Parallel dazu passiert jetzt allmählich das, was Gates und Netscape bereits vor über zehn Jahren vorausgesehen haben: Der Browser verdrängt das Betriebssystem als Universalplattform. Wichtig: Es geht dabei nicht um Cloud-Computing oder Software-as-a-Service (SaaS). Obwohl die Bereitstellung von Applikationen und Diensten über das Internet natürlich Teil der Erfolgsgeschichte des Browsers ist, haben beide Trends doch im Geschäftsleben noch lange nicht die kritische Masse erreicht.

Außerdem geht die Entwicklung weit darüber hinaus. Viele Firmen nutzen den Browser bereits als Frontend, um persönliche Anwendungen oder Back-End-Systeme zu nutzen. Die Palette reicht von Datenbanken über CRM- und ERP-Lösungen bis zur Gehaltsabrechnung und dem Firmenportal. Warum auch nicht? Die meisten Anwender sind vertraut und versiert im Umgang mit einem Browser, mit der dort erwarteten Navigation und mit dem Ausfüllen von Formularen im Web.

Die firmeneigenen Anwendungen profitieren davon. Die Mitarbeiter verstehen sie deutlich schneller und benötigen deutlich weniger Unterstützung bei der Benutzung, als dies bei herkömmlichen, windowsbasierenden Business-Anwendungen der Fall ist, die jeweils ihre eigenen Menüs, Oberflächen und oft eine nur ihnen eigene Benutzungslogik mitbringen.

Dazu kommt, dass immer mehr Anwender ihre privaten E-Mails und ihre privaten Dateien in webbasierenden Systemen wie Yahoo Mail oder Google Text & Tabellen vorhalten und verwalten. Das führt dazu, dass der durchschnittliche Anwender den größten Teil der Zeit, die er vor dem Computer verbringt, mit einem Browser arbeitet. Daher wurden auch Tabs ein Standard-Feature aller gängigen Browser: Die meisten Benutzer verwenden heute mehrere Websites gleichzeitig, so wie sie in einem Betriebssystem mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen lassen.

Wer heute ein neues System installiert oder auch nur ein neues Betriebssystem aufspielt, braucht eigentlich nur zwei Dinge zu tun: Firefox als Browser und Xmarks für die Synchronisierung seiner Bookmarks zu installieren.

Mit den so importierten Lesezeichen hat er Zugriff auf alle von ihm genutzten, webbasierenden Anwendungen. Danach kann er rund 80 Prozent seiner Arbeit erledigen – ohne auch nur eine weitere Anwendung zu installieren. Und das gilt sowohl für Nutzer von Mac OS X und Linux als auch Windows XP und Windows 7: Das Betriebssystem ist für diesen Anwender völlig nebensächlich.


Der historische Vergleich für den deutschsprachigen Raum zeigt, dass es Firefox gelungen ist, das Erbe von Netscape anzutreten. Andere Browser konnten die Lücke nicht besetzen (Bild: Fittkau & Maaß).

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ZDNet.de Redaktion

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