Angesichts der Fusionsgerüchte unter Online-Banken fragen sich besorgte Depotbesitzer nach den Alternativen: abwarten, wechseln oder gleich ganz kündigen? Experten warnen die Kunden von Comdirect (Börse Frankfurt: COM), DAB Bank (Börse Frankfurt: DRN) und anderen jedoch vor überstürzten Reaktionen. „Die Konten gehen bei einem Zusammenschluss nicht verloren“, beruhigt Bankenverbands-Sprecher Jens Walter die Gemüter.
Verbraucherschützer raten, nach einer Fusion die neuen Konditionen genau unter die Lupe zu nehmen. Ein Zusammenschluss unter Banken sei letztlich kein Grund für eine vorschnelle Entscheidung, warnt Anlegerschützer Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Der Kunde muss sich aber fragen, ob er sich bei einer Direktbank noch richtig aufgehoben fühlt und ob die Vorteile nach einer Fusion erhalten bleiben.“
Wer also auf eine Beratung und das Filialnetz verzichten kann und viel Wert auf eine schnelle Abwicklung seiner Wertpapiergeschäfte zu günstigen Konditionen legt, sollte sein Konto bei der Direktbank nicht überstürzt kündigen, rät der Finanzexperte. Verbraucherschützer befürchten bei einer Fusion etwa von Comdirect und DAB Bank jedoch veränderte Preise. Direktbank-Kunden sollten hier genau aufpassen, was auf sie zukommt, rät Bieler. Schon in den vergangenen Monaten haben mehrere Anbieter nicht nur harte Sparprogramme und die Kündigung von Mitarbeitern verhängt, sondern auch die Preise kräftig angehoben.
Bis zu 30 Prozent mehr verlangen die meisten Direktbanken derzeit von Anlegern, die nur selten Aktien kaufen und verkaufen. Dennoch bleiben die Preise für Transaktionen unter denen der Hausbanken. Bieler will daher nicht schwarz malen: „Natürlich sind auch positive Effekte bei einer Fusion nicht ausgeschlossen“, gibt er zu bedenken. Abwarten lautet dann auch die Devise beim deutschen Bankenverband (BdB). „Bei einer Übernahme werden den Kunden immer mehrere Optionen bleiben“, sagt Walter. Das Depot kann in den meisten Fällen entweder gekündigt, an eine andere Bank übertragen oder einfach weitergeführt werden. „Das muss auch nicht von heute auf morgen entschieden werden“, weiß der Bankensprecher. Meist hätten die Kunden zwischen vier und acht Wochen Zeit, die Alternativen zu durchdenken. Pessimisten sehen in der Börsenflaute schon das Konzept der Direktbanken ganz untergehen.
Schließlich verdienen sie nur Geld, wenn ihre Kunden kräftig Aktien kaufen und verkaufen. Nach dem Platzen der Börsenblase sind die Anleger handelsmüde geworden und die ausbleibenden Provisionen treiben die Direktbanken in die roten Zahlen. Interne Sparmaßnahmen wie Kapazitätsabbau und Entlassungen helfen da nur begrenzt. Ganz schnell hätten Online-Banken die Börsenaufsicht am Hals, wenn ihre Kunden bei einem Aufschwung wieder Wertpapiere kaufen wollten, die Orders aber nicht ausgeführt werden könnten, weil die Technik oder die Mitarbeiter überlastet wären.
So bleibt den Online-Banken oft nur eine Zusammenlegung der Geschäfte, um weiter auch nur halbwegs profitabel wirtschaften zu können. Für die Banken soll eine solche Fusion so geräuschlos wie möglich über die Bühne gehen. Sie versuchen deshalb, besorgte Anleger zu beruhigen: „Wir werden die Leistungen in gewohnter Qualität anbieten und das wird auch morgen noch so sein“, sagt eine DAB-Sprecherin. Vielen Kunden wird das nicht reichen. Sie interessiert, ob ihr Depot auch übermorgen noch in guten Händen ist.
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