Sackgasse Autoelektronik

Noch ist diese Gefahr gering, doch tatsächlich ist geplant, so war auf der IAA zu erfahren, Software-Updates über den CD-Player im Auto aufzuspielen. Außerdem sind die Hersteller dabei, die bislang isolierten Controller im Auto (bislang ca. 50 bis 100 je nach Modell) miteinander zu vernetzen. Die Folge: Zum einen ist das Bus-System im Auto zu vereinheitlichen, die Subsysteme müssen durch Firewalls voreinander und gegen Angriffe von außen geschützt werden, eine Management-Ebene für das Automobil-Netz muss eingerichtet werden.

Damit würde das Computersystem im Auto auf einen neue Komplexitätsebene gehoben, wie wir sie von Unternehmensnetzwerken kennen. Schon heute ringen die Autobauer mit klassischen IT-Problemen. Dazu gehört, dass in jedem Automodell verschiedene Softwareversionen verwendet werden. Die Aufgabe der Versionsverwaltung erstreckt sich zudem auf die Subsysteme. Die Gefahr unverträglicher Versionen steigt also dramatisch an. Anders als im Unternehmensnetz, hat hier jedoch jeder Fehler dramatische Konsequenzen.

Da sich die Neuerungen in der IT-Branche weit rascher gegenseitig ablösen, als Automodelle auf den Markt gebracht werden können, steht zu erwarten, dass es bald nicht mehr reicht neue Software nur bei der Fabrikation einzuspielen – oder beim Service in der Vertragswerkstatt. Um im Wettbewerb mithalten zu können, könnte es dann Updates via Internet geben. Damit würde eine Vision wirklich, die von den großen Automobilherstellern bereits während des Internet-Hypes als unmittelbar bevorstehend angekündigt – dann aber wohlweislich unter die Decke gekehrt wurde.

Schließlich könnte sich das High-Tech-Auto als Export-Hemmnis erweisen. Es mag möglich sein, die Fahrzeuge über ein flächendeckendes Werkstattnetz in Deutschland, Europa oder auch in den USA zu warten. Doch wie will man die Märkte in Nahen und Mittleren Osten oder in Afrika versorgen. Wie will man im Ausland dafür sorgen, dass ein Mittelklasse-Auto durch Raubkopien ein Update zum Luxus-Modell erhält.

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3 Kommentare zu Sackgasse Autoelektronik

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  • Am 17. September 2003 um 7:11 von Horst Lüning

    Software Update
    Ich habe einen Vortrag von einem BMW Manager gehört, der davon sprach, dass man in der kommenden Version des BMW 7er etwa 1 GB an Softwarecode haben wird. Allein das Brennen dieses Codes in EPROMs wird ewig dauern. Neue Upgrade-Methoden müssen her.

    Die B-52 Langstreckenbomber der USA werden derzeit von C64 Prozessoren auf Pentium II hochgerüstet. Intel produziert für Industrieanwendungen diesen Prozessor weiter. Was machen wir im 15 Jahren mit einem heutigen PKW, wenn es keine Ersatzteile für die Elektronik mehr gibt? Oldtimer aus der heutigen Zeit wird es in 30 Jahren nicht mehr geben. Das Auto wird genauso lang halten wie sein Computer.

    Gruß
    Horst Lüning

  • Am 18. September 2003 um 1:20 von Fordfahrer

    und die Software von Microsoft?
    Bei einer Vollbremsung erscheint dann wohl im Display:
    "Sie möchten eine Vollbremsung durchführen und eine Kollision vermeiden?
    – Ja – Nein – Weiß nicht – Abbrechen"

    Nach der Kollision können Sie dann "Problembericht an Microsoft senden?" bestätigen oder Abbrechen!!! ;-)

  • Am 18. September 2003 um 10:05 von Justiciero

    Der Kunde wünscht das *NICHT*
    "Welcher Anfänger würde sich nicht über ein System freuen, dass ihn kollisionsfrei in die kleinste Parklücke manövriert."
    Einem Fahrer, der es nur mit Hilfe von Elektronik schafft, kollisionsfrei in eine Parklücke zu kommen, wird hoffentlich niemals ein Führerschein ausgehändigt.
    Es ist einfach falsch nahezulegen, dass alle Fahrer sich über jedes elektronische Spielzeug im Auto freuen. Man hat beim Kauf eines Neuwagens nur schlicht keine Wahl. Jahre später verursacht dieser Mist nur Ärger. Mir ist ein halbes Dutzend Fälle bekannt von Leuten, bei denen früher oder später die Fensterheberelektrik versagt hat. Bei der guten alten Kurbel kommt dies praktisch nie vor. Hundert weitere Beispiele liessen sich anführen!

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