CeBIT: Das Ende der Technologie-Verliebtheit im Integrationsmarkt

Die CeBIT in Hannover hat dieses Jahr den Mittelstand im Fokus. Grund genug Bernd Seeburger, Gründer und Geschäftsführer des gleichnamigen Systemintegrators, zum den Geschäften mit kleinen und mittleren Kunden zu befragen. Wie hält es der Mittelstand mit dem Outsourcing? Wie weit ist RFID vorgedrungen? Und was wurde aus Integrations-Hypes wie Web Services?

ZDNet: Guten Tag Herr Seeburger, Ihr Unternehmen geht den Mittelstand sehr offensiv an und offeriert einen so genannten „e-Service“ für 50 Euro Monatsgebühr. Die Lösung umfasst die Standardprozesse Bestellung, Lieferavis und Rechnung im vorgegebenen WebEDI-Standard gemäß EAN- und CCG-Empfehlung. Wie ist die Kundenresonanz dafür bislang ausgefallen?

Seeburger: Die Resonanz ist bislang sehr gut. Das Angebot richtet sich an sehr kleine Unternehmen, die bislang vorrangig mit Excel als „ERP-System“ gearbeitet haben. Da kann man nur schwer von einer existierenden Infrastruktur sprechen. Unser Angebot führt diese Kunden erstmals an ein System heran.

ZDNet: Wie viele Kunden konnten Sie denn bislang für dieses Angebot erwärmen?

Seeburger: Dafür haben wir aktuell 600 bis 700 Kunden. Das sind Einzelplätze, die beispielsweise mit Karstadt kommunizieren.

ZDNet: In welchen Branchen sind diese Kunden vorrangig beschäftigt?

Seeburger: Da ist auch der Christbaumschmucklieferant im Erzgebirge dabei. Also eher kleine Unternehmen.

ZDNet: Deutschland und hier insbesondere der deutsche Mittelstand scheut das Outsourcing von Prozessen, das jedenfalls sagen uns die Marktforscher. Können Sie das bestätigen?

Seeburger: Ja, aber wir akzeptieren das Thema und finden das noch nicht einmal schlecht. Lassen Sie mich das präzisieren: Es kommt immer darauf an, von welcher strategischen Bedeutung das Thema für die Kunden ist. Aus unseren Gesprächen beispielsweise mit den Automobilzulieferanten wissen wir, dass in diesem Bereich der Trend zum B2B-Outsourcing gegen null geht. Für sie geht es um die Integration ihrer besten Kunden, das wollen sie sich nur ungern wegnehmen lassen. Das ist eben deren Auftragseingang – hat ein Unternehmen den nicht mehr in der Hand, geht auch der Wettbewerbsvorteil flöten.

Anders sieht es aus in Branchen, in denen die logistische Durchdringung nicht so groß ist. Beispielsweise in der Konsumgüterindustrie, wo es vorrangig um den Austausch von Rechnungen geht. Da lässt sich eher der Trend zum Abgeben solcher Prozesse feststellen.
Grundsätzlich aber möchte der Deutsche Herr über seine Applikationen bleiben.

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1 Kommentar zu CeBIT: Das Ende der Technologie-Verliebtheit im Integrationsmarkt

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  • Am 11. März 2005 um 9:37 von Tut nichts zur Sache

    Vorteile
    > Kein Kunde ist mehr mit Technologie
    > zu ködern, sondern nur mit klaren
    > Vorteilen.
    Das ist der beste Satz, den ich seit Jahren im Outsourcing gehört habe. Er sollte aber noch präzisiert werden:

    Vorteile = Kostenvorteile

    Denn die Kosten sind das, was die deutschen Unternehmen, vor allem in der Fertigung, im Moment am meisten drücken.

    Der alte Verkäuferspruch der technologischen Führerschaft ist nicht mehr gegeben. RFID und andere Gimmicks kann man heute überall auf der Welt machen.

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