Trittin plant Vorsorgewerte für Mobilfunkstrahlen

Angeblich generelles Handyverbot für Personen unter 16 Jahren angedacht / Kommunen sollen über Standort der Masten mitbestimmen

Bundesumweltminister Jürgen Trittin will Gesundheitsrisiken, die von Mobilfunkstrahlen ausgehen können, mit einer Reihe von Vorsorgemaßnahmen verringern und Kommunen in die Entscheidung über die Standorte von Sendemasten mit einbeziehen. „Zwar gewährleisten die geltenden Grenzwerte den Schutz der Bevölkerung vor nachgewiesenen Gesundheitsgefahren. Wir überprüfen aber, ob wir zusätzliche Vorsorgewerte nach dem Schweizer Modell ergänzend einführen“, sagte der grüne Minister der „Welt am Sonntag“.

Das Umweltministerium verwies darauf, dass die Entscheidungen dazu noch nicht gefallen sind, weil eine Empfehlung der Strahlenschutzkommission noch in Arbeit sei. Nach einem Bericht der „Tageszeitung“ plädieren die Grünen zudem für einen Warnhinweis auf Mobiltelefonen, wonach Jugendliche unter 16 Jahren nicht mit Handys telefonieren sollten.

Grund sei ein erhöhtes Blutkrebsrisiko. In der Schweiz liegen die Grenzwerte für Sendeanlagen je nach Standort bis zu 90 Prozent unter den deutschen Grenzwerten. Sensible Bereiche wie Schulen und Kindergärten genießen dabei einen höheren Schutz als andere Gebäude. Die „taz“ zitierte aus einem Arbeitspapier der Grünen-Bundestagsfraktion, worin der Abgeordnete Winfried Hermann vorschlägt, den Grenzwert für das erlaubte elektrische Feld in Nähe von Sendemasten um den Faktor zehn zu senken, bei Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern aus Vorsorgegründen gar um den Faktor 30.

„Kinder, die sehr viel telefonieren, bekommen dreimal häufiger Blutkrebs“, sagte Hermann der Zeitung unter Hinweis auf eine britische Studie. Zu dem vom Umweltministerium geplanten Vorsorgepaket gehört, dass Städte und Gemeinden frühzeitig von den Netzbetreibern über die Planung zu den Standorten von Sendeanlagen informiert werden müssen. „Das Aufstellen von Mobilfunkmasten ohne Beteiligung der Kommunen muss ein Ende haben“, erklärte Trittin vorab am Sonntag anlässlich der gemeinsamen Anhörung des Umwelt-, Gesundheits- und Wirtschaftsausschusses des Bundestages zum Thema Mobilfunk am Montag.

Die Unternehmen sollen demnach alle möglichen Standortalternativen offen legen. Zudem sollen Kommunen bei kleinen Sendeanlagen das Recht haben, selbst Alternativstandorte vorschlagen zu können. „Werden Städte und Gemeinden frühzeitig an der Entscheidung beteiligt, wächst auch die Akzeptanz der Bevölkerung“, sagte der Umweltminister.

Vor zehn Tagen hatte seine Partei gefordert, die Grenzwerte für Handy-Strahlung deutlich senken (ZDNet berichtete). In den vom Vorstand der Bundestagsfraktion beschlossenen Leitlinien werden die derzeit gültigen Grenzwerte als nicht geeignet bezeichnet, alle Gesundheitsrisiken auszuschließen.

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