Flattr: revolutionärer sozialer Bezahldienst oder Eintagsfliege

Unabhängige Blogs gewinnen immer mehr an Bedeutung. Wer sich zur journalistischen Tätigkeit berufen fühlt, ist nicht mehr darauf angewiesen, bei einem Verlag beziehungsweise in einer Redaktion zu arbeiten. Ein Content-Management-System wie WordPress, Joomla oder Typo3 kann nahezu auf jeder Shared-Hosting-Plattform betrieben werden, die PHP und MySQL unterstützt. Das lässt sich mit einem geringen monatlichen Betrag finanzieren. Wenn der Blog erfolgreich ist, stellt der spätere Umzug auf eigene Server kein Problem dar.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Blogger neben der klassischen Presse Teil der sogenannten „vierten Gewalt“ im Staat geworden sind. Der vorerst erfolgreiche Protest gegen das Internetzensurgesetz ist zu einem großen Teil unabhängigen Blogs zu verdanken. Das Gesetz ist zwar in Kraft, wird jedoch nicht angewandt. Ferner will die SPD, mit deren Hilfe es verabschiedet wurde, es nun wieder abschaffen.

Allerdings sollte man die Macht von Blogs nicht überbewerten. So berichtete das heute-journal am 2. Juni, dass der Rücktritt Horst Köhlers als Bundespräsident von Bloggern verursacht worden sei, die den Spiegel über Twitter auf das umstrittene Interview im Deutschlandradio hingewiesen hätten. Dazu muss man feststellen, dass es auch auf klassisch-analogem Wege möglich ist, eine Redaktion auf ein solches Interview aufmerksam zu machen.

Dass sich die Informationsgesellschaft nachhaltig verändern wird, sagte bereits eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2000 voraus: „Die Internet-Entwicklung gibt ihm [dem Internet-Nutzer] unweigerlich die Kontrolle darüber, welche Informationen und Inhalte ihn wann und wie erreichen. Das neue Medium ist nicht mehr auf Vermittler wie Verlage, Sender, Zeitungen oder die Musikindustrie angewiesen. Im Internet wird eine ‚Massenkommunikation‘ von Individuum zu Individuum möglich. Auf diese Entwicklung hin zur Nutzerkontrolle sind wir bisher nicht vorbereitet. Wir müssen neue Regulierungsmechanismen entwickeln.“

Dass Verlage zumindest in ihrer bisherigen Form an Macht und Bedeutung verlieren werden und bereits verloren haben, ist heute jedem klar. Dass man dieser Entwicklung mit „neuen Regulierungsmechanismen“ entgegensteuern muss, halten viele Internetnutzer allerdings für falsch.

Bisher ist es nicht gelungen, ein System zu finden, mit denen Blogger für ihre Tätigkeit angemessen entlohnt werden. PayPal-Donate-Buttons, Vorschläge zu Kulturflatrates und kostenpflichtiger Einzelabruf von Artikeln haben bisher nicht zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Und durch Werbung allein ist der Verdienst für viele – auch bekannte – Blogger zu gering.

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ZDNet.de Redaktion

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