Ausnahmezustand durch ILOVEYOU

Wurm hat seinen Ursprung in Asien

Er ist fast noch schlimmer als der Melissa-Virus und hat sehr viele große Firmennetzwerke in Deutschland lahmgelegt: Der ILOVEYOU-Wurm raste am Donnerstag durch Netzwerke um die Welt. Begonnen hat die Epidemie in Asien. Das Asian Wall Street Journal, sowie PR-Firmen und Investment-Banken waren unter den Opfern der digitalen Plage.

In Hong Kong hat Nomura International den Wurm empfangen. Ironischerweise hat der Virus dann im Londoner Büro der Bank großen Schaden angerichtet, wie ein Analyst gegenüber ZDNet berichtete. „Er vervielfältigt sich über das System und radiert ganze Adressbücher aus.“

Auch in Deutschland waren fast alle großen Firmen betroffen. Allerdings haben die Unternehmen das Problem unterschiedlich schnell in den Griff bekommen. Einer der ersten Betroffenen war Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) selbst. Pressesprecher Bernhard Grander sagte gegenüber ZDNet: „Bei uns ist das Problem zwischen 9.15 und 9.30 Uhr zum ersten Mal aufgetreten. Daraufhin haben wir eine Virusmeldung über das Intranet verschickt. Das hat den Schaden sehr eingegrenzt.“

Kurz danach hat „ILOVEYOU“ wohl beim ZDF zugeschlagen: Pressesprecher Walter Kehr bestätigte, dass ab 9.30 Uhr Probleme mit den Mailservern auftraten. Der Sender benutzt ausschließlich Outlook als E-Mail-Programm. Kurz vor 17 Uhr sagte Kehr gegenüber ZDNet: „Am frühen Nachmittag haben die Techniker die Mitarbeiter angewiesen, die PCs abzuschalten. Das Fernseh-Programm ist aber nicht gefährdet.“

Auch der Springer-Verlag in Hamburg ächzte unter der Mail-Bombe. Sprecherin Edda Fels sagte, dass am frühen Nachmittag überlegt wurde, eine Notausgabe des Hamburger Abendblattes zu veröffentlichen. „Wir hatten auch zwischendurch Systemausfälle und die Server ganz abgeschaltet, aber das hat sich mittlerweile wieder normalisiert.“

Die Hypovereinsbank hat sehr früh auf die Bedrohung reagiert. Ihre Server wurden bereits am Vormittag heruntergefahren. Pressesprecher Knut Hansen sagte gegenüber ZDNet: „Wir haben schon sehr früh gemerkt, dass die Kapazität der Netzwerke ungewöhnlich hoch ausgelastet war. Die Techniker haben die Server am Vormittag nachgerüstet und jetzt scannen wir die Maschinen nach dem Dateianhang. Soweit wir das bislang übersehen können, ist uns keinerlei Schaden entstanden.“ Allerdings konnten die Hypovereinsbank-Banker am Donnerstag Nachmittag nur intern Mails schicken. „Wir haben uns jetzt erst einmal vom Internet abgeklemmt“, so Hansen.

Auch bei Siemens waren am Nachmittag für knapp vier Stunden die Mail-Server down. „Ich glaube, wir waren heute wie jedes große Unternehmen in Deutschland von ‚ILOVEYOU‘-Wurm befallen“, so Unternehmenssprecher Georg Haux.

Ein Sprecher von Gruner und Jahr sagte, dass der Hamburger Verlag seine Probleme mittlerweile im Griff habe: „Wir haben den Server runter- und wieder hochgefahren, das hat ungefähr 45 bis 60 Minuten gedauert. Nicht nur wir, sondern alle Hamburger Verlage sind von dem Virus betroffen.“ Auch bei Pro7 hieß es nur knapp: „Wir sind betroffen.“ Die Dresdner Bank sprach von einem „minimalen Teil“ des Unternehmens, der vom ‚ILOVEYOU‘ lahmgelegt worden sei.

Mittlerweile haben zahlreiche Virenhersteller Updates ihrer Programme auf ihre Sites gestellt, die nun häufig überlastet sind.

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