Forrester erwartet Konsolidierungswelle

Am deutschen Markt für IT-Services

Eine Konsolidierungswelle am deutschen Markt für Informationstechnik-Dienstleistungen, die sich vor allem auf zahlreiche IT-Service-Tochtergesellschaften großer Industriekonzerne auswirken dürfte, erwarten Jost Hoppermann und Andrew Parker, Analysten des Research- und Bera-tungsunternehmens Forrester Research. Als Kaufinteressenten sehen sie ne-ben den deutschen IT-Services-Marktführern wie T-Systems und Siemens Business Systems vor allem große internationale Beratungs- und Dienstleis-tungsunternehmen wie Cap Gemini Ernst & Young oder Atos Origin.

In Deutschland haben, weit mehr als in anderen europäischen Ländern, große Konzerne in den vergangenen Jahren ihre Informationstechnik-Abteilungen als eigenständige Tochtergesellschaften ausgegründet, die für den Mutterkon-zern, aber auch für Dritte, Dienstleistungen einschließlich der Anwendungs-entwicklung sowie den Betrieb von Rechen- und Datenspeicher-Zentren an-bieten. Forrester glaubt, dass nun eine Reihe dieser Unternehmen verkauft werden wird. Den Startschuss für diese Verkaufswelle, die den gesamten Markt für IT-Services in Deutschland grundlegend verändern dürfte, hat nach Ansicht von Forrester im März 2004 die Übernahme der Thyssen Krupp-Tochtergesellschaft Triaton durch Hewlett-Packard gegeben. Die Transaktion mit einem Wert von 340 Millionen Euro, die Anfang April abgeschlossen wur-de, wird Hewlett-Packard einen Umsatzschub von rund 370 Millionen Euro bringen und das Unternehmen auf Platz vier der Rangliste der führenden IT-Services-Anbieter in Deutschland katapultieren. Zum Verkauf steht auch die RAG INFORMATIK, IT-Services-Tochtergesellschaft des Bergbaukonzern RAG, die jährlich rund 100 Millionen Euro umsetzt.

Da die Aufwendungen für IT-Services in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Ansicht von Forrester nur noch langsam wachsen, nämlich bis 2008 im Jahresdurchschnitt um lediglich sieben Prozent, dürften nur wenige der IT-Services-Töchter großer Konzerne noch die Umsätze und Profitabilität vorweisen können, die in den 1990er Jahren erzielt wurden. Für die Mutterge-sellschaften stelle sich daher zunehmend die Frage, ob sie sich von ihnen trennen, sie verkleinern oder mit anderen zusammenführen sollen, glauben Hoppermann und Parker. Als Verkaufskandidat sehen sie unter anderem WestLB Systems. Als Indiz für Verkaufsabsichten führen sie die Tatsache an, dass die WestLB bereits das bankbezogene Kerngeschäft ihrer IT-Services-Tochter wieder in den Konzern zurückgeführt hat. Hingegen dürfte, wie For-rester glaubt, der VW-Konzern eher die Aktivitäten seiner IT-Services-Tochter Gedas auf die Deckung der Bedürfnisse des Haupthauses zurückfahren, als sich für einen möglicherweise überhasteten Verkauf entschließen. Weitere Zusammenschlüsse der IT-Services-Töchter verschiedener Konzerne böten hingegen nur wenigen Unternehmen Chancen, große, eigenständig überle-bensfähige Einheiten zu schaffen, heißt es bei Forrester.

Kaufinteresse für deutsche IT-Services-Töchter sehen Jost Hoppermann und Andrew Parker im In- und Ausland. Beide gehen davon aus, daß möglicher-weise auch IBM oder CSC Computer Sciences dem Beispiel von Hewlett-Packard folgen und mit dem Kauf eines größeren IT-Services-Anbieters ihre Marktposition in Deutschland stärken werden. Im Gegenzug dürften sich füh-rende Anbieter wie Siemens Business Services und T-Systems zu Zukäufen gezwungen sehen, um ihre Stellung am für sie überlebenswichtigen deut-schen Markt für IT-Services zu verteidigen.

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