Open Source für den Mittelstand: Wachstum und Kostensenkung

Überhaupt hat sich Sun in den vergangenen Monaten als Linux-Company neu aufgestellt und offeriert prinzipiell alle Bestandteile, um in Unternehmen Microsoft-Produkte durch Open Source-Komponenten zu ersetzen. Unter der Code-Bezeichung Orion hat Sun seine Java-Middleware zu einem Paket geschnürt, dass jetzt als „Java Enterprise System“ vermarktet wird. Release-Zeitpunkte (einmal im Quartal) versprechen für das Gesamtpaket eine deutliche Vereinfachung bei der Versionsverwaltung.

Aufsehen erregt auch das neue Preismodell. Die gesamte Suite kostet für Unternehmen je Mitarbeiter (nicht notwendig User) 100 Dollar im Jahr inklusive Schulung und Service. Wie teuer das Java Enterprise System im Einzelfall auch kommen mag, die Sun-intern als „Kampfpreis“ bezeichneten 100 Dollar klingen so günstig, dass kaum ein Controller umhin kommt, das Angebot in Erwägung zu ziehen. Komplettiert wird das Angebot durch den „Java Desktop“, ein auf Suse Linux basierender Client, der mit einem Preis von ebenfalls 100 Dollar pro Arbeitsplatz beziehungsweise 50 Dollar pro Mitarbeiter und Jahr rund 75 Prozent unter dem Kostenniveau eines vergleichbaren Windows-Systems liege.

Neben Sun sitzen aber auch Schwergewichte wie Oracle und IBM mit Nachdruck an der Portierung ihres Angebots auf Linux. IBM adressiert dabei gezielt den Mittelstand mit seinen Midrange-Rechner AS/400, heute I-Series genannt. Rund 30 Prozent der Kunden, die kleine Server, also I-Series einsetzen, haben darauf Linux laufen, sagt IBM. Zudem sind von den mehr als 300 erhältlichen IBM-Middleware-Produkten über den Daumen gepeilt inzwischen mehr als die Hälfte auch mit Linux auf IBMs Intel-basierten x-Series-Servern erhältlich, viele davon auch für die Mainframe-z-Series.

IBMs Websphere, Java 2 Enterprise Edition (J2EE) Application Server und führendes Middleware-Produkt, ist schon lange für die x- und z-Series von Linux erhältlich und befindet sich im Endstadium der Beta-Phase für die i-Series (ehemals die AS/400-Produktlinie) und die p-Series (auch bekannt als RS/6000-Produktlinie). Weitere wichtige IBM Middleware-Produkte – die DB2-Datenbank, Domino und die MQSeries – sind ebenfalls bereits für die X- und Z-Reihen erhältlich. Gleichzeitig haben IBM-ISV-Partner wie AccPac, Computer Associates, Sage, SAS und SAP ihre Geschäftsanwendungen und Middleware-Produkte an IBMs Linux-Reihen angepasst oder sind gerade dabei, dies zu tun.

Apropos Walldorf: Auf der Systems war auch ersichtlich, dass der Markt zuallererst auf die Mittelstandsinitiative von SAP hofft, um damit sein Geschäft neuerlich anzukurbeln. SAP seinerseits hat sein Bekenntnis zu Linux wiederholt öffentlich gemacht. Referenzkunden wie der Automatenhersteller Höft & Wessel aus Hannover setzen explizit aus Gründen der Kosteneffizienz auf die Plattform-kombination SAP DB und Linux, im konkreten Fall von Suse. Geplant ist die Einführung von mySAP All-in-One it.engine in zwei großen Schritten. Im August dieses Jahres erfolgte der Start der ersten Phase mit der Einführung der Funktionsbereiche für die Finanz- und Anlagenbuchhaltung, Controlling und Personalabrechnung sowie das Projektsystem im kaufmännischen Bereich. In der zweiten Phase, die Anfang des Jahres 2004 beginnen soll, implementiert Iitelligence die Logistikkomponenten zur Unterstützung des Vertriebs, der Materialwirtschaft, Produktplanung sowie Qualitätsmanagement und Kundenservice. Im Endausbau sollen bei Höft & Wessel rund 300 MitarbeiterInnen weltweit mit dem neuen System arbeiten.

Inwieweit Microsoft mit seiner bereits erwähnten Mittelstandsinitiative – selbstredend Linux-frei – gegen das Angebot der anderen Branchen-Schwergewichter halten kann, bleibt abzuwarten.

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