Schmalensee – der gekaufte Microsoft-Zeuge

800 Dollar pro Stunde beziehungsweise eine viertel Million Dollar insgesamt für Aussage vor Gericht

Zum zweiten Mal trat Wirtschaftsprofessor Richard Schmalensee im
Kartellrechtsprozeß gegen Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) vor Gericht an, und zum
zweiten Mal zerlegte ihn der Ankläger David Boies nach Strich und Faden. Nun
bewies Boies sogar, daß Schmalensee ein gekaufter Zeuge ist: 800 Dollar zahlt
ihm Microsoft in der Stunde dafür, daß er dem Unternehmen vor Gericht Bestnoten
ausstellt. Das gesamte Honorar dürfte sich auf eine viertel Million Dollar
belaufen.

Boies machte bei seiner Befragung keine langen Umschweife und fragte den Dekan
der Sloan School of Management am Massachusetts Institute of Technology direkt
nach seinem Honorar, das er von Microsoft erhalte. Nach einigem Gedruckse
erklärte Schmalensee, neben den 300.000 Dollar, die ihm die Microsoft-nahe
National Economic Research Association bezahle, habe er in den vergangenen zwei
Jahren mehr als 250.000 Dollar kassiert. Genau könne er es aber nicht sagen.

Daneben erschienen die weiteren von Boies aufgedeckten Schwachstellen von
Schmalensee nebensächlich: Der Ankläger kitzelte heraus, daß der Professor
keine Ahnung von Linux oder „Web-basierten Applikationen“ hat, die er als
mögliche Konkurrenz für Microsoft und dessen Betriebssystem Windows anführte.
Er tat dies, um zu belegen, daß Microsoft keineswegs ein Monopol auf
Betriebssysteme besitze.

Schließlich wies Boies Schmalensee zum wiederholten Male Ungereimtheiten in
einer von dem Dekan vorgelegten Studie über die Verbreitung des
Microsoft-Browsers Internet Explorer und des Konkurrenzproduktes Navigator von
Netscape nach. Die Zahl der mit einem PC ausgelieferten Explorer überstieg in
der Studie die Zahl der tatsächlich sich im Umlauf befindlichen Browser.
Schmalensee beteuerte, die beiden Zahlen nicht verglichen zu haben.

Boies wird voraussichtlich am nächsten Verhandlungstag weiter auf diesen Punkt
eingehen.

Im Januar hatte Schmalensee schon einmal ausgesagt. Damals hatte der Richter
seine Skepsis über die Aussagen des Professors bekundet. Zudem wies ihm die
Anklage die Manipulation einer von ihm herangezogenen Studie nach.

Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760

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