Microsoft hat in einem Blogbeitrag zusätzliche Informationen zu seinem kommenden Browser mit dem Codenamen „Spartan“ öffentlich gemacht. Er wird demnach wie erwartet einen neu entwickelten Fork der Rendering-Engine von Internet Explorer 11 einsetzen, der in einigen Punkten radikal vom Original abweicht. IE11 setzt auf Microsofts Trident.
Definitiv handelt es sich weder um WebKit noch Googles Blink oder Mozillas Gecko. In dem erwähnten Blogbeitrag heißt es, Spartan „lädt die IE11-Engine, wenn sie für Legacy-Unternehmenswebsites benötigt wird. Für moderne Seiten nutzt er die neue Rendering-Engine.“ Ob dazu der zweite in Windows 10 enthaltene Browser (also IE11) komplett gestartet wird oder nur dessen Rendering-Engine innerhalb von Spartan, ist unklar. Es liegt aber nahe, dass Microsoft Nutzer von Windows 10 nicht zwingen wird, ständig zwischen zwei Browsern zu wechseln.
In einem anderen Absatz formuliert Microsoft dies noch einmal: „Der von einer neuen Rendering-Engine angetriebene Spartan ist für Interoperabilität mit dem modernen Web konzipiert. Wir haben uns bewusst von den nach Version unterschiedenen Dokumentmodi wegbewegt, die Internet Explorer traditionell nutzt, und verwenden jetzt dasselbe Markup wie andere Browser. Die neue Rendering-Engine von Spartan ist für das Web gedacht, wie es heute geschrieben wird.“ Dies heißt sehr konkret, dass Spartan HTML-Tags so auslegt wie Chrome, Firefox oder Safari – und niemals so wie Microsofts IE6 oder IE7.
Der zitierte Absatz verweist auch auf einen letztjährigen Blogbeitrag, in dem gar nicht von Trident die Rede ist. Vielmehr kündigen Microsoft-Mitarbeiter dort an, der nächste IE werde Internetseiten mit einer neuen „Edge Mode“-Plattform rendern, die Angaben zum Kompatibilitäsmodus mit X-UA-Compatible ignorieren werde.
Auf Nachfrage teilte Microsoft mit, dass die neue Engine schon mehr als ein „Fork von Trident“ sei: „Die Rendering-Engine von Spartan (edgehtml.dll) ist neu und unterscheidet sich von Trident (mshtml.dll). Ihr Ursprung ist ein Fork von Trident, aber über die Monate der Entwicklung hinweg haben sich starke Abweichungen ergeben, ähnlich wie sich etliche andere Browser-Engines als Forks begonnen haben, bevor sie sich ganz anders entwickelten.“ Dies scheint sich vor allem auf Googles Blink zu beziehen, das als WebKit-Fork begann. Die neue Edge-Engine folge auch vollkommen anderen Prinzipien: beispielsweise Fokus auf Interoperabilität und Verzicht auf Kompatibilitätsmodi.
Webentwicklern empfiehlt Microsoft nun, Kompatibilitätsmodi nicht mehr zu verwenden und stattdessen auf moderne Standards umzusteigen. Die neue Engine lasse sich über das Windows Insider Program und über status.modern.ie schon heute testen. Das Unternehmen bittet um Hinweise via Connect oder Twitter, falls Probleme auftreten.
Der Blogbeitrag wiederholt, dass auch Internet Explorer 11 in Windows 10 enthalten sein wird. Microsoft will damit Unternehmenskunden helfen, die auf ihren Intranet-Websites und in Web-Apps ActiveX-Steuerelemente oder Browser Helper Objects einsetzen.
Vorgestern hatte Microsoft auf seiner Veranstaltung zu Windows 10 einige Funktionen von Spartan demonstriert, darunter die Möglichkeit, Anmerkungen zu Webseiten zu machen und diese weiterzuleiten, aber auch die Integration des Sprachassistenten Cortana. Es teilte auch mit, Spartan werde auf Windows-Phones, Tablets und PCs laufen. Der Browser ersetzt den „Modern IE“, also die IE-Version im Metro/Windows-Store-Look, die mit Windows 8 ausgeliefert wurde.
Unklar ist, welche Versionen von Windows 10 auch IE11 enthalten werden. Unter Windows 10 Mobile, also dem Nachfolger von Windows Phone für Smartphones und kleine Tablets, dürfte dies eher nicht der Fall sein. Auch zu Browsererweiterungen macht Microsoft keine Angaben. Berichten zufolge sind sie in Spartan möglich; Neowin und FraWin.com verweisen sogar auf Quellen, denen zufolge sich Chrome-Erweiterungen auf Spartan anwenden lassen.
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[mit Material von Mary Jo Foley, ZDNet.com]
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