Red Hat 8.0: Linux für alle

Neue Desktopwelten
Wer KDE (oder Gnome) schon kennt, muss umdenken. Das fängt schon mit einem Tribut an die Windows- und Mac-Gewöhnten an: Endlich ist der Doppelklick Standard, und Leute wie der Tester, die vier Betriebssysteme auf einem Rechner vereinen, starten nicht immer zwei Browser gleichzeitig, bevor sie wieder mental auf Linux umgestellt haben. Übrigens startet Red Hat’s KDE 3.0.3 auf dem Testrechner doppelt so schnell wie ein gleicher KDE auf Suse 8.0, fast so schnell wie Gnome.

Es ist am Anfang schon recht gewöhnungsbedürftig, aber die aufgeräumte Ordnung und die hübschen neuen Icons machen einem Bluecurve schmackhaft. Die Auflösung sollte man nicht zu klein wählen, ab 1024 x 768. Auch wenn es hier und da noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt (Terminalfenster sind erst auf dritter Menüebene zu finden, Laufwerksordner gibt’s erst nach erstmaliger Benutzung) kann Bluecurve überzeugen. Die runden Ecken und das dominierende Blau (daher der Name) lassen ein klein wenig MacOS-Feeling auftauchen.

Bei soviel schöner Optik fällt vor allem eines störend auf: Die Übersetzung. Vielfach ist sie gut gelungen, manchmal schwer zu verstehen, und viel zu oft überhaupt nicht vorhanden. Einiges wurde offenbar am grünen Tisch übersetzt, ohne das Ergebnis nach dem Compilieren zu testen. Schon der Anmeldedialog (der „grafische Begrüßer“) wurde nach der Übersetzung offenbar nicht ein einziges Mal getestet. Sein Text „Bitte geben Sie ihren Benutzernamen ein“ ist nämlich so lang, dass er gar nicht in das vorgesehene Fenster passt. In allen drei getesteten Auflösungen ist der Fehler nicht zu übersehen. Eher humorvoll wirkt bei der Installation die anwählbare Option „Ja, ich möchte mich bei Red Hat Network“. Was immer damit gemeint ist. IDSL verwendet man laut Erklärung für „Entfernungen über eine ISDN-Linie“. Aha.

Mitunter stößt man in deutschen Menüeinträgen auf englische Untermenüs. Das komplette Red-Hat-Network ist Englisch, wie auch die Online-Hilfe. Beim Update Agent kann man sogar in ein- und demselben Fenster zweierlei Zungenschlag bewundern. Doch die guten und umfangreichen Handbücher reißen das Ruder herum, hier findet man die Info, die man auf dem Rechner nicht so findet. Perfekt wäre es, wenn Red Hat die vier Handbücher auf ein oder zwei konsolidieren könnte, oder ihnen wenigstens einen gemeinsamen Index verpassen könnte.

Das System
Von den Haken und Ösen der Übersetzung abgesehen bietet Red Hat ein sehr schönes Paket an. Nicht nur mit dem Final-Release von Mozilla (1.01) glänzt man, auch zum Thema E-Mail hat man mit Ximian Evolution was zu bieten. Auch Office gibt’s reichlich – in Form von Open Office, das via Bluecurve direkt über die Taskleiste bequem zu bedienen ist. Wer den Gnome-Desktop wählt, kann mit Gnome Pilot auch seinen Palm-PDA integrieren. Und auch sonst ist das Paket gut ausgestattet.

Bei der Grundkonfiguration kann man noch ein wenig feintunen. So ist es nicht notwendig, auf einem ADSL-verbundenen PC ISDN zu aktivieren, und PCMCIA-Support ist auf einem Desktop auch nicht notwendig. Laufende „atd“ und „portmap“ sind überflüssig, letzterer kann ein Sicherheitsproblem sein. Auch ein aktivierter „sshd“, noch bevor Schlüssel definiert wurden, erstaunt.

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