Novell verschiebt Open Source-.Net

Laut Novell wird die erste Version des Mono-Projektes frühestens im zweiten Quartal kommenden Jahres frei gegeben werden. Analysten schätzen nun ein, für wen das quelloffene Projekt überhaupt in Frage kommt

Novell ist durch die Übernahme von Ximian im August zum neuen Projektleiter geworden. Mit der zusätzlichen Einverleibung von Suse – so denn SCO dies nicht per Gerichtsentscheid zu verhindern weiß – ist Novell zu einem Schwergewicht im Open Source-Lager geworden. Dem Mono-Projekt fällt damit zusätzliche Verantwortung zu.

Doch wer sich auf die Open Source-Version von Microsofts .Net gefreut hat muss sich in Geduld üben: Laut Novell wird die erste Version des Mono-Projektes frühestens im zweiten Quartal kommenden Jahres frei gegeben werden. Chefentwickler Miguel de Icaza hatte ursprünglich eine erste Version für Ende dieses Jahres in Aussicht gestellt.

Mono nutzt die .Net-Spezifikationen, die Microsoft der ECMA (European Computer Manufacturers´ Association) zur Standardisierung vorgelegt hat. De Icaza und sein Team arbeiten seit rund zwei Jahren an einem Compiler für C#, einer Runtime für die Common Language Infrastructure sowie einem Set an Class Libraries. Laut früheren Aussagen von de Icaza in der US-Presse will er die Portierung von Mono auf Server der Open-Source-Gemeinde überantworten. Anwender sollen dann mit Mono Benutzeroberflächen (GUIs) für Linux- und Unix-.Net-Applikationen erstellen können. Eine geradezu subversive Strategie gegen Microsofts zunehmend beherrschende Stellung im Web Services-Business, wiewohl de Icaza die Stärken von Mono mehr im Bereich des Rapid Application Development sieht.

Analysten sehen das kommen von Mono jedoch mit einer gewissen Gelassenheit: „Mono zielt eindeutig darauf ab, einige der .Net-Vorteile an die Open Source-Gemeinde abzugeben. Allerdings ist diese notorisch Anti-Microsoft eingestellt – sie also für eine aus Redmond stammende Initiative – sei sie noch so quelloffen – zu gewinnen halte ich daher für eine echte Herausforderung“, erklärte etwa Stephen O’Grady, Analyst bei Red Monk. „Als Zielgruppe sehe ich daher eher Unternehmenskunden, die Probleme mit Java haben oder sich trotz .Net-Einsatzes eine zu große Nähe zu Microsoft verbitten.“

Die jüngste von de Icaza veröffentlichte Roadmap zeigt, dass Mono mit zusätzlichen Erweiterungen versehen werden soll, an denen Microsoft selbst gerade noch bastelt. Der Konzern von Bill Gates hatte dazu im vergangenen Monat auf seiner Professional Developers Conference einiges verlauten lassen: Unter dem Codenamen Indigo sollen die Web Services-Konkurrenten IBM, Sun, BEA und Oracle mit ihren Java 2 Enterprise Edition (J2EE)-basierten Angeboten direkt angegriffen werden. Im Wesentlichen überträgt Indigo die Hauptarbeit bei Transaktionen über Unternehmensgrenzen hinweg dem Windows-Betriebssystem.

Zum tragen sollen die Erweiterungen im kommenden Longhorn-Release LINK kommen. Laut dem Senior Vice President for Servers and Tools bei Microsoft, Eric Rudder, wird Indigo zusammen mit der Longhorn-Version des Windows-Servers erscheinen. Unternehmensnahe Quellen berichteten aber, dass Indigo ganz bewusst von den bisher erreichten Standards für Web Services abweicht. Microsoft wolle künftig wieder verstärkt ein proprietäres Geheimsüppchen kochen. „Microsoft ist der Meinung, dass ‚diese Geschichte mit den offenen Standards‘ nun weit genug geht“, berichtet der Manager, dessen Name aus ersichtlichen Gründen nicht erscheinen sollte. „Man vertritt intern die Meinung, dass man zu seinem ursprünglichen Erfolgsmodell zurückkehren sollte.“

Das wiederum würde dem Mono-Projekt einen neuerlichen Bedeutungsschub zukommen lassen. Unternehmen, die auf .Net gesetzt haben, den neuerlichen Proprietäts-Schub aber nicht bereit sind mitzutragen, würden analog zu den Aussagen von O’Grady mit Mono gut beraten sein.

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