Man muss nicht lange suchen, um neue Grafikpakete zu finden, die von sich behaupten, alle möglichen interessanten Webtechniken zu enthalten. Die meisten dieser Techniken werden zur Manipulation der Bitmap-Bilder verwendet, die gewöhnlich für Webseiten benötigt werden; der vektorbasierte Ansatz aber bietet sicher mehr Flexibilität bei der Erzeugung von Dingen wie Werkzeugleisten und Schaltflächen und ist unentbehrlich für das Design von Druckmedien. Dem Trend folgend bringen Bitmap-Programmpakete wie Paint Shop Pro und PhotoImpact heute auch ein gewisses Maß an Vektor-Funktionalität mit, für die echte Vektorgrafik-Erfahrung gibt es allerdings nur zwei Alternativen: Adobe Illustrator und Macromedia FreeHand.

FreeHand Version 10 bringt zu diesem Zweck mehr mit als nur eine hohe Versionsnummer – neben einer Unmenge an Zeichenwerkzeugen erhält der Anwender auch eine Seitenmanagement-Funktionalität, die eher der eines DTP-Pakets ähnelt. Was er darüber hinaus bekommt – und das bieten billigere Vektorgrafik-Pakete nicht -, ist die Möglichkeit, Dokumente simultan für das Web und für Druckmedien zu kreieren.

Die Haupt-Benutzeroberfläche in FreeHand entspricht zum größten Teil der anderer Macromedia-Produkte. Die Hauptwerkzeugleiste enthält alle Zeichen- und Manipulationstools, während zusätzliche, mit Karteireitern versehene Fenster für alle anderen Funktionen – von Stiftstilen bis hin zur Ebenenkontrolle – verwendet werden. Dieser Ansatz macht es manchmal schwierig, eine bestimmte Optionen zu finden, aber im Fenstermenü findet sich alles versammelt, und der Anwender kann von hier aus direkt zum gesuchten Bildschirm springen.

Das Seitenmanagement von FreeHand ist einer der Bereiche, in denen das Programm sich deutlich von anderen Grafikpaketen abhebt. Einer der wichtigsten Vorteile ist die Fähigkeit zur Kreierung von mehrseitigen Dokumenten: Das Dokument Inspektor-Fenster enthält die Steuerungen zum Zufügen und Entfernen von Seiten und bietet eine Miniaturansicht des gesamten Dokuments, mit deren Hilfe man schnell von einer Seite zur anderen springen kann. Die Erstellung von Masterseiten spart eine Menge Arbeit beim „Ausschneiden und Einfügen“ und sorgt für ein konsistentes Layout des gesamten Dokuments. Will man beispielsweise eine bestimmte Grafik als Motiv am Ende jeder Seite einfügen, so braucht man diese Grafik nur auf einer Seite an der gewünschten Stelle einzufügen, macht diese Seite zur Masterseite und wendet ihren Stil dann auf alle anderen Seiten an. Die Grafik wird automatisch eingefügt. Man kann beliebig viele Masterseiten erstellen und somit zum Beispiel unterschiedliche Stile auf Seiten mit geraden und ungeraden Seitenzahlen anwenden. Masterseiten können jederzeit beliebig verändert und angepasst werden. In solchen Fällen werden die Änderungen automatisch auf alle relevanten Seiten angewandt.

Ein weiteres herausragendes Feature dieser Version ist die Möglichkeit, eine Form in ein Symbol umzuwandeln, welches dann auf jeder beliebigen Seite verwendet werden kann. Dies funktioniert ähnlich wie die Masterseiten: Symbole können an beliebigen Stellen im Dokument verwendet werden, eine Veränderung des Mastersymbols verändert automatisch alle weiteren Vorkommen des Symbols.

Aber wie sieht es mit FreeHands Kerngeschäft, den Grafiktools, aus? Wie bei jedem Illustrationssoftware-Paket sind der auf der Bezier-Kurve basierende Stift und der Freihand-Bleistift die wichtigsten Werkzeuge. Diese lassen sich beide recht intuitiv benutzen. Speziell die Funktionalität des Stifts wurde verbessert, um sich sowohl mit Macromedias anderen Produkten, Flash und Fireworks, als auch mit dem wichtigsten Konkurrenzprodukt, dem Adobe Illustrator, messen zu können. Es ist jetzt deutlich einfacher, Formen zu zeichnen und zu editieren, und der Cursor zeigt immer den gegenwärtigen Funktionsmodus an (beispielsweise, ob der nächste Klick zwei Pfade verbinden wird).

Ein besonders produktives Feature ist das Perspektiven-Tool, das es dem Anwender ermöglicht, 2D-Formen auf eine in der Ferne verschwindende 3D-Wand zu heften. Man kann den Punkt des Verschwindens frei definieren und dann das 3D-Perspektivraster anzeigen lassen. Die Auswahl einer Form und des Perspektiven-Tools zwingt die Form, sich an das 3D-Raster anzuheften. Ziehbewegungen mit der Maus bewegen die Form entlang der Z-Achse. FreeHand verfügt auch über eine vollständige Sammlung an Import- und Exportoptionen und über eine hervorragende Druckbereichsfunktion, die es dem Anwender erlaubt, mit dem Cursor einfach ein Viereck um einen begrenzten Unterabschnitt eines Dokuments zu ziehen.

Im direkten Vergleich mit seinem einzigen wirklichen Konkurrenzprodukt, dem Illustrator, schneidet FreeHand gut ab. Beide Grafikpakete weisen dabei genügend Unterschiede auf, um ihren jeweiligen Fanclub halten zu können. Wenn Sie bereits ein Fan sind, dann sind die Verbesserungen der Version 10 das Upgrade wert. Als Neuling auf der Suche nach einem vektorbasierten Zeichensoftwarepaket werden FreeHands hervorragendes Seitenmanagement, seine Symbolbibliotheken und seine kompetente Zusammenstellung an Zeichenwerkzeugen Sie bestimmt nicht enttäuschen.

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