen "Fachbegriffe" kreieren, die dann wild durch den Markt geistern.

    Freundliche Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *