Sind Spionage-Chips reif für die Vermarktung?

Kommentar: Ist es möglich, dass in der Zukunft unsere Kleidung, unsere Schuhe oder selbst unser Zahlungsverkehr jederzeit unseren Aufenthaltsort verraten?

Ich rede nicht über einen chirurgisch unter die Haut gepflanzten Mikrochip, wie es die Firma Applied Digital Systems aus Palm Beach/Florida gern sehen würde. Und ich rede auch nicht von dem unheimlichen Spionage-Überwachungssystem Total Information Awareness von John Poindexter, von dem ich bereits in einem früheren Artikel berichtet habe.

Stattdessen könnte unser Aufenthaltsort in der Zukunft jederzeit ermittelt werden, weil wir Objekte tragen, essen und bei uns führen, die genau zu diesem Zweck erschaffen wurden.

Der generische Name für diese Technologie lautet RFID, was für Radio Frequency Identification (Identifizierung über Funkfrequenzen) steht. Bei den RFID-Etiketten, den so genannten „Tags“, handelt es sich um winzige Mikrochips, die bereits jetzt nur noch halb so groß wie ein Sandkorn sind. Diese Chips warten auf eine Anfrage per Funk und antworten mit der Übermittlung ihres eindeutigen ID-Codes. Die meisten RFID-Tags benötigen keine Batterien. Für die Übermittlung ihrer Antwort reicht ihnen die von dem eintreffenden Funksignal mitgebrachte Energie aus.

Es ist an der Zeit, sich mit der RFID-Technologie vertraut zu machen, denn in naher Zukunft werden wir alle noch sehr viel von ihr hören. Einzelhändler sind ganz begeistert von diesem Konzept, und Alorie Gilbert von CNET News.com veröffentlichte einen Artikel darüber, wie Wal-Mart und die britische Supermarktkette Tesco momentan anfangen, so genannte „smart shelves“ (intelligente Regale) zu installieren, die mit vernetzten RFID-Lesegeräten ausgestattet sind. Den größten Test dieser Technologie wird wohl Verbrauchsgüter-Riese Gillette durchführen, der kürzlich ankündigte, 500 Millionen RFID-Tags von Alien Technology aus Morgan Hill/Kalifornien kaufen zu wollen.

Alien Technology weigert sich, seine Preise mitzuteilen – Branchenschätzungen gehen jedoch von etwa 25 US-Cent pro Stück aus. Das Unternehmen sagt voraus, dass die RFID-Tags ab Mengen von 1 Milliarde nur noch 10 US-Cent pro Stück kosten und ab 10 Milliarden Stück den Traumpreis der Branche von je 5 Cent erreichen werden.

Damit wird es erschreckend leicht, sich ein Szenario vorzustellen, in dem jedes Produkt das man kauft und dessen Preis über den eines Schokoriegels hinausgeht, mit einem RFID-Tag ausgestattet ist. Der Tag verfügt üblicherweise über einen eindeutigen 64-bit Identifizierungscode, der etwa 18 Trillionen mögliche Werte liefert. KSW-Microtec, ein deutsches Unternehmen, hat waschbare RFID-Tags entwickelt, die sich zum Einnähen in die Kleidung eignen. Die Europäische Zentralbank denkt Berichten zufolge darüber nach, ihre Banknoten bis 2005 mit RFID-Tags auszustatten.

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1 Kommentar zu Sind Spionage-Chips reif für die Vermarktung?

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  • Am 4. September 2003 um 23:27 von Snipe

    Mensch = Roboter
    In wenigen jahren dürfen wir nicht mal meh selber denken dürfen!!!!

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